Dörentrup-Bega (sf). Vier Jahre mussten die Begaraner warten. Jetzt haben sie wieder eine Pfarrerin in unbefristeter Anstellung. An diesem Sonntagnachmittag wird Christina Hilkemeier (60) in ihr Amt eingeführt. Mit dieser Anstellung ist Hilkemeier zurück in ihre alte Heimat gekehrt – aber mit frischen Ideen im Gepäck.
Die Neubesetzung der Pfarrstelle in Bega war nicht einfach gewesen. Nach dem Weggang von Pfarrer Michael Stadermann, der zur Erheiterung aller Gemeindemitglieder und Kirchenältesten Briefe und Post gerne mit „Ihr Dorfpfarrer“ zu unterzeichnen pflegte, war die vakante Stelle seit 2021 stets „befristet“ besetzt: mit einer Vertretungspfarrerin und einem Pfarrer im Probedienst. Auf letzteren, Christian Stock, lagen zuletzt alle Hoffnungen des Kirchenvorstandes. Er entschied sich jedoch, eine Pfarrstelle in Almena und Silixen anzunehmen. Spannend wie ein Krimi – so gestaltete sich die Suche nach seinem Nachfolger denn am letzten Tag der Bewerbungsfrist für Bega kam die Absage von Stock, aber auch ein Bewerbungsanruf aus Bremen – von Christina Hilkemeier.
„Wenn die Not am größten ist, ist die Hilfe am nächsten“, beschreibt Kirchenälteste Annelie Brandt von Lindau diese glückliche Fügung, bei der – wer weiß – möglicherweise eine höhere Macht die Hand im Spiel hatte.
Auch für Christina Hilkemeier ist die neue, 75-Prozent-Stelle ein Glücksfall und wie nach Hause kommen. Aufgewachsen in Spork prägte die örtliche Kirchengemeinde Hilkemeier bereits als Jugendliche.
Kirche wird repräsentiert von Menschen, die den Glauben leben und weitergeben. In Spork war das zu ihren Jugendzeiten Pastor Stock, „ein begnadeter Prediger“, erinnert sich Hilkemeier. Er gab Erzählkurse und konnte so Jugendliche wie Hilkemeier für die Mitarbeit im Jugendgottesdienst begeistern. Damals war sie 14 Jahre alt und in ihr reifte der Wunsch, Theologie zu studieren.
Das tat sie in Münster und Marburg. Nach dem Studium spielte Bega bereits eine Vorreiter-Rolle, denn von 1995 bis 1997 war sie Pastorin im Hilfs- und Sonderdienst als Vertretung von Pfarrerin Brand. Danach ging es auf eine Rundreise durch das Lipperland. Sie trat eine Stelle in Talle an, „eine ausgedehnte Landgemeinde“, so Hilkemeier und zog von dort weiter nach Lage, wo sie von 2010 bis 2021 Pfarrerin war. Dort entdeckte sie ihre Freude am Aufbau einer Kinderkirche und dem Ausrichten von Gottesdiensten der etwas anderen Art. Noch ganz lebendig ist ihr die Erinnerung an die Filmgottesdienste, die stets gut besucht waren.
In diese Richtung, auf diesen neuen Wegen, wollte Hilkemeier weitergehen und nahm während ihrer Lagenser Zeit im Jahr 2019 ein Studiensemester in Leipzig, wo sie sich in Gottesdienstgestaltung und dramaturgischer Predigtlehre weiterbildete.
2021 verließ Hilkemeier das Lipperland und wechselte nach Bremen, in eine Gemeinde, in der sie nach eigener Aussage „wertvolle Erfahrungen“ in der Neuausrichtung von Kirche sammelte. Es galt, sich anzupassen an schwindende Mitgliederzahlen, Kooperationen, ja Fusionen einzugehen.
Bremen ist nun Vergangenheit, das Lipperland die Zukunft der in Lemgo, im Haus ihres Mannes lebenden Pfarrerin. Diese Zukunft hat Hilkemeier fest im Blick. Sie will in einer Gemeinde, der sie schon jetzt ein gutes menschliches Miteinander attestiert, das tun, was Kirche ihrer Meinung nach zukunftsfähig macht: ganz, ganz nah am Menschen sein.