Extertal-Bösingfeld (rr). In Zeiten, da alle Welt nach E-Autos ruft, waren der Geruch von Benzin und das Brüllen großvolumiger Motoren auf dem Betriebsgelände der Verkehrsbetriebe Extertal am Sonntag für Autoliebhaber und Verbrennerfreunde ein wahres inneres Fest. Nacheinander trudelten dort rund 90 Fahrzeuge mit den vier Ringen ein, da röhrten Motoren, und manche Fahrer ließen durch Gaswegnehmen noch ein paar Fehlzündungen knallen.


Dann standen sie da, sauber aufgereiht, und an vielen der Autos wurden die Motorhauben hochgeklappt, und bald standen zahlreiche Neugierige davor und fachsimpelten bei Benzingesprächen. Alles Marke Audi und alle mit dem Zusatz „Quattro“, jene legendären Untersätze, die von 1980 bis 2001 hergestellt wurden, „und damit die ersten in größeren Stückzahlen produzierten Straßenfahrzeuge mit permanentem Allradantrieb waren,“ wie Organisator Mario Radevic erläuterte.
Man erinnert sich noch an die damalige Fernsehwerbung, in der ein Audi Quattro eine Sprungschanze hinauffährt. Doch auch in der Realität schnitt bei Tests ein Audi mit Allradantrieb und Sommerreifen auf Schnee besser ab als Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb und Winterreifen oder Schneeketten. Um das mit der Marke verbundene biedere Image loszuwerden, stieg Audi in den Rallyesport ein und entwickelte mit dem Audi Sport Quattro ein Sportcoupé, wie es nun auch in Bösingfeld zu sehen war.
Einmal jährlich ruft Radevic die Audi-Quattro-Gemeinde zum Treffen in seine Kfz-Firma „5inline Motorsport“ nach Lemgo, dann wird, neben dem geselligen Beisammensein, eine Ausfahrt durch das lippische Bergland unternommen und als traditionelle Zwischenstation Bösingfeld angefahren. „Wolf im Schafspelz“ könnte man die einen nennen, die bieder und brav aussehen, doch unter der Haube einen V-8-Zylinder sitzen haben. Sie liefen von 1988 bis 1994 vom Band, und der Motor brachte es auf damals sagenhafte 280 PS. Dann sind da andere, die zwar rennmäßig aufgemotzt aussehen, doch gegen die wahren Stars auf dem Betriebshof ziemlich schwächeln. Die absoluten Stars standen nämlich zu zweit ganz bescheiden in einer hinteren Reihe und hatten die biedere Audi-Kombi-Optik. Doch schaute man genauer hin, sah man: keine Audi-Spiegel, keine Audi-Bremsen, Felgen und Blinker, und die Auflösung folgte bei einem Blick in den Motorraum. Hier war wohl Porsche am Werk gewesen. Mario Radevic konnte Aufklärung geben. „Das sind zwei Audi RS2 Avant und von Porsche 1993 gebaut. Damals legte Audi von diesem Typ zirka 2 200 Stück auf und gab davon 680 an Porsche, um deren Bänder auszulasten. So sind diese Fahrzeuge im Porsche-Werk entstanden. Eigentlich hatten die Motoren 380 PS, doch diese ‚nur‘ 315. Bei ihrem Erhaltungszustand, nämlich 1, haben sie einen heute siebenstelligen Wert. Und die Lackierung in ‚Nogaro-Blau‘ ist auch nur ihnen vorbehalten.“
Nach dem Aufenthalt in Bösingfeld ging’s schließlich über Burg Sternberg zurück zum Firmengelände nach Lemgo.