Kalletal-Stemmen (rr). Wohl mehr als 250 Bürgerinnen und Bürger aus Stemmen und den umliegenden Dörfern strömten am Dienstagabend in die Varenholzer Schlosskirche, die damit voll besetzt war. Alle waren neugierig, wie die Schließung des Edeka-Marktes Camen mit 280 Quadratmetern Verkaufsfläche doch noch einen positiven Ausgang bekommen könnte. Denn sonst würde es dort und im Umkreis keinen Nahversorger mehr geben.
Zu einer Informationsveranstaltung über das Konzept eines möglicherweise anzusiedelnden Tante-Enso-Ladens hatte die Enso eCommerce GmbH aus Bremen mit ihrem Geschäftsführer Thorsten Peter Bausch eingeladen, und dieses Konzept hat es in sich.
Gemeinsam mit Norbert Hegmann hatte Bausch das Unternehmen im Jahr 2016 gegründet, das in diesem Jahr noch auf 90 Läden expandieren will und sich schon einmal aus dem Interesse am Standort Stemmen zurückgezogen hatte. Doch die UKB (Unabhängige Kalletaler Bürger) intervenierte erfolgreich, zumal das Tante-Enso-Konzept von Rat und Bürgermeister begrüßt worden war, und tritt gleichzeitig als Ansprechpartner für Fragen zum Thema auf.
Interessant ist das Genossenschaftskonzept von Tante Enso, das von den Teilhabern aus einer Gemeinde mitgestaltet wird. „Nennt uns euren Lieblingsbäcker“, forderte Thorsten Bausch die Anwesenden auf, „wer soll euer lokaler Obst- und Gemüselieferant werden, wer ist der Imker, wer liefert Fleisch?“ Regionale Produkte sollen im Tante-Enso-Laden bevorzugt behandelt werden. Doch gibt es die ganze Palette eines klassischen Supermarktsortiments mit Markenartikeln und Bestsellern, Preiseinstiegsprodukte, vergleichbar mit dem Discounter oder Handelsmarken sowie ein Spezialsortiment mit Produkten aus der Region und „Foodpionieren“, wo lokale Hersteller, die gewöhnlich in Supermarktketten keine Chance haben, ihre Nischenprodukte wie beispielsweise Seifen oder Cremes anbieten könnten.
Damit wird eine Vielfalt generiert, die nah am Kunden ist und die die alten „Tante-Emma-Läden“ nicht leisten können.
Ebenfalls interessant ist das 24/7-Prinzip, bei dem ein Laden 24 Stunden täglich, an sieben Tagen die Woche und 365 Tage im Jahr zugänglich ist. Benötigt wird dazu die Tante-Enso-Karte, die den Zugang gewährleistet und mit der man auch seinen selbst eingescannten Einkauf bezahlen kann.
Bei vielen Entscheidungen über Sortiment, Öffnungszeiten mit Personal und farblicher Gestaltung des Marktes können die Anteilseigner mitbestimmen. Nur müssen jetzt mindestens 500 Teilhaber bis zum 12. Februar Genossenschaftsanteile für je 100 Euro zeichnen, damit ein Tante-Enso-Markt nach Stemmen kommt. „Aber ihr müsst dann die Produkte auch kaufen“, betonte Thorsten Bausch, „denn die Idee kommt aus Stemmen, dem ersten Ort, wo sich die Menschen selbst beworben haben.“ Die Anzahl der gültigen und nicht-gültigen Anträge auf Mitgliedschaft wird auf der Homepage www.tanteenso.de veröffentlicht.