Dörentrup (rr). Bereits zum siebten Mal graben, schürfen und forschen Studierende der Universität Cardiff (Wales) auf dem Piepenkopf, und am Sonntag, zum „Tag der offenen Grabung“, konnten sich Besucher ein Bild vor Ort von den bisherigen Erkenntnissen machen.
Einmal im Jahr für vier Wochen sind Studierende zur archäologischen Untersuchung prähistorischer Wallburgen in Lippe zu Gast, um Aufbau, Infrastruktur und Bedeutung der eisenzeitlichen Fragmente zu entschlüsseln. Wer lebte hier, wann und wie? Entdeckt wurde die Ringwallanlage auf dem Piepenkopf 1939 von dem Detmolder Archäologen Leo Nebelsiek. Woher kamen die Bewohner, und warum errichteten sie eine Wallburg mit einer umgebenden Mauer und drei davor gelagerten Wällen, die immerhin eine Länge von 2,5 bis 2,7 Kilometer haben?
Dr. Martin Weinel, eigentlich Soziologe, beschäftigt sich schon lange mit diesen Fragestellungen. Viel Keramik wurde schon gefunden, deren Herkunft anhand wiederhergestellter Objekte und der Bemalung darauf schließen lässt, dass schon in der Zeit von 250 bis 220 v. Chr. ein europäischer Handel betrieben wurde. „Was wir nicht gefunden haben, sind Metalle, Schmuck oder Gebrauchsgegenstände“, sagt Weinel, „denn der Boden hat einen sehr niedrigen pH-Wert, und in der ‚sauren‘ Umgebung zersetzt sich alles, auch Knochen, Zähne und Glas, in sehr kurzer Zeit.“
Bisher wurde nur ein kleiner Teil des Burggeländes freigelegt, doch geben die Funde Rätsel auf. Denn auf der Innenseite der Mauer wurde eine Schicht schwarzer Holzkohle gefunden, was darauf hindeutet, dass die Anlage ca. 250 v. Chr. von innen abgebrannt wurde. „Vergleichbare Brandspuren wurden auch an anderen Burgen in der Region festgestellt,“ erklärt Dr. Martin Weinel. Doch warum relativ zeitgleich mehrere Wallburgen offensichtlich aufgegeben wurden, fällt in den Bereich der Spekulation. Auch andere Funde sind rätselhaft. In den Boden waren Tausende Pfosten gestellt worden, identifizierbar an den Holzkohleresten in den Pfostenlöchern und den darum gruppierten Steinen zur Stabilisation.
Zudem fand man dicht unter der Oberfläche eine braune Schicht, die auf ein Grabfeld hindeutet. Die Grabung ist ein Projekt des Lippischen Landesmuseums, dessen Direktor Dr. Michael Zelle ebenfalls vor Ort war. „Wir haben in diesem Jahr fast 30 Personen hier, die die Lehrgrabungen durchführen“, erläutert er, „auch setzen wir Drohnen ein, deren Bilder sich zu dreidimensionalen Darstellungen verarbeiten lassen.“ Im nächsten Jahr wird im Lippischen wieder gegraben, doch wohl nicht auf dem Piepenkopf. Eher kommt dann die Herlingsburg in Frage.
Mehr Fotos gibt es in der Print-Ausgabe vom 9. August 2025