Barntrup-Alverdissen (sf). Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das hat eine Pensionärin aus Bielefeld eindrucksvoll bewiesen. In den letzten zwölf Jahren ist die ehemalige Kinderärztin Dr. Marta Binder (79) mit dem Fahrrad unterwegs um Spenden für Kinder in Afrika zu sammeln.
370 000 Euro hat Binder so für die Stiftung „Opportunity International“ eingeworben. Dafür legte sie knapp 50 000 Kilometer auf einem in die Jahre gekommenen Trekkingrad mit nachgerüsteter Elektro-Unterstützung zurück. Die Geschichte hinter ihrer Tour ist tragisch.
Ihr Sohn Jan Binder war nach seinem Studium für „Opportunity“ in Ghana als Pressesprecher tätig. Die Stiftung vergibt Micro-Kredite an Menschen in Afrika als Hilfe zur Selbsthilfe, beispielsweise zur Gründung von landwirtschaftlichen Betrieben. 2011 kam Jan Binder in Afrika ums Leben. Er ertrank. „Ich bekam meinen Sohn im Zinksarg zurück“, erinnert sich die bis zu ihrer Pension in der Kinderonkologie des Uniklinikums Münster tätige Ärztin.
Weil sie bereits zu Lebzeiten ihres Sohnes über das Projekt „Microschools“ gesprochen hatten, das Kindern auch in ländlichen Gegenden eine gute Schulbildung mit kleinen Schulen und geringer Klassenstärke ermöglichen will, setzte Binder die Idee nach ihrer Pensionierung in die Tat um. Bereits auf ihrer ersten, 954 Kilometer langen Tour sammelte sie einen Betrag von 12 500 Euro ein. Mittlerweile „habe ich per Fahrrad virtuell den Äquator überquert“, erklärt Binder. Die Stiftung organisiert die Tour durch vorherige Terminvereinbarung mit potenziellen Spendern und Binder radelt los.
So war sie bereits in Süddeutschland, im Osten der Republik, aber jetzt erstaunlicherweise erstmals, trotz nahem Wohnort, in Lippe unterwegs – und das auch nur als Zwischenstopp für eine Übernachtung auf ihrem Heimweg, den sie ansonsten an diesem Tag nicht mehr geschafft hätte.
Aber Dr. Marta Binder würde wieder nach Lippe kommen. Sie knüpfte bereits erste Kontakte zur Stadt Barntrup und zu Vertretern der Kommunalpolitik. Möglicherweise sieht man sich zum Stadtfest Barntrup Ende September wieder „und wenn jemand, eine Firma, ein privater Spender vorher meine Nasenlöcher sehen möchte, dann schwinge ich mich gern jederzeit in den Fahrradsattel“, erklärt Binder humorvoll. Sie möchte „so lange meine Beine und mein Hintern mitmachen“ weiterhin jedes Jahr auf Tour gehen und Geld sammeln für die Kinder in Ghana.
Mehr Informationen und Kontakt zu Dr. Marta Binder unter www.oid.org.