Extertal-Bösingfeld (ar). Das Friedrich-Winter-Haus der AWO in Bösingfeld war eine von drei Senioren- & Pflegeeinrichtungen im Kreis Lippe, in denen am vergangenen Sonntag (27.12.) der Start für die Impfungen gegen Covid-19 erfolgte. Die Heimleitung, die externe Logistikfirma und die beiden Bösingfelder Ärzte arbeiteten bei der großen Aufgabe strukturiert und effizient Hand in Hand – und waren schlussendlich ganz ohne Probleme früher fertig als gedacht. 

Der Druck konnte nicht größer sein, die Hektik nicht belastender. Denn am 17. Dezember bekam Kerstin Göhmann, Einrichtungsleiterin des AWO-Seniorenzentrums Friedrich-Winter-Haus an der Pagenhelle in Bösingfeld den Anruf, dass am Sonntag, den 27. Dezember, geimpft werde. Damit sei das Haus das erste in weitem Umkreis, dem eine Impfung gegen das Corona-Virus zugutekommen sollte – und glücklicherweise war man hier schnell vorbereitet.

Denn die Bewohnerinnen und Bewohner mussten über Sinn und Zweck der Maßnahme informiert werden, ebenso die Angehörigen oder Betreuer, sofern jemand aus Demenz- und Krankheitsgründen nicht selbst entscheidungsfähig war. In der Folge musste die Einverständniserklärung bei der Einrichtungsleitung landen und die Abfolge der für den Impfungsprozess notwendigen Schritte sichergestellt werden. Dazu gehörte die Bereitstellung eines Raumes, in dem die Impfspritze verabreicht werden konnte, davor ein Warteraum, und dahinter ein Raum, wo die Geimpften eine Ruhezeit von 30 Minuten zur Erkennung von Impffolgen zubringen sollten.

Soweit stand das Friedrich-Winter-Haus parat, als am Sonntag um 7.40 Uhr der Impfstoff anrollte, unter Einhaltung der Kühlkette, und speditiert von der bekannten Logistik-Firma Kühne & Nagel.
Bereits seit 6.15 Uhr in der Früh war Kerstin Göhmann an diesem Tag im Dienst, und seit 7.30 Uhr warteten die zwei Ärzte Dr. Christian Zuleger und Dr. Florian Bader aus Bösingfeld auf das Eintreffen des Impfstoffes.

Und dann startete die Aktion spektakulär, denn als besondere Probandin erhielt Lilli Keuchel mit ihren 98 Jahren die Impfung von Dr. Florian Bader. Ein kleiner Pieks, und die Sache war ohne Neben- und Nachwirkungen erledigt. Zwei Bewohner konnten allerdings nicht von der Impfung profitieren, da in einem Fall eine Mehrfachallergie und im anderen Fall eine erst kürzlich verabreichte Grippeschutzimpfung den Ausschlussgrund darstellten. Kerstin Göhmann hatte außer dem normalen Personal der Schicht alle Kräfte der Sozialen Betreuung um Einsatz gebeten, denn die Bewohner warteten in ihren Zimmern auf das Prozedere und mussten vom Personal von diesen abgeholt und nach der Impfung auch wieder zurückgebracht werden.

Das war minutiös geplant, hatte Kerstin Göhmann jedoch auch einige schlaflose Nächte gekostet. Immerhin ist das Friedrich-Winter-Haus als eines der wenigen Seniorenheime corona-frei, wofür die Einrichtungsleiterin sehr dankbar ist. „Klar, dass wir hier im Extertal mit den umgebenden Orten nur eine sehr geringe Infektionsrate haben,“ sagt sie, „doch haben vor allem die Angehörigen unserer Bewohner hervorragend mitgespielt.“ Sie trugen Masken, hielten sich an Besuchseinschränkungen „und haben sich einfach vorbildlich verhalten.“

Gleichzeitig mit den Bewohnern des Friedrich-Winter-Hauses konnten bereits neun Mitarbeiterinnen geimpft werden, die weiteren werden dann im zweiten Impfdurchgang in etwa drei Wochen an der Reihe sein.

Dank der gründlichen Vorbereitung wird auch die Zweitimpfung in der Einrichtung reibungslos verlaufen, und damit ist der Vorgang sicherlich ein Modellfall für die Region.