Dörentrup (sf). „Zehn tote Füchse, nur notdürftig mit Laub bedeckt“, so beschreibt ein 35-jähriger Dörentruper seinen Fund in einem Waldstück in einem Randbereich eines Dörentruper Ortsteils. Ein verpixeltes Foto der toten Tiere postete er anonym in den sozialen Medien.
Die Tierschutzorganisation „Unsere Hände für viele Pfoten“ reagierte umgehend, informierte das Veterinäramt des Kreises und erstattete Anzeige gegen Unbekannt wegen „aller in Frage kommenden Delikte“, so die langjährige Vorsitzende Marianne Rautenberg. Infrage kommen hier die illegale Entsorgung möglicherweise mit Seuchen behafteter Tierkadaver in einer großen Menge sowie das Bejagen von Wildtieren unter der Schonzeit, denn Füchse dürfen derzeit nicht bejagt werden, weil sie trächtig sein könnten oder ihre Jungen bereits geboren haben und aufziehen.
Beim Sonntagsspaziergang hatte der Dörentruper in einer kleinen Schlucht die toten Tiere entdeckt und sich über die Anzahl und die Art und Weise der Entsorgung gewundert. Die Tiere hätten keine Verwesungsspuren gehabt. „Selbst die Augen waren noch intakt, ebenso wie das Fell“, erinnert er sich.
Die zu diesem Vorfall befragten Jäger, die ihren Namen sowie den genauen Fundort der Kadaver nicht in der Zeitung sehen möchten, wiesen die Schuld von sich. „Bei uns im Revier werden einzelne erlegte Tiere ordnungsgemäß und vor Wildschweinen sicher vergraben“, erklärten sie.
Darüber hinaus stellten sie generell eine Beteiligung der Jägerschaft an diesem Vorfall infrage. Die Tiere, so die Aussage, seien zuvor tiefgefroren gewesen. Es gäbe Wildhändlern, die solche Tiere sowie das Blut von Wild im Internet verkauften. Käufer nutzten dieses zur Ausbildung von Jagdhunden. Möglicherweise hätte hier jemand seine Tiefkühltruhe entsorgt. Außerdem betonten die betroffenen Jagdpächter, dass der Fundort nah am Nachbarrevier läge, dessen Jagdpächter man aber nicht kenne.
Tiefgefrorene Füchse? Diese These, die sich wunderlich anhört, die aber den oder die Täter von dem Vorwurf der Jagd unter der Schonzeit entlasten würde, bestätigt auch das Veterinäramt über den Pressesprecher des Kreises Lippe, Patrick Bockwinkel. Dieser teilte mit, dass alle gefundenen Kadaver vermutlich zuvor eingefroren gewesen wären. Gefunden und vom Veterinäramt sichergestellt wurden nicht zehn, sondern drei Füchse sowie zwei Waschbären und ein Marder. Marder und Waschbär genießen keine Schonzeit. Diese seien, so der Kreispressesprecher, bejagt worden. Bei den Füchsen müsse die Todesursache noch ermittelt werden.
Man habe die Kadaver zunächst als Vorsichtsmaßnahme gegen eine mögliche Übertragung des Fuchsbandwurms eingefroren. Das Veterinäramt schloss aber einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz bereits aus. Was bleibt, ist der Vorwurf der illegalen Entsorgung von Tierkadavern.
Laut Andreas Schneider, Pressesprecher des Landesjagdverbandes NRW, könne man „kleine Säugetiere im Einzelfall im Naturkreislauf belassen“. Als Beispiel nannte er ein Tier in Größe einer Krähe. Auf diese Vielzahl von Tierkadavern trifft dieser Einzelfall sicher nicht zu. Aber damit es zu einer Anklage kommen kann, muss erst einmal ein Täter ermittelt werden. Ob dies gelingen wird, ist fraglich.