Niedere Beweggründe“, weil die Tat aus Eifersucht geschehen sein soll, sowie „Heimtücke“, da das Opfer im Schlaf getötet wurde, sind die Gründe, warum die Staatsanwaltschaft Detmold gegen Elchin A. (36) Anklage wegen Mordes erhebt. Prozessbeginn ist am Montag, 9. Januar.
Kalletal (rr). Nach Überzeugung der Anklage tötete der Aserbaidschaner am 18. Juni 2022 einen 39-Jährigen aus Rinteln im Schlaf mit dem Hieb einer Axt. Nach der Tat soll er in derselben Wohnung seine Ex-Freundin, die zuvor auch schlafend im Bett gelegen hatte, im Badezimmer vergewaltigt haben. Dieser Anklagepunkt wird durch eine DNA-Analyse gestützt.
Im Mordprozess um den sogenannten „Axtmörder von Kalletal“ hat das Landgericht Detmold ab Januar acht Zeugen geladen. Aussagen werden auch ein Gerichtsmediziner und ein Psychiater, der den 36-Jährigen begutachten soll. Nach Angaben eines Gerichtssprechers sind vom 9. Januar bis 6. Februar drei Verhandlungstage angesetzt.
Die brutale Tat hatte die Einwohner im Kalletal und der Region aufgeschreckt, denn die Flucht des Tatverdächtigen beschäftigte die Ermittlungsbehörden beinahe fünf Wochen lang. Nach der Tat soll er die Frau und ihre beiden Kinder in ein Auto gezwungen haben und davongerast sein. Da er keinen Führerschein hatte und auch nicht Auto fahren konnte, geriet er durch seine Fahrweise in den Fokus der Polizei. Die ahnte von der blutigen Tat zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
Laut Staatsanwaltschaft nutzte der 36-Jährige ein Überraschungsmoment bei der Kontrolle und rannte davon. Die Polizei vermutete zunächst, dass sich der mutmaßliche Täter weiterhin im Bereich Kalletal und Rinteln aufhielt, und dass er sich möglicherweise in Scheunen, Lauben oder abgestellten Wohnwagen verstecke. Die Staatsanwaltschaft Detmold hatte für Hinweise, die zur Ergreifung des Gesuchten führen, eine Belohnung von 5 000 Euro ausgelobt. Dazu wurden Plakate auf Campingplätzen und in Kleingärten aufgehängt. Kurze Zeit später verteilten Beamte mehrsprachige Flugblätter an Rastplätzen an der Autobahn 2. Nach den damaligen Ermittlungen könnte Elchin A. Kontakt zu Reisenden und möglicherweise osteuropäischen Lastwagenfahrern aufnehmen, um seine Flucht fortzusetzen. Die Polizei warnte davor, den mutmaßlichen Mörder mitzunehmen.
Hinzu kam, dass in Obernkirchen, nur rund 30 Kilometer vom Kalletal entfernt, die Leiche einer 75-jährigen Frau aufgefunden wurde und ein Zusammenhang zwischen den beiden Taten geprüft wurde. Doch eine Polizeisprecherin betonte schon damals: „Wir stehen mit den Kollegen dort in Kontakt, halten einen Zusammenhang dieser beiden Taten jedoch aktuell eher für unwahrscheinlich.“
Die Flucht in Richtung Polen zog sich über fünf Wochen hin. Die Polizei rief die Bevölkerung in Ostwestfalen-Lippe und Niedersachsen zur Vorsicht auf. Lastwagenfahrer wurden gebeten, achtzugeben. In Brandenburg wurde der 36-Jährige dann am 21. Juli in Brieskow-Finkenheerd unter Mithilfe eines SEK nahe der polnischen Grenze festgenommen.
Nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft war der 36-Jährige bereits zu einer längeren Haftstrafe wegen eines Tötungsdeliktes in der Ukraine verurteilt worden. Dieses Urteil wurde von den ukrainischen Justizbehörden an die Ermittlungsbehörden übersandt und sollte zum Prozessauftakt in übersetzter Form vorliegen.