Extertal (ar). Das Team hat es wieder bewiesen: Die „Schräglage“ ist zu Recht Kult. Auch die diesjährige Ausgabe wurde – trotz Corona-Einschränkungen – zum bewegenden Motorradgottesdienst und verzeichnete eine gewohnt rege Teilnahme.

Es knattert, bullert und dröhnt, als am Samstagmorgen nacheinander rund 60 Motorräder auf dem Parkplatz der Freien Gemeinde Extertal neben dem Hof Senke einlaufen, diszipliniert auf markierte Stellflächen eingewiesen von Organisator Dietmar Grascha. Hier findet einmal im Jahr die „Schräglage“ statt, 2015 gegründet und von einem engagierten Team um Grascha gemanaged.

Da sammelt sich viel schwarzes Leder, und Schwarz ist auch die dominierende Farbe bei Helmen und Maschinen. Die Evangelische Allianz, bestehend aus verschiedenen christlichen Gemeinden im Extertal, beispielsweise der Evang. Ref. Kirchengemeinde Almena und der Freien evangelischen Gemeinde Extertal, hat nun bereits das 6. Mal zum Motorrad-Gottesdienst geladen, vorangehend ein Biker-Frühstücksbuffet und im Anschluss mit einer Ausfahrt durch das nördliche Lipperland.

Was da auf den Parkplatz rollt, trägt hauptsächlich das LIP-Kennzeichen, doch sieht man ebenfalls HM- und HF-Nummernschilder, sogar aus Osnabrück, Oldenburg und Köln sind Motorradfahrer vertreten. Hier tummeln sich die echten Biker, nicht die Schicki-Mickis, die ihren Café-Racer mal gerade zum nächsten Café bewegen. Schwere Harley Davidsons, großvolumige BMWs, gepflegte alte Schätzchen wie eine Suzuki Bandit S 500, eine 95er Yamaha Virago oder eine Honda Revere, dazwischen der eine oder andere Wetzhobel zum Kurvenflitzen. Auf einer wuchtigen 750er Honda Shadow, Baujahr 1996, ist Andreas Kleemann angefahren. Ebenso Johannes Hoffmann, zufällig auch aus Lüdenhausen, der auf einer Kawasaki ZL 600 eingetrudelt ist. Sie schätzen die entspannte und positive Atmosphäre, die über dem Platz liegt und genießen Kaffee, belegte Brötchen und bei Benzingesprächen den Kontakt zu Gleichgesinnten.

Organisator Dietmar Grascha ist Kopf, Herz und Seele hinter der „Schräglage“. Foto: ar

Auf einem Anhänger thront eine vierköpfige Band, „die keinen Namen hat und erst vor drei Tagen angefangen hat, gemeinsam zu proben,“ erklärt Dietmar Grascha. Er hat den Überblick und alles im Griff. Da ist ein Helm für Spenden platziert, da liegen Biker-Bibeln aus, da warten Anmeldezettel auf den Eintrag von Namen und Adressen der Teilnehmer. Ein großes Kreuz ist aufgestellt, dekorativ mit Motorradhelmen garniert, daneben ein Symbolmotorrad und für die Predigt ein Mikrofon. Der Halter für das Redekonzept besteht – natürlich – aus einem Vergaser und Motorradketten-Elementen.

Die Band leitet den Gottesdienst ein, und Dietmar Grascha begrüßt das Biker-Volk, das sich inzwischen an den Maschinen versammelt hat und den Gottesdienst darauf sitzend verfolgt. Pastor Matthias Fiebig von der Gemeinde Almena legt Zeugnis ab. Wie er seit sechs Jahren gegen den Krebs kämpft und dass es einer stabilen Verbindung zu Gott bedürfe, gerade so, wie beim Motorrad die Verbindung von Motor zum Hinterrad durch eine stabile Kette. Diese Analogie greift er mehrfach auf, die Kette wird zum Symbol des Motorrad-Gottesdienstes.

Auch Pastor Peter Thimm von der Freien Gemeinde, der im Anschluss die eigentliche Predigt hält, bezieht sich auf die Kette, die, wie die Verbindung zu Gott, gepflegt werden müsse. Auf dem Platz liegt eine andächtige, konzentrierte Stimmung, das gemeinsame Gebet wird allenthalben intensiv mitgesprochen. Hier gibt es keine Oberflächlichkeit, manche Teilnehmer tragen sogar ihr Bekenntnis als Psalm auf dem T-Shirt oder mit dem Christuskreuz auf dem Rücken ihrer Kutte. Bewegend dann der Abschluss, bei dem Dietmar Grascha besonders die verunglückten oder verstorbenen Biker sowie deren Angehörige in sein Gebet einschließt.

Dann röhren wieder die Motoren, nacheinander rollen die Maschinen vom Platz, und in einer kilometerlangen Schlange begibt sich der Tross auf die Strecke durchs Extertal, geführt von Grascha und an Kreuzungen abgesichert von Scouts. So kommt es zu keinem Stau, und die rund 60 Biker bilden eine imposante Kette durch die Landschaft, in den Ortschaften bestaunt von Anwohnern und Touristen. Alverdissen, Bega, Sommersell, es geht über enge und kurvige Landstraßen, ein Genuss für jeden Biker.

Nach 44 Kilometern ist der Pulk wieder in Bösingfeld, und auf dem Parkplatz der Freien evangelische Gemeinde klingt ein intensives spirituelles Erlebnis aus.