Extertal-Reine (rr). Das kleine Dorf Reine, zur einen Hälfte dem nordrhein-westfälischen Extertal und zur anderen dem niedersächsischen Aerzen angehörig, platzte am Sonntagnachmittag fast aus den Nähten. Rund 100 Einwohner umfasst der Ort, doch ein Mehrfaches dieser Zahl fand sich auf dem weitläufigen Brands Hof ein.
Mit halbstündiger Verspätung konnte Jens Kespohl, 1. Vorsitzender der Niedersächsischen Kameradschaftsvereinigung (NKV) Reine, die Jubiläumsfeier eröffnen, denn alle warteten noch auf den Barntruper Musikzug Drums & Fanfars. Im weiten Rund des Hofes nahmen die Gastvereine sowie das Sonneborner Blasorchester und das Lipperlandorchester Aufstellung, dann sprach Jens Kespohl die Begrüßungsworte und gab einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des Vereins.
Die Gründung erfolgte am 11. April 1925 in der Gastwirtschaft Kerkhoff, der heutigen Gastwirtschaft Meyer, und der Monatsbeitrag belief sich auf 0,30 Reichsmark. Zu jener Zeit nannte sich der Verein noch Kriegerverein Reine. Am 1. August des Jahres fand das erste Preisschießen statt, bei dem als 1. Preis ein Schaf ausgelobt war. Im Mai 1926 wurde beim 1. Stiftungsfest die Fahne geweiht, und es nahmen 16 auswärtige Vereine teil, denn in allen umliegenden Orten gab es einen Kriegerverein.
Im Januar 1959 wurde der Beitritt zum Kyffhäuserbund beschlossen, der sich 1961 in „Deutscher Soldatenbund Kyffhäuser“ umbenannte. In diesem Jahr entstand das Interesse am Schießsport, eine Schießgruppe wurde gegründet und schließlich auch 1970 eine Damengruppe. Eine Jugendgruppe zog 1975 nach.
Wieder erfolgte eine Umbenennung, und zwar in „Kyffhäuserbund e. V.“. Der Kyffhäuserbund ist ein demokratischer Volksbund mit über 200-jähriger Tradition und auf Bundesebene als schießsportreibender Verband anerkannt. Hier waren auch Jugendliche und Frauen erwünscht. Seit 1998 gibt es auch eine Boßelgruppe.
Kontinuierlich stieg die Mitgliederzahl auf nunmehr 101, davon 52 Männer, 35 Frauen und 14 Jugendliche. Kurt Kalkreuter, stellvertretender Landrat, wies in seinem Grußwort darauf hin, dass die Ideale des Kyffhäuserbundes missbraucht worden seien, wogegen sich der Reiner Verein stetig gewehrt habe. Die Folge war letztlich 2017 die Umbenennung in Niedersächsische Kameradschaftsvereinigung (NKV) Reine. Auch Ralf Klemme, Extertals stellvertretender Bürgermeister und damit von der nordrhein-westfälischen Seite, und sein niedersächsischer Amtskollege, Aerzens Bürgermeister Andreas Wittrock, sprachen Grußworte, ebenso Joachim Stemme, Landesvorsitzender der Niedersächsischen Kameradschaftsvereinigung. Dieser konnte gleichzeitig zwei Ehrungen durchführen. Für 50-jährige Vereinszugehörigkeit empfing Helmut Schwarze eine Urkunde, und Andreas Zacharias wurde für besondere Verdienste mit dem Ehrenkreuz in Gold am Bande geehrt.
Ein weiterer feierlicher Höhepunkt dann die Fahnenweihe einer neuen Vereinsfahne. Jens Kespohl fiel die Aufgabe zu, diese zu enthüllen, anschließendes Salutieren, und mit der Nationalhymne klang der feierliche Teil aus. Unter den Klängen der Kapellen marschierten die Reiner Kameraden, die Schützenvereine Alverdissen, Barntrup und Bösingfeld, die Freiwilligen Feuerwehren Reinerbeck und Bösingfeld sowie die Dorfgemeinschaft Hummerbruch, der Junggesellenclub und der Reit- und Voltigierverein Reine in einem langen Lindwurm durchs Dorf. Der Ausklang im Festzelt war dann willkommene Erholung und bot viel Gelegenheit zum Klönen und freundschaftlichen Austausch.