Kalletal (jn/red). Die Gemeinde Kalletal traut sich was – und ihren Jugendlichen richtig viel zu: Beim Projekt „Jugend entscheidet“, das in diesem Jahr gemeinsam mit der Hertie-Stiftung umgesetzt wird, können Jungen und Mädchen von 12 bis 15 Jahren aktiv mitmachen im lokalpolitischen Geschehen ihrer Heimatgemeinde – und ein reales Projekt umsetzen (wir berichteten). Wir stellen vor, welche einzelnen Etappen das Projekt hat – bevor es an die Umsetzung geht.

Verantwortung aus der Hand geben, den Jugendlichen vertrauen – für die Verantwortlichen im Rat der Gemeinde und in der Gemeindeverwaltung ist dies kein einfacher Schritt. Doch ein wohl überlegter.
In der Gemeinde war diese Entscheidung ausgedehnt diskutiert worden, bevor man sich für die Teilnahme am Projekt der Hertie-Stiftung beworben hatte. Denn: Jugendlichen tatsächlich Entscheidungskompetenz einzuräumen, das war eine Grundvoraussetzung für die Teilnahme.

Wie außergewöhnlich der Kalletaler Schritt ist, wurde von Elisabeth Niejahr, Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung, bestätigt. Tatsächlich ist es für viele Bürgermeister und viele Gemeinden in Deutschland nicht vorstellbar, Macht, Entscheidungskompetenz oder Gesamtverantwortung auch nur partiell aus der Hand zu geben. Es ist also ein Projekt, was Erwachsene und Jugendliche auf die Probe stellt – und gemeinsam wachsen lässt. So ist der Plan.
Und welche terminliche Eckpfeiler das Projekt „Jugend entscheidet“ in diesem Jahr haben wird, darüber klären wir in diesem Artikel auf.

Zu Ostern bekamen 642 Kalletaler Jugendliche im Alter zwischen 12 und 15 Jahren Post vom Bürgermeister, mit vielen Infos zum Projekt und einem ersten Fahrplan.
Die Teilnahme am Projekt startet dann über die Mitmach-App „PLACEm“. Die Grundidee ist einfach: Man kann seine Gemeinde auch digital kennenlernen und gestalten. Jeder, der PLACEm nutzt, kann beliebig viele „places“ einrichten, also virtuelle Orte, die mit realen Orten in der Kommune verknüpft sind und anhand von scanfähigen QR-Codes Informationen verteilen, Meinungen abfragen oder Veranstaltungen bewerben, ohne dass ein extra Mail-Verteiler, eine WhatsApp-Gruppe oder eine Website erstellt werden müssen. PLACEm holt die Jugendlichen somit dort ab, wo sie sich – nicht nur in Corona-Zeiten – ohnehin viel aufhalten: im digitalen Raum.

Weiter geht es dann mit der „Smarten Gemeinderallye“: Vom 21.04. bis 05.05.kann jeder seine Heimatgemeinde neu entdecken, mit der App Codes in den Rallye-Stationen einscannen, sich Punkte erarbeiten, Quizfragen beantworten und am Ende eine Prämie abstauben. Das Gute an der Rallye ist: Alle Einwohner können mitmachen, unabhängig von ihrem Alter! Aber nur die 12- bis 15-Jährigen erhalten ein Überraschungspaket mit der Einladung zum digitalen Auftakttreffen. Das Überraschungspaket enthält dann auch die tatsächliche Anmeldung, die an die hierfür eingerichtete E-Mail-Adresse jugend.entscheidet@kalletal.de zu senden ist.

Nach dem Ende der smarten Gemeinderallye treffen sich am 07. Mai zum ersten Mal all jene, die sich im Jahr 2021 gemeinsam auf den Weg zu mehr Jugendbeteiligung in Ihrer Kommune machen wollen, beim „Digitalen Auftakttreffen“: das kommunale Team, das Team der Hertie-Stiftung, die Prozessbegleitung, Politik zum Anfassen e.V. und natürlich die, um die es sich dreht – die Jugendlichen. Im Rahmen dieser 60-minütigen digitalen Veranstaltung wird feierlich und spielerisch zugleich der Start von Jugend entscheidet in Kalletal begangen. Das Team der Hertie-Stiftung hat sich ein Programm mit vielen interaktiven Programmpunkten und Überraschungsgästen überlegt. Die Jugendlichen in Kalletal sollen sich willkommen und erwünscht fühlen und danach mit großer Lust auf die Themenwahl-Veranstaltung mit Politik zum Anfassen e.V. blicken.

Diese Themenwahl-Veranstaltung am 29. Mai ist das Herzstück von „Jugend entscheidet“ – und zugleich hoffentlich der Anlass, zu dem alle Beteiligten sich an einem Ort versammeln können: Einen Tag lang geht es um das, was Jugendliche in Kalletal beschäftigt. Unter der Leitung des erfahrenen Teams von Politik zum Anfassen e.V. treffen sich so viele Jugendliche in der Altersgruppe zwischen zwölf und 15 Jahren wie nur möglich an einem zentralen Ort in Kalletal.
Es geht am Vormittag los: Die Jugendlichen werden begrüßt und in den Tag eingeführt, sie lernen in Form eines Stationenlaufs in Kleingruppen die Aufgaben der Kommunalpolitik und ihre Beteiligungsmöglichkeiten kennen und erarbeiten mithilfe des Teams von Politik zum Anfassen e.V. Themen, die ihnen in ihrer Gemeinde am Herzen liegen, für die sie sich Veränderung oder Verbesserung wünschen.
In einem erprobten Verfahren werden diese Themen gesammelt und unter dem Motto „Was würde ich machen, wenn ich Gemeinderat wäre?“ diskutiert und Details geklärt. Am Ende des Programms am Vormittag steht so eine Anzahl von Themen in Form von „Anträgen“, die nach der Mittagspause, zusammen mit dem „kommunalen Team“ wieder aufgegriffen werden.
Am Ende des Nachmittags findet dann ein sogenannter Gallery Walk statt, bei dem sich alle Diskussionsgruppen über alle Themen informieren und weitere Ideen dazu beisteuern können.

Alle Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung und das kommunale Team bleiben noch eine weitere Stunde ohne die Jugendlichen zusammen und werten das Gehörte und Gesehene aus: An welchen 1 – 2 Themenvorschlägen soll Kalletal in den kommenden Monaten weiterarbeiten und über eine tatsächliche Umsetzung abstimmen lassen?

Im nächsten Schritt kann es dann um die Planung einer konkreten Entscheidung gehen, die für das zweite Halbjahr vorgesehen ist.