Extertal-Bösingfeld (rr). Es knallte gewaltig, als am Samstagnachmittag Fahrer von Audi-Quattro-Turbo Fahrzeugen mittels „Launch Control“ auf das Gelände der VBE einbogen…

Und Audi Quattros gab es auf dem Betriebshof der Verkehrsbetriebe Extertal zuhauf, denn rund 100 Fahrzeuge dieser Kult-Autos, ausnahmslos Audi-Quattro-Modelle, auch 4-Zylinder, bis einschließlich Audi RS6 4B, waren auf Einladung von Mario Radevic vom Treffen auf dem Firmengelände seines Unternehmens „5inline Motorsport“ in Lemgo zu einer Ausfahrt aufgebrochen.
Diese führte die lange Kolonne auf motorsporttauglichen Strecken durch Lippe schließlich zu einer Pause in Bösingfeld. Es war schon beeindruckend, den blubbernden, kernigen und zuweilen röhrenden Sound der Old- und Youngtimer zu hören!
Teilnehmer aus Deutschland, Holland, Belgien, Luxemburg, der Schweiz und Österreich hatten den Weg nicht gescheut, sind ihre Fahrzeuge doch etwas ganz Besonderes. „Die Leute haben einfach Spaß an diesen Autos“, erklärte Mario Radevic, „und die Quattro’s sind sehr speziell. Gebaut wurden sie von 1980 bis 2001, und allen ist der echte, nicht elektronisch gesteuerte, Allradantrieb gemeinsam, denn Audi konzipierte damit eines der ersten in größeren Stückzahlen produzierten Straßenfahrzeuge mit permanentem Allradantrieb“, erläuterte er.
Man erinnert sich noch an die damalige Fernsehwerbung, in der ein Audi Quattro eine Sprungschanze hinauffährt. Doch auch in der Realität schnitt bei Tests ein Audi mit Allradantrieb und Sommerreifen auf Schnee besser ab, als Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb und Winterreifen oder Schneeketten.
Um das mit der Marke verbundene biedere Image loszuwerden, stieg Audi in den Rallyesport ein und entwickelte mit dem Audi Sport Quattro ein Sportcoupé, wie es auch in Bösingfeld zu sehen war. Rot, mit zahlreichen Lüftungsschlitzen in der Motorhaube, darunter 306 Turbo-PS (serie), damals im Rallye und IMSA Rennserieneinsatz zwischen 500 und 720 PS.
Mario Radevic selbst fährt ein etwas getuntes Modell dieser Serie, die in nur 220 Einheiten (zwecks Homologation für die Gruppe B Rallye gebaut wurde) und das es auf satte 780 PS und 1100Nm Drehmoment bringt.
Die Audi Quattro fegten in den 80er-Jahren alles von der Piste, was im Rallyesport (und später auch in der amerikanischen IMSA Serie) gegen sie antrat. Sie wurden auf Betreiben der Konkurrenz und von den Rennkommissaren mit allen möglichen Erschwernissen belegt, stellten mit Walter Röhrl den erfolgreichsten deutschen Rallyefahrer und Gewinner der Rallye Monte Carlo.
Bewegte Motorgeschichte, deren Emotionen auch in Bösingfeld natürlich mit an Bord waren: Vom heißen Sportgerät wie dem Audi Quattro Coupé S2 bis hin zum brav wirkenden Audi 200 / V8 konnten die Fahrer auf dem vbe-Betriebsgelände alles begutachten, kommentieren und in launigen Benzingesprächen analysieren, was Audi jemals in den Quattro-Serien auf den Markt gebracht hatte.
Dann ließen sie den Tag – nach der Rückfahrt durch Nordlippe – auf dem Firmengelände in Lemgo ausklingen, wo weiter reichlich gefachsimpelt wurde. Und zudem Gelegenheit war, den einen oder anderen Dyno-Run auf dem Allradprüfstand abzuspulen.