Dörentrup-Bega (red). Der Posaunenchor Bega feiert an diesem Sonntag, 29. Juni, sein 130-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass findet ein musikalischer Gottesdienst in der Kirche zu Bega statt, der um 9.30 Uhr beginnt.
Posaunenchöre sind fester Bestandteil vieler Kirchengemeinden in Lippe, doch wie begann dieses für weite Teile Deutschlands ungewöhnliche Phänomen? In Bega standen am Anfang die Familie Kuhlmann und das gemeinsame Musizieren von Vater und Söhnen im Wohnzimmer. 1894 wird ein erster Auftritt bei einem Missionsfest in Alverdissen erwähnt, wo ein Jahr später auch ein erster Gottesdienst in der Kirche mit Posaunen und Trompeten aus Bega stattfand.
Posaunenchöre entstanden in Ostwestfalen in der Folge der „Erweckungsbewegung“, einer Zeit, in der die Kirchen oft die Masse der Besucher nicht fassen konnten und viele Gottesdienste „Open Air“ in den Dörfern und Städten stattfanden. Da wurden für die musikalische Begleitung Instrumente gebraucht, die gut zu transportieren, laut waren – und auch mal einen Schwall Regen vertrugen – also Blechblasinstrumente. Und während heutzutage Posaunen und Trompeten den größten Teil der Besetzung ausmachen, gab es in den Entstehungsjahren ein buntes Sammelsurium an Instrumenten. Chöre erwarben (oder bauten zum Teil selbst) alles, was sie günstig in die Finger bekamen – unabhängig von Größe, Stimmung oder Grifftechnik – Flöten und Pauken inklusive. Die Ausbildung des Nachwuchses stellte die Chorleiter damit vor besondere Herausforderungen, zumal es kein einheitliches Notenmaterial gab geschweige Anfängerliteratur oder geeignete Übungsräume.
130 Jahre Posaunenchor Bega, das heißt, dass der Chor seine Entstehungszeit im Kaiserreich hatte, zwei Weltkriege und die dazwischenliegende Weimarer Republik erlebte. Anfangs als privates Engagement der Familie Kuhlmann, ein Schuster und seine Brüder, die erst ihre Söhne, dann Freunde und Nachbarn in ihre Übungsstunden einluden. Zu Einsätzen nach Alverdissen, Barntrup oder Lemgo ging es zu Fuß, per Zug, Pferdefuhrwerk oder Fahrrad. Zweimal kam durch die Kriege die Arbeit des Posaunenchors vollständig zum Erliegen. Die Männer – und bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts waren es ausschließlich Männer, die in den Posaunenchören spielten – mussten an die Front. Neugründungen 1919 und Ende der 1940er-Jahre fanden dann unter dem Dach der Kirchengemeinde Bega satt. Regelmäßige Gottesdienstbegleitung in der großen Kirche ist seither Aufgabe der Bläserinnen und Bläser. Posaunen und Trompeten erschallen bei fröhlichen Terminen, wie Ostern und Weihnachten, bei Erntedank und Konfirmationen. Doch auch dann, wenn die Menschen sich zu ernsten oder traurigen Anlässen versammeln, gibt die Musik Trost. Sie weist auf Friedhöfen, bei Ewigkeitssonntag oder an Ehrenmälern auf Gott hin, der die Welt in seinen Händen hält. Zum Lob Gottes und zur Freude und zum Trost ihrer Mitmenschen, dafür spielen auch heute noch Bläserinnen und Bläser in Bega, in Gottesdiensten, bei Hoferntedankfesten, beim Laternenfest für die Kleinen und im Elisenstift für die Älteren. Posaunenchor, das heißt in Bega seit 130 Jahren, Zusammenspiel quer durch alle Generationen, Gemeinschaft erleben, miteinander lernen und füreinander da zu sein.
Am Sonntag wird im Gottesdienst gefeiert. Unterstützt von Bläserinnen und Bläsern aus Barntrup, Spork und Hillentrup, gibt es ein buntes, musikalisches Programm. Von „Highland Cathedral“ und „Switching music“ über Choralbearbeitungen bis hin zu Klassikern von Ludwig van Beethoven. Trommel, Triangel und Orchesterrassel ergänzen das Ensemble. Ein besonderer Doppelchor, mit Singkreis und kleinem Bläserchor rundet das Programm ab. Die Predigt hält Pfarrerin Christine Hilkemeier.