Kalletal-Hohenhausen (rto). Die Unwetter im Jahr 2014, die damals insbesondere Bentorf und Kalldorf sehr stark getroffen haben, aber auch das Starkregenereignis in Lüdenhausen im vergangenen Jahr, sind für die Verwaltung Beleg dafür, dass hier Handlungsbedarf besteht, um zukünftig größere Schäden zu vermeiden.

Dazu hatte Bürgermeister Mario Hecker im Herbst des vergangenen Jahres angekündigt, dass sich die Gemeinde Kalletal verstärkt dem Thema Starkregen widmen wird, um zukünftig auf außergewöhnliche Regenereignisse nicht nur zu reagieren, sondern diesen im Vorfeld bereits durch entsprechende Maßnahmen vorzubeugen.

Mit Dr. Stefan Ostrau und Ulrich Cassel aus dem Fachgebiet Geoinformation/Geodatenmanagement des Kreises Lippe konnte die Gemeinde kompetente Partner für ein Modellprojekt “Starkregen“ gewinnen. Am Beispiel eines Unwetters im Oktober 2019 im Kreis Höxter hatte der Kreis Lippe zu Beginn des Jahres unter Kenntnis der Regenintensitäten ein digitales Geländemodell erstellt und Fließwege abgeleitet. Im Abgleich mit Erosionskarten und Luftbildern aus einer Drohnenbefliegung gab es eine nahezu vollständige Übereinstimmung der digital ermittelten “Gefahrenstellen“ mit den tatsächlichen Schadenereignissen. Dieses Vorgehen soll jetzt auch anhand eines Modellprojektes in Kalletal fortgesetzt werden. In einem zweiten Schritt könnte es auf das gesamte Kreisgebiet übertragen werden. Der Kreis Lippe hatte bereits beispielhaft für die, in 2014 in Folge des Unwetters in Mitleidenschaft gezogenen Kalletaler Dörfer Kalldorf und Bentorf, entsprechende Auswertungen vorgenommen. Diese Ergebnisse wurden jetzt von den beiden Fachleuten vorgestellt.

Die Fachleute sprechen von einem Starkregenereignis, wenn innerhalb einer Stunde 25 Liter Regen auf den Quadratmeter niedergehen. Dies, so Dr. Ostrau, passiere in den letzten Jahren nicht nur immer öfter, sondern praktisch an jedem Ort in Deutschland. Die Forschung nach Möglichkeiten, die Schäden so gering wie möglich zu halten, ist insofern auch für die Bebauungspläne oder den Bau von Hecken oder Flutmulden von höchster Bedeutung.

Das Kalletaler Projekt beruht auf die Zusammenfassung aller zur Verfügung stehenden Daten, die in eine geointelligenten Datei zusammen gefasst werden. Diese Datei soll dann zukünftig für Beschlüsse und Handlungen als Grundlage dienen. „Kalldorf ist nur ein Anfang. Natürlich werden wir das richtig machen und eine solche Datei für das ganze Kalletal erstellen“, so der Bürgermeister.

Im Rahmen eines StarkRegenCongresses im September 2019 hatte Mario Hecker über mögliche Vorgehensweisen in einer Podiumsdiskussion diskutiert und erste Ansätze wie beispielsweise eine “Starkregengefahrenkarte“ oder ein “Sinkkasten-Management“ mit in den Kreis Lippe genommen. Die durch die Karten ersichtlichen Schwerpunkte, wie etwa von wo und in welche Richtung Wassermassen fließen, oder wo Knotenpunkte zu Gefahrenpunkte werden, könnten so zukünftig zu einer gezielte Planung führen. Die Thematik „Starkregen“ und die Verhinderung größerer Schäden ist aufgrund der zu erwartenden Unwetter sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für die Landwirtschaft und die Feuerwehren von hohem Stellenwert. Die Ereignisse von vor sechs Jahren in Kalldorf oder im vergangenen Jahr in Lüdenhausen zeigen, dass dadurch erhebliche Sachschäden entstehen können. Personenschäden sind bisher zum Glück nicht zu beklagen.