Kalletal (rr/sar). Die Diskussionen um das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Kalletal reißen nicht ab. Um den allseitigen Informationsstand zu verbessern, war das leitende Ärzteteam des MVZ mit Imola Kalló und Frank Norrenbrock am 3. Dezember in den Sozialausschuss eingeladen worden, um einen Einblick in den bisherigen Verlauf der Tätigkeiten der Einrichtung seit ihrem Beginn zu geben. Umso wichtiger, als der Haupt- und Finanzausschuss dem in Geldnöte geratenen MVZ am Dienstag, 9. Dezember, weitere 300.000 Euro freigeben sollte. Zu einem Votum kam es im Haupt- und Finanzausschuss allerdings nicht, denn die Unabhängigen Kalletaler Bürger (UKB) meldeten in Person ihres Fraktionsvorsitzenden Ingo Mühlenmeier Beratungsbedarf an. In Folge dessen wurde der Tagesordnungspunkt auch nicht am Donnerstag dieser Woche im Rat beraten und entschieden. Laut Bürgermeister Mario soll dies nun in der Sitzung des Rates am 18. Dezember passieren.
Insgesamt steht eine Summe von 515.000 Euro zu Buche, nach der es allerdings laut Mario Hecker den Ausblick gäbe, schwarze Zahlen zu schreiben.
Mit mehr als 2.700 Unterschriften hatten die Kalletaler im vergangenen Jahr ihrer Sorge um die lokale Gesundheitsversorgung Ausdruck verliehen, und die Politik hatte nur knapp mit den Stimmen von SPD und Grünen plus Bürgermeisterstimme das MVZ ins Rollen gebracht.
Inzwischen hat Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) Überlegungen anstellt, MVZ in NRW finanziell zu fördern, was Bürgermeister Mario Hecker befriedigt so kommentierte: „Es kann nicht sein, dass die Kommunen damit alleingelassen werden.“
Nach den Ausführungen der Ärzte in der Ausschusssitzung am Dienstag meldeten sich auch der Seniorenbeirat Kalletal und die AWO Hohenhausen mit Schreiben an den Bürgermeister zu Wort, berichteten über eigene Erfahrungen und richteten an ihn eindeutige Plädoyers, für eine weitere Unterstützung per Darlehen den Übergang von der Startphase in Regelbetrieb zu ermöglichen.
Imola Kalló, Fachärztin für Allgemein- und Familienmedizin, und Frank Norrenbrock, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, informierten die Sozialausschussmitglieder umfassend über Entwicklung und Perspektiven des MVZ. „Wir konnten erst ab dem 1. Mai 2025 richtig arbeiten, da wir bis dahin noch kein Telefon hatten“, berichtete Norrenbrock und betonte mit Nachdruck: „Wir nehmen den Hausärzten nicht die Patienten weg.“ Im Gegenteil, es kämen Patienten, die zwei Jahre keine Versorgung und viele Defizite hatten, vermehrt auch aus Lemgo. Die Barrierefreiheit auf rund 400 Quadratmetern (inklusive Fahrstuhl) sei ein großes Plus und auch die durchgehenden langen Öffnungszeiten. „Wir schließen nicht zu einer Mittagspause und auch nicht für Urlaub, damit ist eine ganzjährige Betreuung möglich“, ergänzte Imola Kalló. Dass Hausbesuche gemacht werden, sei ein großer Vorteil, denn das mache längst nicht jede Praxis.
Doch wer sucht das MVZ überhaupt auf? Patienten, die nach dem Tod von Dr. Rossknecht in die umgebenden Praxen von Dörentrup, Exter, Lemgo, Vlotho, Bad Oeynhausen, Detmold und Lemgo ausweichen mussten, weil eine hausärztliche Versorgung vor Ort nicht gegeben war. Patienten, die nach dem Tod von Dr. Rossknecht keinen Hausarzt gefunden haben und unversorgt waren. Neu zugezogene Patienten, die wegen Aufnahmestopp in den Praxen in Lemgo keinen Hausarzt finden konnten, ebenso wie aktuell Patienten aus einer Praxisaufgabe in Lemgo. Nicht mobile Patienten, die keinen Hausarzt aufsuchen können und auf Hausbesuche angewiesen sind, sowie mobilitätseingeschränkte Patienten, die einen barrierefreien Praxiszugang benötigen. Und nicht zuletzt berufstätige Patienten, die auf längere Öffnungszeiten angewiesen sind. Nach noch 408 Patienten im 2. Quartal konnte das MVZ nun im 4. Quartal bisher 1.447 Patienten verbuchen, und sowohl Imola Kalló als auch Frank Norrenbrock sind sich sicher: Kalletal braucht das MVZ.
Die Zahlen
Patientenzahl Neuaufnahmen Allgemeinmedizin: > 1.500
Neuaufnahmen durchschnittlich pro Behandlungstag: 9
Patientenzahl Übernahme Praxis Dr. Scherzer, Lemgo: 137
Behandlungsfälle 4. Quartal 2025: 1.081
Urlaubs-/Krankheitsvertretungen: 132
Patientenzahl Neuaufnahmen Kinderärztin: 167 (erste Termine bereits vergeben)
(Stand 09.12.2025)
Ergänzende Beratungsangebote in Kooperation mit dem Kreis
• Ernährungsberatung
• Lotsin des Beratungs- und Informationsdienstes des Kreises Lippe
• Runder Teppich: Familienprojekt des Kreises Lippe
• SinfoL – Senioreninformationsdienst Lippe im Kalletal