Extertal-Bösingfeld (rr). Dank einer Finanzspritze des Kreises Lippe hat die Landeseisenbahn Lippe jetzt das Rückgrat ihres Vereins restaurieren können: Die knapp 100 Jahre alte E-Lok „E22“ hatte eine grundlegende Aufarbeitung ihrer Original-Motoren nötig. Mit den Vereinsmitgliedern und den Verkehrsbetrieben Extertal freute sich auch Lippes Landrat Dr. Axel Lehmann über die erfolgreiche „Wiederbelebung“.

Oben knistert es hörbar, der Stromabnehmer macht seinen Job, unten zischt es, wo die Hydraulik Luft ablässt. Dann setzt sich die E22, eine Elektrolok aus dem Jahr 1927 langsam in Bewegung Richtung Alverdissen, sorgsam und vorsichtig gesteuert von Raphael Kahlert, der seit 2016 als Zugführer und Rangierbegleiter bei dem Verein Landeseisenbahnen Lippe (LEL) tätig ist.

 

Unterwegs: Die E22 setzt sich vom Bahnhof Bösingfeld aus in Fahrt. Foto: rr

Dieser Verein sowie der Historische Verein zur Erhaltung der Eisenbahnen (HVEEL) hatten sich der historischen E22 angenommen und sie in rund 750 Stunden ehrenamtlicher Arbeit sorgfältig restauriert. Seit Jahren stellte die E22 das Rückgrat des Vereins dar, leistete sie doch zuverlässig seit der letzten Hauptuntersuchung acht Jahre lang Dienst im Tourismusverkehr. Aber bei der gesetzlich vorgeschriebenen Hauptuntersuchung im Jahr 2020, zu der die Lokomotive zerlegt wurde, hatten sich an wesentlichen Teilen der elektrischen Einrichtungen erheblich mehr Schäden herausgestellt, als ursprünglich angenommen.

Dazu mussten die knapp 100 Jahre alten originalen Elektromotoren denkmalgerecht aufgearbeitet werden, wofür die beiden Vereine nun am 17. Juni aus der Hand von Landrat Dr. Axel Lehmann eine ordentliche Finanzspritze von 15.000 Euro aus Fördermitteln entgegennehmen durften. Damit wurde ein schon viele Jahre andauerndes ehrenamtliches Engagement belohnt und konnten die zusätzlich zur Hauptuntersuchung entstandenen Kosten aufgefangen werden.

Das Eisenbahnnetz im Extertal und Lokomotiven sind bis heute Eigentum der Verkehrsbetriebe Extertal. Es bestand sogar bis Februar 2011 ein Namenszusatz, der den Unternehmensteil Eisenbahn betonte: Verkehrsbetriebe Extertal-Extertalbahn GmbH. Und so freute sich auch der Geschäftsführer der vbe, Sven Oehlmann, mit den Anwesenden über die erfolgreiche Sanierung.

Ebenso freute sich Christoph Kraus aus Blomberg. Der Geschäftsführer der Kraus Elektromotoren konnte mit seiner Firma über 70 Jahre Kompetenz einbringen, um die alten originalen Motoren mit viel Aufwand und technischem Spürsinn wieder in Funktion zu bringen. Immerhin ist das Extertal und seine elektrische Eisenbahn einzigartig, denn es war seit 1924 mit dem Bau einer elektrifizierten Kleinbahnstrecke von Barntrup nach Rinteln ein höchst innovatives Projekt.

 

So sieht es im Führerstand der E-Lok aus. Foto: rr

Damals besorgten Dampflokomotiven den Zugverkehr, und die Extertalbahn war erst die zweite Bahnstrecke in Norddeutschland, die elektrifiziert wurde. Auf dieser Strecke kamen die E21 und die E22 zum Einsatz, von denen die E22 noch regelmäßig für den Museumsbahnverkehr eingesetzt wurde – und nun auch wieder kann. So konnte die Bahnstrecke in enger Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Verkehrsbetriebe Extertal vor dem Untergang bewahrt werden, wobei der Verein Landeseisenbahn Lippe und der Historische Verein zur Erhaltung der Eisenbahnen in Lippe den Unterhalt von Strecke und Fahrzeugpark übernahmen.

So bleibt ein lebendiges Stück Heimat erhalten und wird der Öffentlichkeit mit Regional- und Sonderfahrten zugänglich gemacht. Aber das nächste Großprojekt steht schon an: nach der aufwändigen Instandsetzung der Strecke Bösingfeld-Alverdissen wartet nun der Wiederaufbau der elektrischen Fahrleitung bis nach Barntrup auf seine Realisierung.