Dörentrup (red). Die Gemeinde Dörentrup stand in den vergangenen Monaten im Mittelpunkt der turnusmäßigen Prüfungen von Kommunen in NRW durch die Gemeindeprüfungsanstalt (gpaNRW). Jetzt wurden die von der gpaNRW analysierte Haushaltssituation und weiteren Prüfgebiete im Rat der Gemeinde vorgestellt. Die Empfehlungen erläuterten die Prüferin Nicole Orlob, Projektleiter Lutz Kummer sowie Abteilungsleiter Thomas Nauber.
„Die Gemeinde Dörentrup konnte im Betrachtungszeitraum 2019 bis 2023 ihre Ausgleichsrücklage durch Jahresüberschüsse stärken und die finanzwirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie bewältigen. Dieser positive Trend der Haushaltssituation setzt sich angesichts absehbar steigender Verbindlichkeiten und allgemeiner haushaltswirtschaftlicher Risiken jedoch nicht fort. Um bei den aktuellen Krisen wie Ukraine-Krieg, Inflation und Null-Wachstum weiterhin handlungsfähig zu bleiben, sind Konsolidierungsmaßnahmen notwendig“, erklärt Abteilungsleiter Thomas Nauber.
Im Fokus der Prüfung standen die Themenbereiche Finanzen, Zahlungsabwicklung, Gremienarbeit, Friedhofswesen sowie der Bereich Personal/Organisation und Informationstechnik.
„Der Haushaltsplan 2025 weist für den gesamten Planungszeitraum bis 2028 defizitäre Jahresergebnisse aus, die fiktiv durch die Ausgleichsrücklage ausgeglichen werden können. Die Ausgleichsrücklage wird jedoch anschließend nahezu verbraucht sein“, so Teamleiter Lutz Kum-mer.
Erfreulicherweise liegen auch die Gesamtverbindlichkeiten unter dem mittleren Wert der Vergleichskommunen. Kummer: „In den kommenden Jahren wird jedoch der Finanzierungsbedarf für Investitionen zu einem Anstieg der Verschuldung führen.“
Richtlinien für Kredit und Anlagenmanagement ergänzen
Positiv bewertet das gpa-Prüfteam, dass die Gemeinde keine Haushaltsermächtigungen ins Folgejahr überträgt. Dieses unterstützt eine transparente Haushaltsplanung. Zudem hat die Verwaltung ihre Ziele und strategischen Vorgaben für ihr Kredit- und Anlagemanagement in Dienstanweisungen fixiert. „Das trägt zur Rechtssicherheit und Transparenz bei. Wir empfehlen, die Richtlinien um Regelungen für die Aufnahme von Liquiditätskrediten zu ergänzen“, so Lutz Kummer.
In der Zahlungsabwicklung hat die Gemeinde Dörentrup bereits einen hohen Automatisierungsgrad bei den Forderungen erreicht, das spart Ressourcen. Dieser Weg sollte konsequent weiter beschritten, und das E-Payment möglichst weiter ausgebaut werden“, empfiehlt der Projektleiter der gpaNRW.
In der Vollstreckung wirkt sich die interkommunale Zusammenarbeit mit der Stadt Lemgo positiv aus. Die Aufwendungen je Vollstreckungsforderung sind vergleichsweise niedrig. Zur weiteren Optimierung empfiehlt die gpaNRW, erfolglos angemahnte Forderungen schneller an die Vollstreckungsstelle der Stadt Lemgo zu übergeben.
Mit weiterer Digitalisierung personelle und finanzielle Ressourcen effektiv einsetzen
Auch die Gremienarbeit hat die gpaNRW in den Blick genommen. Die Gemeinde Dörentrup erfüllt die formalen gesetzlichen Anforderungen. Die Gemeinde erstattet auf Antrag Aufwendungen wie Verdienstausfall, Fahrtkosten sowie Pflege- und Betreuungskosten, fördert so die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und kommunalpolitischem Ehrenamt. Die Zahlung der Fraktionszuwendungen entspricht dem Ministeriumserlass. Die Anforderungen an die Digitalisierung der Gremienarbeit (vollständig papierlos) erfüllt Dörentrup bereits weitgehend. Lutz Kummer: „Wir empfehlen, sich ergänzend mit den Herausforderungen digitaler und hybrider Gremiensitzungen zu befassen, um in Krisensituationen handlungsfähig zu sein.“
Im Vergleich zu Kommunen ihrer Größenklasse ist Dörentrup bereits gut bei der Verknüpfung von Personal, Organisation und Informationstechnik (IT) aufgestellt. Die schriftliche Fixierung von Prozessabläufen kann die weitere Digitalisierung unterstützen, die medienbruchfrei über Schnittstellen erfolgen sollte. „Hierdurch kann die Gemeinde personelle und finanzielle Ressourcen noch effektiver einsetzen, um der absehbar hohen altersbedingten Personalfluktuation in den kommenden Jahren zu begegnen“, erklärt Prüferin Nicole Orlob.
Weitere Empfehlung der gpaNRW: In diesem Zusammenhang die schon umfangreichen interkommunalen Kooperationen weiter auszubauen und die Vergabe von Tätigkeiten an Dritte zu erwägen. Im Bereich der IT-Sicherheit wurden Handlungsbedarfe und Maßnahmen erörtert. Nicole Orlob: „Beim IT-Management empfehlen wir unter anderem, die intern gemeldeten Störungen schriftlich zu fixieren und regelmäßig zu analysieren.“
Wandel im Friedhofwesen
Der Wandel in der Bestattungskultur ist auch in Dörentrup auf den fünf kommunalen Friedhöfen mit einem deutlichen Anstieg der Urnenbestattungen zu spüren. Dies hat Auswirkungen auf die Flächenauslastung und die Friedhofsgebühren. Positiv bewertet wird die gezielte Belegungsvergabe, um Lücken auf Grabfeldern zu minimieren und bestimmte Friedhofsbereiche nicht mehr zu belegen, die in kostengünstigere Nutzung umgewandelt werden können. Zur Erhöhung des Kostendeckungsgrades empfiehlt die gpaNRW, eine Anpassung der Gebühren zu prüfen. Die Steuerung des Friedhofswesens kann zudem durch die Definition von weiteren Zielen und Kennzahlen unterstützt werden.
Bürgermeister Veldink äußert sich abschließend zu den Ergebnissen der Prüfung: „Wir bedanken uns für die konstruktive und professionelle Zusammenarbeit mit den Vertreterinnen und Vertretern der gpaNRW. Der objektive Blick von außen durch erfahrene Fachleute ist ein wertvoller Beitrag, um mögliche Verbesserungspotenziale in der Verwaltungsarbeit zu erkennen und der Gefahr von Betriebsblindheit vorzubeugen. Die im Bericht enthaltenen Hinweise und Empfehlungen nehmen wir ernst. Wir werden diese sorgfältig analysieren und – wo möglich – in unsere weiteren Planungen und Abläufe einbeziehen.“