Barntrup (rr). Konventionelle Stadtführungen sind im Allgemeinen nett und auch informativ, doch nach einer kurzen Weile schweift der Besucher ab, geht seinen eigenen Gedanken nach und empfindet den Wortschwall mit Daten und Fakten oft als langweilig.
Da geht Marion Behrend in Barntrup ganz anders zur Sache. Die ausgewiesene Stadtführerin verfolgt ein Konzept, das ihre Besucher tief in die Zeit eintauchen lässt, die sie beschreibt. Die beispielsweise ein Potpourri aus allen ihren Stadtrundgängen anbietet und Besucher, aber auch Einheimische, mit Historischem und Unterhaltsamem aus Barntrups Geschichte vertraut macht. Marion Behrend hat sich mit viel Herzblut, Aufwand und Akribie damit beschäftigt, über die 600-jährige Geschichte Barntrups hinaus mit der Vergangenheit dieser Region bis in die Bronzezeit.


So bietet sie etwa in Kalletal-Lüdenhausen eine geführte Wanderung in die Bronzezeit an, in der sie Themen behandelt, die höchst sensibel recherchiert sind und die sie auf der Tour mit kurzen Vorträgen, Infos und anschaulichem Bildmaterial garniert. Vor 3 500 Jahren in Lippe – es war eine Warmzeit mit einem Klima wie heute in Italien. Wie lebten die Menschen zu dieser Zeit? Wie sah ihre Umwelt aus? Welche Kleidung trugen sie? Woran glaubten die Menschen, und wer waren ihre Götter?
Dann gibt es den Rundgang durch die Altstadt, kombiniert mit der Wanderung auf einem Teilstück des Kunstpfades, und man hört an markanten Punkten innerhalb und außerhalb der Stadt einiges aus Barntrups über 600-jähriger Geschichte und lernt zudem zehn Skulpturen aus Stein, Metall oder Holz und deren Bezug zu Barntrup kennen.
Eine Spezialität ist der Stadtrundgang zum Thema Hexenverfolgung in Barntrup. Die Menschen der frühen Neuzeit glaubten daran, dass Frauen mit dem Teufel im Bunde und Hexen sein können. Hexerei, Teufelspakt und Schadenszauber stellten in ihrer Vorstellung eine furchtbare Bedrohung dar. Die „Malefiz-Weiber“ mussten verfolgt und mit dem Feuertod bestraft werden.
In der Mitte des 17. Jahrhunderts tobte auch in Barntrup der Hexenwahn. Zehn Menschen fielen ihm zum Opfer, neun Frauen und ein Mann. Da wandert man mit Marion Behrend zu Hexentanzplätzen und den Wohnhäusern der Zauberinnen, erfährt die Geschichte von Trina Geilhars, der Frau des Bürgermeisters, das Schicksal der Köchischen am Kirchhof, der Claren Düwels und der anderen gefolterten und hingerichteten Barntruper Frauen.
Und wohl nur in Barntrup gibt es die einzigartige Lügenführung in Lippe. Hier werden Besonderheiten und Kurioses aus Barntrups jüngerer und älterer Vergangenheit berichtet. Ungewöhnliches von den Barntrupern aus längst vergangenen Tagen.
Wahrheit oder Lüge? Andere Stadtführungen befassen sich mit Lost Places oder den Themen „Märchenhafter Wald“ oder „Klötterjönken und die Wilde Jagd“. Viel Spannendes hat die Stadtführerin im Gepäck, launig verpackt und interessant serviert. Viele weitere Informationen und Wissenswertes gibt es auf der Homepage von Marion Behrend www.zeitreise-mb.de.