Kalletal (jn/red). Es geht los mit der Jugendmitbestimmung im Kalletal: Insgesamt 642 Jungen und Mädchen zwischen 12 und 15 Jahren bekommen aktuell Post aus dem Rathaus. Es geht um das Projekt „Jugend entscheidet“, das die Gemeinde gemeinsam mit der Hertie-Stiftung speziell für sie umsetzt.


Kalletal ist eine von zehn Kommunen, mit denen die Stiftung die Jugendbeteiligung an kommunaler, politischer Mitbestimmung auf ein neues Level heben möchte. Und was für die Kalletaler Jugend alles möglich sein wird, woran sie mitarbeiten und – vor allem – mitentscheiden soll, darüber informiert jetzt der Brief von Bürgermeister Mario Hecker.

Denn „Fridays for Future“ hat gezeigt: Junge Menschen brennen für Politik, wollen mitreden, mitentscheiden. Aber die Frage ist: Was haben sie zu kommunalpolitischen Fragestellungen zu sagen? Wie denken sie über Themen, die ihr Leben direkt vor der Haustür prägen? Genau das sind die Grundpfeiler, auf denen die Hertie-Stiftung ihr Projekt aufgebaut hat.

Das Ganze funktioniert kurz gesagt so: Die teilnehmenden Städte und Gemeinden geben im Zuge des Projektverlaufs (rund ein Jahr) eine reale, kommunalpolitische Entscheidung an die Jugendlichen ab. Es ist also kein Planspiel, sondern Realität – dazu hatte sich die Gemeinde Kalletal vorab verpflichten müssen.

Ein grundlegender Punkt: „Wir sind überzeugt, dass Jugendbeteiligung nicht nur gut für die Kinder und Jugendlichen ist, sondern auch für die Kommunen, die auf diese Weise neue Einblicke und Ideen erhalten“, sagt Elisabeth Niejahr, Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Die Jugendlichen lernten so auf unmittelbarem Weg, wie Demokratie funktioniert und was es heiße, sich aktiv in die Mitgestaltung der eigenen Lebenswelt einzubringen. „Demokratie kann man nicht früh genug lernen“, sagt Niejahr. „Uns ist es dabei wichtig, Jugendliche nicht nur zu konsultieren, sondern sie wirklich entscheiden zu lassen.“ Das sahen auch Rat und Verwaltung in Kalletal so.

Und nun geht es los: Auf Seiten der Gemeinde wurde für das Projekt ein „kommunales Team“ gegründet, dass bei der Umsetzung der Entscheidung der Jugendlichen helfen soll.
Den Jungen und Mädchen werden einige Gesichter vertraut sein, andere (noch) nicht: Neben Bürgermeister Mario Hecker und Ewa Hermann, Ute Seidemann, Henrike Sieker sowie Olaf Kapelle aus der Verwaltung sind mit dem Vorsitzenden des Ausschusses für Bildung, Jugend, Kultur, Freizeit und Sport, Sven-Rainer Hoffmann, Jonathan Wenzel (Mitglied im Beirat des Vereins „Kinder- und Jugendarbeit Kalletal e. V. – KJK“) und Christine Heidsiek (Vorsitzende des KJK) drei weitere Mitglieder des Rates vertreten. Jutta Sieker und Anna Schmiedekamp komplettieren als Mitarbeiterinnen des KJK das Team, das jetzt seine Arbeit aufgenommen hat.

Und auch ihn werden die Jugendlichen bald sehr gut kennenlernen: Maik Peyko vom TEMP-Projekt aus Neetze begleitet die Kalletaler bei ihrer Umsetzung professionell. Er wurde dem kommunalen Team durch die Hertie-Stiftung als Prozessbegleitung ebenso zur Seite gestellt wie der Verein „Politik zum Anfassen e.V.“ aus Hannover, der sich für die App „PLACEm“ verantwortlich zeichnet – denn DIE soll in Kürze in Kalletal zum Einsatz kommen.

Aber der Reihe nach: Zunächst geht’s ans Kennenlernen. Schritt 1 ist der Brief zu Ostern. „Du willst in Deiner Gemeinde etwas verändern? Deinen Bürgermeister kennenlernen und ihm sagen, was Dich nervt und was Dir gut gefällt?“ wird da gefragt. „Dann ist Jugend entscheidet genau das richtige für Dich! Wir sorgen dafür, dass Deine Ideen nicht nur gehört, sondern Wirklichkeit werden.“, so Mario Hecker in seinem Schreiben.
Aber auch die Gleichstellungsbeauftragte, Sabine Kregel-Richert kommt zu Wort und meint in Richtung der jungen Frauen: „Politik kommt in Eurem Leben ständig vor, denn es spielt eine große Rolle, dass Ihr die gleichen Chancen auf einen guten Job und auf die gleiche Bezahlung habt. Dass Ihr die Chance habt, so zu leben, wie Ihr es möchtet, in einer Umgebung, die Euch gefällt, mit einem entsprechenden Einkommen und der Entscheidungsfreiheit auf ein Leben mit Familie. Setzt Euch für Eure Interessen ein!“ Mitmachen ist also angesagt.

Und dann kommt auch die App ins Spiel: Die Teilnahme am Projekt startet über „PLACEm“ – die Mitmach-App. „PLACEm“ wurde als Werkzeug zur digitalen Beteiligung von Politik zum Anfassen e.V. konzipiert, möchte Lust auf Mitdenken und Mitreden machen und hilft dabei, die Kommunikation in Städten und Dörfern zu verbessern. Und: Die App holt Jugendliche direkt im digitalen Raum ab.

Es ist der Anfang einer gemeinsamen Reise von Jugendlichen und Verantwortungsträgern in Kalletal. Zahlreiche Meilensteine werden sie in diesem Jahr im Projekt zusammen erleben, so anfangs auch die „smarte Gemeinderallye“, das digitale Auftakttreffen oder die Abstimmung der Jugendlichen darüber, was sie konkret umsetzen wollen. Schon jetzt ist klar: Das wird aufregend und spannend – und zwar für beide Seiten.

 Mehr zu den, in den kommenden Monaten anstehenden, Eckpfeilern des Projektes finden Sie in der Nordlipper-Ausgabe vom kommenden Samstag (10. April).