Kalletal-Varenholz (red). 40 Sitzplätze waren im Dorfarchiv Varenholz für die Lesestunde mit Gesang und Kaffeetafel aufgestellt worden. Alle waren besetzt, sodass diese Premiere zu einem vollen Erfolg wurde.
Zwölf Textauszüge und Gedichte wurden von den Sprechern Vera Varlemann, Monika Küttner, Hans-Ulrich Krause und Bärbel Kuhlmann dargeboten. Es begann mit der Vlothoer Journalisten-Legende Wilhelm („Bubi“) Tölle, aus dessen Buch „Keine Sonne über Sibirien“ Passagen vorgelesen wurde. Während er in russischer Kriegsgefangenschaft auf einer harten Pritsche liegt, erinnert er sich in liebevoller Weise seiner Heimatstadt Vlotho.
Ein anderer Lokaljournalist, Walter Maack aus Rinteln, Autor des Buches „Das malerische Rinteln“, war auch dabei: Von ihm wurden die Gedichte „Rintelner Messe“ und „Autobahnbrücke“ verlesen.
Die Mischung der ausgewählten Texte kam beim Publikum gut an, wie später zu erfahren war. Berühmte Männer wie Hermann Löns (Auszüge aus seiner Satire „Duodez“) und Wilhelm Busch (Gedicht „Wirklich, er war unentbehrlich“) waren bei der Auswahl ebenso vertreten wie lokale Vertreter. Dazu gehörte beispielsweise der Varenholzer Künstler und Lehrer Hermann Diestelhorst („Lipper Wahlkampf mit Dr. Joseph Goebbels in Varenholz“, den er als Achtjähriger 1932 erlebte).
Die zu Unrecht in Vergessenheit geratene Schriftstellerin Lulu von Strauß und Torney aus Bückeburg war auch vertreten. Auszüge aus ihrem Briefwechsel mit dem jungen Theodor Heuss wurden verlesen. Sie befand in einem Brief: „Seit der Abschluss meines neuen Romans feststeht, habe ich ein Gefühl, etwa, wie wenn einem ein Zahn gezogen ist. Man ist erleichtert, aber die leere Stelle ist doch fatal. Zudem habe ich dem Werk gegenüber dies verwünschte katerliche Gefühl der Unzufriedenheit.“ Auch ein Gedicht von ihr zum 60. Geburtstag der Dichter-Kollegin Agnes Miegel kam zum Vortrag.
Rintelner Aspekte kamen ebenfalls nicht zu kurz. Vom berühmtesten Sohn der Stadt, Franz von Dingelstedt, wurde der Text des „Weserliedes“ verlesen, und vom Multi-Künstler EG Witt (Bildhauer, Zeichner, Maler, Schriftsteller und Poet) fehlte nicht jener Beitrag aus dem Buch „Bis dann bei Ilse“, in dem er den Rintelner Konditor und Hotelchef Max Wethmüller würdigt. Von „unschlagbaren Eierschnecken“, der „Wundertorte Wethmüller-Spezial“ und „meterhohen Hochzeitstorten“ ist da die Rede. Und natürlich auch vom benachbarten Blumenparadies Elfenborn, in dem Wethmüller ebenfalls gewirkt hat.
Geschmunzelt und gelacht wurde bei der vorgetragenen Ballade „Die Lederhosen-Saga“ von Börries Freiherr von Münchhausen. Sein Gedicht „Weißverschneite Weserberge“ bildete den Abschluss.
Die ausgewählten Texte wurden in zwei Blöcken vorgetragen. Zu jedem Autor gab es zuvor Details zu seiner Vita. Zu Hermann Löns war beispielsweise zu hören, dass er seinen Posten als Chefredakteur der „Schaumburg-lippischen Landeszeitung“ in Bückeburg 1909 nach nur zwei Jahren wegen „Unpünktlichkeit, Frauengeschichten und Trunkenheit“ verloren hatte.
Nach dem ersten Textblock wurde gesungen. Dr. Olrik Santozki begleitete die Lieder mit Akkordeon und Gitarre. Das Publikum konnte anhand der ausgeteilten Liedtexte auf die Reihenfolge der Lieder Einfluss nehmen. Acht Heimat- oder Volkslieder standen auf dem Programm. Es begann mit „Heute hier, morgen dort“ von Hannes Wader und endete mit „Rose-Marie“ von Hermann Löns.
Danach bat Vera Varlemann alle Anwesenden an die Kaffeetafel im Nebenraum. Dort war hübsch gedeckt worden. Sieben Torten und Platenkuchen waren von Vera Varlemann und Bärbel Kuhlmann dazu gebacken worden.
Die Veranstaltung wurde humorvoll moderiert von Hans-Ulrich Krause, der auch das Konzept dazu entwickelt hatte. Das Schlusswort gehörte Vera Varlemann, die einiges zu diesem Dorfarchiv sagte. Sie betonte, dass die Arbeit daran stets aktuell fortgesetzt werde. Am Ende gab es viel Applaus und zudem einige Ehrungen. Schlüsselanhänger erhielten die vier Vortragenden und der Musikant.
Vera Varlemann hatte außerdem Blumen und Dosenwurst mitgebracht. Bedacht wurde auch Regina Müller-Lipke, die die Fotos an diesem Nachmittag „schoss“. Von der Rintelnerin Margret Danger bekam Vera Varlemann zwei Geschenke für das Archiv.
Aufgrund der guten Resonanz dieser Premiere soll es im Frühherbst eine Fortsetzung im Dorfarchiv geben.