Barntrup (sf). Unter großer Beteiligung der Bevölkerung wurde am Freitagnachmittag vergangener Woche die Umgehungsstraße Barntrup eröffnet. „Ich habe in meinem Berufsleben bereits 13 Streckeneröffnungen begleitet, aber bei noch keiner war die Anteilnahme der Bevölkerung so groß“, freute sich der zum Jahresende in den Ruhestand gehende Pressesprecher vom Landesbetrieb Straßen NRW, Sven Johanning. Anders als üblich hatten sich Vertreter von Straßen NRW, der Bundes-, Landes-, Lokalpolitik und der Barntruper Stadtverwaltung aber nicht auf der Strecke eingefunden. Vielmehr fand der Festakt auf dem Barntruper Marktplatz statt, wo um 15 Uhr bereits Volksfeststimmung herrschte, denn keine zwei Stunden später sollte der Startschuss zum Stadtfest fallen.
Bratwurst und Freibier, die zur offiziellen Straßeneröffnung ausgerufen waren, hatten sicherlich viele Barntruper und Interessierte angelockt. Viele aber kamen auch, um diesen historischen Moment live mitzuerleben. Einer von ihnen war Lothar Ibrügger, ehemaliger Staatssekretär und stellvertretender Vorsitzender im Verkehrsausschuss des Bundestages. Der 78-jährige Mindener war an diesem Tag nicht in offizieller Mission am Ort des Geschehens, sondern weil ihn Planungen und Bau der Umgehungsstraße gefühlt sein Leben lang begleitet hatten. „Mein Vater hat als Stadtplaner für Barntrup gearbeitet. Daheim besitze ich einen Plan der Umgehungsstraßen aus dem Jahr 1956“, so Ibrügger, der sich mit dem Fahrrad von Minden nach Barntrup auf den Weg gemacht hatte. 67 Jahre Planungszeit – das dürfte bei diesem Langzeitprojekt der Spitzenwert sein.
CDU-Lokalpolitiker Jobst-Dieter Rodewald-Tölle erinnerte sich im Gespräch mit dem Nordlipper ebenfalls an frühere Zeiten. „Es ist Jahrzehnte her, dass bei mir vor Ort in der Roten Kuhle ein Geflügelmäster seine Ställe erweitern wollte und eine Absage zum Bauantrag erhielt, weil die Umgehungsstraße über diese Fläche verlaufen sollte“, verriet er.
Die Vergangenheit Revue passieren lassen, das war an diesem Nachmittag nach den offiziellen Worten ein großes Thema unter den Besuchern. „Aber wir sollten dabei auch an die Zukunft denken“, mahnte Barntrups Bürgermeister Borris Ortmeier, der mit der Eröffnung der B66n neue Entwicklungsmöglichkeiten für die Stadt sieht: „Barntrup und die Mittelstraße haben Zukunft“.
Die neue Bundesstraße, deren Inbetriebnahme eine Entlastung der Innenstadt von Fern- und Schwerlastverkehr erwarten lässt, sieht Festredner Erhard Zangl, Referatsleiter Bundesfernstraßen Nord-West im Bundesverkehrsministerium als „wirksames Mobilitäts-Upgrade“. Die mit bis zu 13 500 Fahrzeugen täglich „hochbelastete“ B66 mit Führung durch die Innenstadt Barntrups habe eine Umgehungsstraße „dringend erforderlich“ gemacht. Zangl erwartet mit der Inbetriebnahme eine Verkehrseinsparung auf der alten Strecke von abschnittweise bis zu 67 Prozent und spürbare Erleichterungen auch in den Barntruper Ortsteilen. Die B66n habe eine Bedeutung als „großräumige Ost-West-Verbindung“.
In diesem Zusammenhang mahnte Barntrups Bürgermeister unter dem Applaus der Anwesenden nun die Notwendigkeit der Trassen-Fortführung über Selbeck bis Großenmarpe an: „Erst mit diesem weiteren Ausbau hat Barntrup eine komplette Umgehung“.
Nachdem das rote Band feierlich zerschnitten war, hatten die Zuschauer per Live-Video-Schalte die Möglichkeit zu beobachten, wie nach dem Wegräumen der Baken die ersten Pkw und Lkw die neue B66n einweihten.