Barntrup (rr). Bürgermeister Borris Ortmeier befindet sich mitten in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit. Grund genug für den Nordlippischen Anzeiger, einmal zurückzuschauen und ihn nach der Bilanz der ersten Hälfte und den Barntruper Perspektiven zu befragen. Am vergangenen Dienstag gab der Rathaus-Chef ausführlich Antworten auf die Fragen unseres Reporters Rudi Rudolph.

Nordlippischer Anzeiger: Zu Beginn Ihrer Amtszeit stand die Frage im Raum, ob man überhaupt über den Grundschulstandort Alverdissen diskutieren solle. Nun bleibt der Standort erhalten und es sind dort und am Gymnasium rege Sanierungsarbeiten im Gange. Hat sich die Einstellung geändert?
Borris Ortmeier: Ich bin kein Bürgermeister, der nur positive Dinge anspricht. Daher habe ich auch damals von der ersten Minute an meine Meinung gesagt. Die Entscheidungsfindung lief dann auf den Erhalt des Grundschulstandorts Alverdissen hinaus. Es ist das Wesen der Demokratie, über alles zu diskutieren und es dann auch konsequent umzusetzen. Es gab damals eine Baustelle am Holstenkamp, inzwischen stehen wir vor dem letzten Bauabschnitt von einer 7-Millionen-Euro-Sanierung beim Gymnasium, und in Alverdissen ist geplant, in diesen Sommerferien fertig zu werden. Auch die Grundschule Barntrup wird saniert. In diesem Jahr der erste Bauabschnitt und im nächsten Jahr soll alles bis zum Sommer fertig sein. Dann sind alle drei Schulen für sehr viel Geld auf neuestem Stand bezüglich Bausubstanz, Brandschutz, energetischer Sanierung, Sanitär und Elektrik.

NLA: Überhaupt kann man in Barntrup von vielen Baustellen sprechen. Wie erklärt sich das?
Borris Ortmeier: Wir haben tatsächlich in den letzten Jahren viel gemacht, denn damals war der Baubereich eigentlich die größte Baustelle. Gegenwärtig bauen wir umfangreich am Vogelsang und an der Triftstraße, wo Straßendecke und Kanäle in Arbeit sind. Bushaltestellen, beispielsweise in Alverdissen und Selbeck, stehen vor ihrer Fertigstellung. So viel wie seit Jahrzehnten nicht haben wir in die Feuerwehr investiert, das musste angepackt werden. Nur als Beispiel der Anbau an der Feuerwache, der zusätzlich einen neuen Arbeitsplatz geschaffen hat. Schließlich muss hier langfristig vorausgeschaut und unsere Feuerwehr zukunftssicher ausgestattet werden.

NLA: Für zahlreiche Projekte haben sie Fördergelder erhalten. Wie generieren sie die?
Borris Ortmeier: Man muss eine Übersicht bei Förderprogrammen haben und den Überblick behalten, dazu ist auch ein gutes Netzwerk wichtig. Aber man sollte nur beantragen, wenn es sinnvoll passt. So haben wir in den letzten Jahren mehr als fünf Millionen Euro als Fördergeld bekommen, ohne dem wir viele Projekte nicht hätten umsetzen können. Manche wurden zu einem bestimmten Prozentsatz gefördert, andere zu 100 Prozent, wie etwa das Multifunktionsspielfeld oder die Musikschule.

NLA: Ein großes Thema war die Wiederbelebung der Innenstadt und die Beseitigung von Leerständen. Nach der anfänglichen Euphorie scheint es nun einen Stillstand zu geben.
Borris Ortmeier: Nein, es besteht ein erstes Konzept. Und man muss bedenken, dass die Stadt erst seit einigen Wochen Eigentümer der Mittelstraße ist. Wir wollen ja die Mittelstraße umgestalten, und die Restaurant- und Ruheinseln sind im vergangenen Herbst schon gut angenommen worden. Auch wollen wir den Marktplatz bürgerfreundlicher umgestalten. Doch wir müssen auf Veränderungen reagieren, die zwangsläufig etwa durch große Konzerne wie Amazon auf uns zukommen, denn in 15 Jahren wird vieles anders sein als heute. Und da kann ich nur sagen, ich finde die Mittelstraße schön. Sie hat noch ein breites Angebot an Läden, wir haben eine Eisdiele, ein tolles innovatives Café, drei Fleischereien vor Ort. Wir haben im Vergleich zu anderen gleich großen Gemeinden noch viel zu bieten. Die Barntruper müssen erkennen, was sie haben und müssen ein Selbstvertrauen entwickeln und erhalten. Es ist eine Herausforderung, die Zukunft zu gestalten und nicht nur auf morgen zu schauen, denn wir müssen entscheiden, was für die nächsten Jahrzehnte gut ist.

NLA: Bei all‘ den Vorhaben für die folgenden Jahre – wie zeigt sich dazu die Finanzausstattung der Stadt?
Borris Ortmeier: Eins ist klar. Wir wollen und müssen in den nächsten Jahren erhebliche Mittel in unsere Infrastruktur investieren und die kommunalen Finanzen werden unter Druck geraten. Unser Versuch, Ausgaben zu reduzieren, hat sich für die Bürgerinnen und Bürger darin gezeigt, dass alle Gebühren durch Kosteneinsparungen gesunken sind. Doch wir müssen auch Einnahmen generieren, weshalb wir im Bereich der erneuerbaren Energien sehr aktiv sind. So sind wir Anteilseigner einer Windenergieanlage am Bromberg und wollen im Dezember beschließen, uns an weiteren Windenergieanlagen zu beteiligen. Die daraus resultierenden Einnahmen kommen allen Barntruper Einwohnern zugute, denn sie können wiederum in die Infrastruktur, Feuerwehr und weitere Aufgaben investiert werden. Klar ist, wir können Probleme nur gemeinsam lösen, über die Parteigrenzen hinweg und im Zusammenwirken von Rat, Politik und Verwaltung.