Dörentrup. „Es wächst zusammen, was zusammengehört.“ Unter dieser Überschrift begingen die beiden ehemals selbstständigen Kirchengemeinden Hillentrup und Spork-Wendlinghausen im Januar ihre Zusammenführung zu einer Gemeinde.
In ihrem Jahres-Projekt „Gemeinsam freundlich“ wollte sich die neue Kirchengemeinde als die eine Gemeinde mit einem freundlichen Gesicht zeigen. Dann stellte sich Corona dem Projekt mit Abstandsregelungen, Veranstaltungsverboten und Hygienevorschriften in den zunächst so vielversprechenden Weg. Ein generationsübergeifendes Gartenprojekt des Sporker Kindertreffs mit dem Elisenstiftes Humfeld und die Müllsammelaktionen mussten abgesagt werden.
Die Initiatoren des Projektes ließen sich nicht entmutigten. Sie suchten nach Ideen, weiterhin aufeinander zuzugehen, und riefen drei kleine Projekte ins Leben. Diese wurden in den vergangenen acht Wochen gemeinsam umgesetzt.
„Am Freitag, den 13. März, mussten wir unsere Gottesdienste von jetzt auf gleich zu-nächst aussetzen“, so Pastorin Sabine Hartung, Sprecherin des Projektes. „Wir ha-ben dann sofort überlegt, wie wir den regelmäßigen Kontakt zu unseren Gottesdienstbesuchern halten können.“ Die Idee der Wochenandachten entstand.
Zwölf Menschen aus fast allen Ortsteilen der einen neuen Gemeinde vom Altoberdorf in Schwelentrup bis nach Wendlinghausen erklärten sich auf Anfrage sofort bereit, die Wochenandachten auf Abstand unter Einhaltung der Hygienevorschriften in der Gemeinde zu verteilen. Begonnen wurde mit rund 30 Exemplaren. Nach und nach wurde die Nachfrage immer größer. In der vergangenen Woche wurden 120 ausgedruckte Wochenandachten verteilt. Mit dabei waren auch immer kleine, fotografische Eindrücke aus der Hillentruper Kirche. Auch per E-Mail wurden die Andachten verschickt.
Als besonders schmerzhaft wurde das Ausfallen des Gottesdienstes zur Osternacht erlebt. Noch im Dunkeln zusammenzukommen, im Licht der Kerzen zu feiern, gemeinsam auf den aufgehenden Morgen zu warten und miteinander zu frühstücken – darauf hatten sich viele Gemeindemitglieder und auch die musikalischen Gruppen der Gemeinde gefreut. Die kleinen Osterkerzen für die Gottesdienstbesucher waren bereits bestellt und geliefert. Und so gab es zu Ostern nicht nur eine kleine Osterandacht zum Nachlesen, sondern auch eine Osterkerze zum Entzünden. 200 Osterkerzen wurden verschenkt.
Verteilung zu Fuß und per Fahrrad
Von Woche zu Woche wurden für viele Menschen in der Gemeinde die „spontanen Haustürgespräche auf Abstand“ immer selbstverständlicher. Manch ein Austräger brauchte zuweilen tatsächlich zwei bis drei Stunden für das Verteilen einiger Andachten. Verteilt wurde zu Fuß und per Fahrrad von Tür zu Tür. „Die kleinen Haustürgespräche haben uns gefühlt verbunden gehalten“, so Sabine Hartung. „Wir alle haben uns viel Zeit genommen für das Zuhören und den Austausch von Informationen aus dem Dorf. Leider müssen einige von uns schon bald wieder schulischen und beruflichen Verpflichtungen nachkommen, sodass ihnen die Zeit für ihre so vertrauten Runden fehlen wird.“
Auch hierfür wurde bereits eine Lösung gefunden. Und so erklärten sich einige AusträgerInnen bereit, aufzustocken. Einige Andachten werden per Post verschickt. „Viele unserer Gottesdienstbesucher gehören der Risikogruppe an. Sie werden die Gottesdienste noch nicht wieder besuchen. Wir möchten mit unseren Andachten und den Haustürgesprächen auf Abstand solange mit ihnen verbunden bleiben, bis auch sie wieder zum Gottesdienst kommen werden“, so Sabine Hartung.
Für ihr Engagement von Tür zu Tür wird sich die eine neue Kirchengemeinde Hillentrup-Spork mit einem gemeinsamen Eisessen im Garten des Hillentruper Gemeindehauses bei ihren Austrägern bedanken, sobald die Abstandsregelungen gelockert werden. Die das Eis liefernde Eisdiele aus der Region ist schon im Blick.
Da auch der Kindergottesdienst ausfallen musste und vor den Sommerferien nicht wieder aufgenommen wird, musste die Gemeinde sich auch für die Kleinsten etwas einfallen lassen. Und so kooperierten die Kindergottesdienste in Hillentrup und Spork miteinander und drehten gemeinsam mit der Kindertagesstätte Vogelnest in Hillentrup einen kleinen Film. Star des Filmes ist Handpuppe Fritzi, gespielt von Kindertagesstättenleiterin Petra Niehage. Der kleine Film kann über die Homepage der Kirchengemeinde angeschaut werden (www.kirche-hillentrup-spork.de).
„Der nächste Film für die Kinder des Kindergottesdienstes und der Kindertagesstätte ist schon in Planung und wird im Juni erarbeitet“, freut sich Sabine Hartung, „und auch hier werden wieder Erwachsene, Kinder und Jugendliche aus allen Ortsteilen unserer einen Gemeinde mitwirken.“
Die Idee von „Gemeinsam freundlich“ lebt. „Vielleicht sogar wegen Corona“, sagt sie nachdenklich. „Dass wir diese Idee miteinander gestalten, allen Umständen zum Trotz, darauf kommt es doch schließlich an.“