Extertal-Bösingfeld (rr). Was eine Schräglage ist, wissen Biker sehr wohl, und dass man nur mit einem guten Profil der Reifen gut durch eine Kurve kommt, ebenfalls. Dass der christliche Glaube Profil hat, weil man sonst den Kontakt zum Boden, zu den Menschen, zur Basis verliert, war Thema des schon traditionellen „Schräglage“-Gottesdienstes, den die Evangelische Allianz auf dem idyllischen Hof Senke in Bösingfelds Mühlenstraße veranstaltete.
Und sowohl die dicken gewichtigen Maschinen, mit denen die rund 120 Männer und Frauen auf zwei Rädern angereist waren, als auch die Fahrer hatten Profil. Markige Gestalten in Lederkluft rollten in den Hof Senke, viele bärtig, tätowiert und jeden Alters, die Motorräder Schwergewichte zwischen 250 und 350 Kilogramm. Da blitzte viel Chrom, da waberten die Benzindämpfe durchs Gelände, und man wanderte durch die aufgereihten Motorräder, um seltene oder sehr alte Schätzchen zu begutachten. Da standen beispielsweise eine Moto Guzzi 850-T5, die legendäre BMW-Gummikuh, oder die extrem seltene Honda X4, mit der Ulrich Teigeler aus der Nachbarschaft gekommen war. Die Maschine kam nie auf den deutschen Markt, und seine war ursprünglich in Japan zugelassen, wonach sie über die Schweiz nach Deutschland kam. Ein Monstrum mit 100 PS, fast 30 Jahre alt, als Antwort auf Yamahas Vmax gebaut.
Organisator Dietmar Grascha hatte mit seinem Team eine runde Veranstaltung auf die Beine gestellt. Zahlreiche Bänke waren auf einer Wiese aufgestellt, ein Stand für das Frühstück und Kaffee stand parat, und mit Zelten waren schattige Plätze geschaffen, unter denen, auf Stehtischen platziert, die Biker-Bibeln auf ihre Mitnahme warteten. Stilecht war ein großes Holzkreuz aufgebaut, dekoriert mit Lederkutte und Motorradhelmen, das Mikrofon ausgestattet mit Vergaser, Kettenrad und Kette. Und in der Nachbarschaft stand ein Ackerwagen, der als Bühne für die „Band ohne Namen“ diente.
Schon im Vorfeld fiel die lockere, heitere und absolut aggressionsfreie Atmosphäre auf, die fast ein „Woodstock-Feeling“ vermittelte. Man ließ sich zum Gottesdienst nieder, den Dietmar Grascha eröffnete, und begleitet durch christliche Popmusik von der „Band ohne Namen“. Wie in jedem Jahr trat ein Protagonist ans Mikrofon, der über seinen persönlichen Weg zu Jesus und den christlichen Glauben Zeugnis ablegte. Hier war es Andreas Rose, der lebendig und bewegend über seine Vergangenheit mit Erfahrungen in Kriegsgebieten berichtete, doch erst durch einen Motorradunfall und die anschließende Leidenszeit zu Gott gefunden hatte.

Pastor Johann Schick
sprach über „Profil“
bei Reifen und im Leben

Die anschließende Predigt unter dem diesjährigen Tagesthema „Profil“ hielt Pastor Johann Schick von der Freien evangelische Gemeinde Extertal. Wie wichtig Profil nicht nur für Reifen sei, sondern für Stabilität im Leben, machte er anhand von Beispielen deutlich. Manche Menschen brauchen feste Abläufe, Freunde, Familie und Arbeit geben Stabilität. Doch wenn eine Krise kommt, man zu schwimmen anfange, brauche man Profil. Das sei der christliche Glaube, der einen hält und aufrichtet.
Nach dem Gebet durch Dietmar Grascha für die Unfallopfer, die toten und verletzten Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer formierte sich eine lange Reihe Biker in der Hofeinfahrt zu einer rund 40 Kilometer langen Ausfahrt durch das lippische Bergland, hielt eine Schweigeminute ab, dann donnerten die Motoren. Nacheinander ging es auf die Strecke, dann konnten die Teilnehmer am Nachmittag den Ausklang bei Würstchen und Getränken genießen.