Dörentrup (ar). Beim schnellen Internet in Dörentrup steckt der Teufel im Detail. Das wurde jetzt bei einer Info-Veranstaltung der Gemeinde offenbar, bei der Dörentrups Bürgermeister Friedrich Ehlert und Bauamtsleiter Dirk Süllwold die interessierten Bürger auf den aktuellen Stand zum Thema Breitbandausbau brachten. 

Die Angelegenheit entpuppt sich als ganz schön vertrackt: Bei den Planungen und der Ausführung des Breitbandausbaus zur schnellen Internetversorgung in Dörentrup und seinen Randbereichen steckt der Teufel im Detail. Jedenfalls mehr, als man als Konsument oder Interessierter an einem Anschluss an ein adäquates Glasfaserkabel vermuten mag.


Der einfache Wunsch, mit schnellem Internet, also mindestens 50 Mbit, versorgt zu werden, reicht da nicht aus, und die Gemeinde hat nur sehr begrenzten Einfluss auf die Erfüllung individueller Wünsche. Denn nach einer europaweiten Ausschreibung, die unterversorgten Bereiche in Lippe mit schnellem Internet zu versorgen, erhielt die Firma Sewikom den Zuschlag.


Als unterversorgt gelten Bereiche mit Bandbreiten unter 30 Mbit, und die wurden in der Analyse der Sewikom gebäudescharf ermittelt, was heißt, dass ein Haus noch in diesen Bereich fallen kann, das Nachbarhaus jedoch bereits nicht mehr.
Beispielsweise liegen die Straßen Spreenland oder Papierkamp im Nahbereich der Telekom, also in deren Monopolgebiet, was für Anwohner ungeahnte Schwierigkeiten birgt. Denn hier bedeutet eine Verbesserung den Ausbau mit FTTH, also Glasfaser, bis ins Haus. Und ein solcher Ausbau ist rund zehnmal teurer als Glasfaser zum Verteiler. Mit anderen Worten: Wer da nicht bei der Telekom untergekommen war und sich nun von der Sewikom versorgen lassen will, steht im Regen, also vor immensen Kosten.


Die Situation ist prekär, und das ist auch Dörentrups Bürgermeister Friedrich Ehlert sowie dem Leiter des Fachbereichs Bauen und Planen, Dirk Süllwold, absolut bewusst. In einem Faktencheck lässt sich feststellen, dass die Gemeinde keinerlei Einfluss auf das nach der Auftragserteilung an die Sewikom weitere Geschehen hat. Die gebäudescharfe Ermittlung des Bedarfs war Grundlage der Ausschreibung und damit des Auftrages. In den zugrunde liegenden Breitbandatlas der Bundesnetzagentur flossen ausschließlich die Angaben der jeweiligen aktuellen Anbieter eines Gebietes ein, ohne dass die Gemeinde darauf hätte Einfluss nehmen können.


Somit verbleiben auch nach dem derzeitigen Ausbau weiterhin unversorgte beziehungsweise unterversorgte Haushalte, die einfach von dem jetzigen Auftrag Sewikoms nicht erfasst wurden. Das finden sowohl Bürgermeister Ehlert als auch Bauamtschef Süllwold äußerst unbefriedigend, die mit der Verwaltung nach einer Lösung für die unterversorgten Bereiche suchen. Dazu würden quartiersbezogene Infoveranstaltungen dienen, die auch für den Zeitraum nach dem bisher beauftragten Zeitraum, also nach Ende 2021, greifen sollen.


Ein Problem ist, dass die Zahlen der Sewikom bereits jetzt fehlerhaft sind und sich im weiteren noch negativ verändern können, was bedeutet, dass Sewikom angeblich Vorschläge unterbreiten wird, deren folgende Umsetzung jedoch auch von der Nachfrage und besonders von der finanziellen Eigenbeteiligung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger abhängt. In allen Belangen kann die Gemeinde nur Mittler sein, betonen Ehlert und Süllwold, denn es prallen Bedarfsermittlungen der Sewikom und individuelle Wünsche von Einwohnern aufeinander. Letztlich ist der Breitbandausbau nur die Frage persönlicher Bedürfnisse und Ansprüche, denn die Anwohner haben in aller Regel einen Vertrag mit einem Anbieter abgeschlossen, der bis zur Kündigung seine Rechtskraft behält.


Da kann die Gemeinde nur als Moderator dienen, und Ansprüche an sie, den Breitbandausbau aktiv zu definieren und zu beeinflussen, so Friedrich Ehlert, bewegten sich auf dem Niveau, „als solle die Gemeinde auch die Ölrechnungen ihrer Bürger bezahlen“.