Kalletal (sar). Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Kalletal steht vor einer ungewissen Zukunft. In der Ratssitzung am Donnerstagabend (18. Dezember) gab es für das erforderliche Darlehen kein Votum. Sebastian Engbrocks hatte noch vor wenigen Tagen eine Online-Petition gestartet. 591 Unterschriften für das MVZ und insbesondere für eine Kinderärztin, die am 1. Januar ihre Tätigkeit aufnehmen möchte, kamen zusammen.
Dazu die Pressemitteilung der SPD-Ratsfraktion Kalletal
SPD Kalletal: CDU und UKB Kalletal nehmen Insolvenz des MVZ billigend in Kauf –
mehr als 1.600 Patientinnen und Patienten im Stich gelassen
Mit der Ablehnung dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Kalletal ein
Überbrückungsdarlehen zu gewähren, haben die Fraktionen der CDU sowie UKB sehenden Auges in
Kauf genommen, dass das MVZ Kalletal nun voraussichtlich Insolvenz anmelden muss. Die
unmittelbare Folge: Rund 1.600 aktuell eingeschriebene Patientinnen und Patienten (darunter
bereits 170 Personen die von Frau Dr. Scherzer nach deren Praxisschließung zum MVZ gewechselt
sind) stehen ohne hausärztliche Versorgung da. Ebenso bereits 160 angemeldete Patienten für eine
geplante Anstellung einer Kinderärztin. Dieser gravierende Einschnitt für die medizinische Versorgung
im Kalletal wurde in der Begründung des Fraktionsvorsitzenden der CDU, Julian Gerber, mit keinem
einzigen Wort thematisiert. Stattdessen wurde lapidar auf eine angebliche Überversorgung mit
Kinderärztinnen und Kinderärzten im Bezirk Lemgo/Kalletal hingewiesen. Diese Einschätzung steht in
eklatantem Widerspruch zur Realität. Wer aktuell von einer ausreichenden kinderärztlichen
Versorgung spricht, wird der realen Versorgungssituation in keiner Weise gerecht.
In den vergangenen Tagen haben 590 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner einer Online-Petition
sowie eine gemeinsame Stellungnahme mehrerer Elternbeiräte der Kalletaler Kitas eindringlich
deutlich gemacht, wie dringend eine Kinderärztin im Kalletal benötigt wird. Ebenso haben
Seniorenbeiräte und der AWO Ortsverein die Bedeutung des MVZ auch für die ältere Bevölkerung
hervorgehoben. Diese Stimmen scheinen bei der CDU Kalletal sowie der UKB keinerlei Beachtung
gefunden zu haben.
Die von Julian Gerber vorgebrachte Kritik an der Geschäftsführung des MVZ ist nachvollziehbar –
unverständlich ist jedoch, dass sie als Begründung für die Ablehnung jeglicher Unterstützung genutzt
wurde. Die dargelegten Kritikpunkte sind in weiten Teilen berechtigt und werden auch von der SPD
Kalletal ausdrücklich geteilt. Allerdings war der CDU-Fraktion aus mehreren vorab geführten
Gesprächen bekannt, dass die SPD Kalletal eine sofortige personelle Neuausrichtung auf
Geschäftsführungsebene zur Lösung der bestehenden strukturellen Probleme mitgetragen hätte.
Genau dieser Weg hätte eine Perspektive eröffnet, ohne die medizinische Versorgung der Menschen
im Kalletal zu opfern.
Dass die CDU diesen Lösungsansatz ignoriert und stattdessen den vollständigen Zusammenbruch des
MVZ in Kauf nimmt, lässt die SPD Kalletal sprachlos zurück. Das ist keine zukunftsweisende
Entscheidung – und schon gar kein Dienst an den Bürgerinnen und Bürgern.
Die ärztliche Versorgung im Kalletal steht nach diesem Ratsbeschluss vor einer extrem unsicheren
Zukunft. Verantwortlich dafür ist eine realitätsferne und verantwortungslose Haltung der UKB und
CDU Kalletal, die politische Sturheit über die Gesundheitsinteressen der Menschen vor Ort stellen.
Die SPD Kalletal wird sich weiterhin mit Nachdruck dafür einsetzen, dass die medizinische Versorgung
in unserer Gemeinde gesichert bleibt – verantwortungsvoll, lösungsorientiert und im Interesse der
Bürgerinnen und Bürger. Das im Anschluss an die Ratssitzung initiierte Bürgerbegehren findet unsere
volle Zustimmung und wir fordern alle Unterstützer und Befürworter des MVZ auf, dieses ebenfalls zu
unterstützen.