Extertal-Silixen (rr). Die Flutkatastrophe im Ahrtal von vor nicht einmal einem Jahr hat auch in Extertal ihre Spuren hinterlassen. Extertaler Fluthelfer bekamen jetzt die Möglichkeit, von ihren Eindrücke vor Ort zu berichten – und gleichzeitig von Hoffnung, Wiederaufbau und tiefer Dankbarkeit zu erzählen. 

Die Flutkatastrophe in den Städten und Dörfern im Ahrtal vor einem Dreivierteljahr hat sich tief in das Gedächtnis der lippischen Feuerwehrleute eingegraben, die im März zu dem kleinen 700-Einwohner-Dorf Schweinheim in der Nähe von Euskirchen ausrückten. „Zustände wie in einem Kriegsgebiet“ weiß einer von ihnen zu berichten, der Silixer Patrick Behrens, Berufsfeuerwehrmann in Lemgo, und er beschreibt die Soforthilfe aus dem Extertaler Ortsteil, die dank einer Initiative der Bürgerschaft in kürzester Zeit mehrere LKW mit Kleiderspenden und Dingen des täglichen Bedarfs auf den Weg brachte.
Ein Dreivierteljahr später ist die Hilfsbereitschaft immer noch vorhanden, denn die Flutkatastrophe wirkt vielfach nach.

Das neue „Extertaler Eck“ in Schweinheim. Foto: Behrens / privat

Das sind die aktuellen eindrücklichen Erfahrungen von Behrens und dem selbstständigen Landschaftsbauer Michael Winter aus Silixen, die sich mit vier weiteren Helfern und zusätzlich fünf Nachgereisten nun an einem Donnerstag im März wiederum auf den Weg in den gebeutelten Ort machten.
Das erst kurz zuvor als schönstes Dorf Westfalens ausgezeichnete Schweinheim erinnert in manchen Teilen immer noch an eine Mondlandschaft. „Nur um die Ortsmitte herum sind einige Häuser wieder bewohnbar, doch durch die Ortsmitte verläuft ein rund 1,50 Meter tiefes Loch, wo sich das Hoch

wasser damals in etwa drei Metern Höhe auf 500 Metern Breite ausgedehnt hatte,“ berichtet Behrens. Zwei oberhalb gelegene Talsperren und daraus zwei Bachläufe „gegen die die Exter ein Riesenfluss ist“ sorgten also für das Fiasko.
Und die Not bleibt gewaltig, denn von zirka 600 Häusern waren gerade zwei so versichert, dass die Schäden aufgefangen werden können, andere Eigentümer erhielten außer 2.000 Euro Soforthilfe nichts.

Um diesen Einsatz und damit auch das Engagement der Silixer öffentlich zu dokumentieren, organisierte Manfred Stoller, Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Wählergemeinschaft Extertal, im Silixer Dietrich-Bonhoeffer-Haus einen Pressetermin, bei dem Patrick Behrens und Michael Winter nun hautnah über ihre Eindrücke berichten konnten.

Die Initiatoren der Hilfsaktion: Patrick Behrens (links) und Michael Winter. Foto: RR

Dieser war „mit dem halben Betrieb, dabei ein Bagger von Landwirt Cord Heger, vom Kalletaler Baustoffhandel Klocke gespendeten Materialien und Pflanzen von der Baumschule Eickermann“ auf die Tour gegangen.
Und ihre Intention war eine ganz besondere. „Denn in der Ortsmitte war ein beliebter Kinderspielplatz quasi dem Erdboden gleichgemacht, und er wird an dieser Stelle wahrscheinlich auch nicht wieder entstehen können,“ berichtet Patrick Behrens.
Und da man sich „um den Wiederaufbau dessen kümmern wollte, was beim Aufbau der primären Infrastruktur erst einmal nachrangig ist und doch so viel Lebensmut gibt,“ wurde zunächst ein neuer Spielplatz am Ortsrand in Angriff genommen, Blumen gepflanzt und zudem der Aufbau eines Naschgartens für die Kinder mit Beeren und Gemüse erledigt, der, in Herzform angelegt, von den Schweinheimern sogleich den Namen „Extertaler Eck“ erhielt.
Überhaupt war die Dankbarkeit der Einwohner immens, was sich an der intensiven Versorgung zeigte, ebenso an den zahlreichen Freundschaften, welche durch den Einsatz entstanden.
Damit ist für die beiden Initiatoren klar: „Wir werden auf jeden Fall weiter helfen.“

Zur passenden Zeit wird man also wieder nach Schweinheim fahren und hofft auch für den geplanten Einsatz auf tätige Mithilfe und tätige Teilnahme vieler Extertalerinnen und Extertaler.