Extertal-Bösingfeld (jn). Eine Bösingfelder Institution läutet das Ende ihrer Ära ein: Maria und Heiner Noth schließen ihren „Papierladen Noth“ in der Mittelstraße im Januar kommenden Jahres. Bis dahin läuft ab sofort der Räumungsverkauf – und die Suche nach einem Nachfolger.


Denn der Bedarf nach einem gut-sortierten Fachgeschäft für Papeterie, Schreibwaren, Schulbedarf und vielem mehr – zentral gelegen und gut für Fußgänger wie Autofahrer erreichbar – der ist natürlich weiter da in Extertal.
Seit 1925 hieß es an der Mittelstraße 25 bisher: „Benötigt man ein schönes Geschenk, etwas Spannendes zu Lesen oder etwas für Schule, Beruf oder Kindergarten? Dann ist man im Papierladen Noth stets gut beraten.“ Das Sortiment des Geschäftes bot immer alles, was das Herz (und die Liebe zu den schönen Dinge) begehrte: Egal, ob es zum Schreiben, Lesen oder Schenken sein sollte.

Den echten Unterschied zum Online-Handel machte bei Familie Noth immer ihr Service: Mit ihren fachkundigen Ratschlägen, ihrem beherzten Einsatz für die Kunden und ihren guten Ideen waren Maria Noth und ihr Team immer eine Bank in Bösingfeld.
Nun wird der Papierladen im Januar 2023 seine Türen schließen, eine fast 98-jährige Ära geht damit zu Ende.

Wie kam es dazu? Die Entscheidung zur Geschäftsaufgabe, so Maria Noth im Gespräch mit dem Nordlippischen Anzeiger, sei ihr wahrlich nicht leicht gefallen. Aber nach 42 Geschäftsjahren sei es für sie und ihren Mann nun an der Zeit, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.
Ganz kurzfristig sei dann die Entscheidung für den Räumungsverkauf gefallen – mit einem großen Vorteil für alle Kunden: „Unser Warenlager ist noch sehr gut sortiert und top-aktuell. Und für den anstehenden Räumungsverkauf wird natürlich alles reduziert!“, geht Maria Noth ins Detail.

Noch heute ist ihr Name vielen Bürgern geläufig: Lina Mitzkewitz, die einstige „Papierkönigin“ von Bösingfeld.

Ein Bösingfeld ohne Papierladen, das ist nur schwer vorstellbar. Seit 1925 besteht er an der Mittelstraße – damals eröffnet durch die Eheleute Mitzkewitz, die außerdem eine angeschlossene Druckerei betrieben. Schon das ursprüngliche Sortiment umfasste Schreibwaren, Bürobedarf, Druckerzeugnisse, Kunstgewerbe und Bücher.
Als Franz Mitzkewitz im Jahr 1934 plötzlich verstarb, übernahm seine junge Witwe Lina Mitzkewitz. Sie konzentrierte sich auf das Einzelhandelsgeschäft an der Mittelstraße, während Hildegard und Heinrich Noth die Druckerei (in den damals noch im Hinterhaus gelegenen Räumen) übernahmen. Im Jahr 1952 verlegten diese die Druckerei in den Rintelner Ortsteil Exten, wo erheblich vergrößert werden konnte. Schöner Nebeneffekt: In den neuen Räumlichkeiten der Druckerei entstand auch mehr Lagerfläche für Lina Mitzkewitz‘ Papierladen.
Sie wurde in Bösingfeld und Umgebung liebevoll „die Papierkönigin“ genannt und war mit Leib und Seele mit ihrem kleinen Unternehmen verbunden. Noch heute ist ihr Name vielen Extertalern geläufig und vertraut. Mit 80 Jahren beschloss Lina Mitzkewitz schließlich, kürzer zu treten – und übergab den Papierladen im Jahr 1980 so an Maria und Heiner Noth.

Wie sich die Zeiten verändert haben: Maria Noth mit ihren Kindern im heimischen „Papierladen“ in den 80er Jahren.

Das Ehepaar steckte sein Herzblut in das traditionsreiche Geschäft: Nach einem grundlegenden Umbau wurde am 29. Juli 1980 feierlich der neugestaltete „Papierladen Noth“ eröffnet. Und von da teilten sich die Noths die Arbeit auf: Während Heiner Noth die familieneigene Druckerei in Rinteln leitete, führte Maria Noth das Geschäft in Bösingfeld – und war gleichzeitig für die beiden Kinder Christine und Ulrich da.
Im Laufe der Jahre wuchs das Sortiment an – und so wurde Mitte der 1990er Jahre der eigentliche Laden an der Mittelstraße zu klein für alle kleinen und großen Waren. Die Lösung der Noths: Sie opferten kurzerhand ihren Familiengarten am eigenen Haus – und erweiterten die Ladenfläche im Herbst 1997 nach hinten hinaus.

Zwei Generationen im Geschäft an der Mittelstraße: Das Ehepaar Noth konnte sich immer auf die Hilfe seiner Kinder und seines gesamten Teams verlassen.

Und so ist es heute nicht anders als in der langen Geschichte zuvor: Der Papierladen führt wie eh und je ein umfassendes Sortiment – und wird von großen und kleinen Kundinnen und Kunden äußerst gerne besucht. Wo wäre sonst Vergleichbares zu finden?
Maria Noth blickt denn auch dankbar und voller Herzlichkeit zurück auf so viele erfüllte Geschäftsjahre: „Wir haben so nette und angenehme Kunden! Es hat mir all‘ die Jahre viel Freude bereitet, in meinem Laden zu arbeiten.“, sagt sie – und wird dann doch wehmütig. Mit großer Begeisterung habe sie ihr Geschäft geführt, erzählt die Unternehmerin weiter. Und das habe ihr, trotz der vielen Arbeit, vor allem ihr Team möglich gemacht.

So wird es jetzt noch bis in den Januar 2023 weitergehen – und, wenn alles klappt, vielleicht unter neuer Führung auch darüber hinaus. Denn Maria Noth ist auf der Suche nach einem Nachfolger, der die Tradition in Bösingfelds Mitte weiterführen möchte. Denn wie gesagt: Ein Bösingfeld ohne Papierladen, es wäre ein herber Verlust.

Doch zunächst steht der Ausverkauf an: Mit den Rabatten auf alle Waren möchte sich Maria Noth mit ihrer Familie und ihrem gesamten Team ganz herzlich bei allen großen und kleinen Kunden bedanken, die ihnen über so viele Jahrzehnte hinweg die Treue gehalten haben. „Wir sagen „Danke!“ und hoffen, noch einmal viele bekannte Gesichter in unserem Geschäft an der Mittelstraße 25 begrüßen zu dürfen!“
Weitere Informationen wie z.B. zu den Öffnungszeiten finden Sie auf www.papierladen-noth.de.