Barntrup / OWL (red). Vor wenigen Tagen haben die Vibro-Trucks in Barntrup den letzten Messpunkt erreicht. Die 2D-seismischen Messungen des Geologischen Dienstes NRW in der Region Ostwestfalen-Lippe sind somit erfolgreich abgeschlossen.
Rund sieben Wochen waren die Messfahrzeuge der DMT für den Geologischen Dienst NRW (GD NRW) in Barntrup in der Region Ostwestfalen-Lippe unterwegs. Mithilfe der Vibrationsseismik haben sie den tiefen Untergrund untersucht. Ziel war es, im Rahmen der geologischen Landesaufnahme auch geothermische Potenziale zu erkunden, die für eine klimafreundliche Wärmeversorgung nutzbar sind.
Die Messungen wurden im Rahmen des landesweiten Untersuchungsprogramms „Geowärme – Wir erkunden NRW.“ im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW durchgeführt. In Ostwestfalen waren die Messungen deutlich umfangreicher als die Erkundungen in den Vorjahren im Münsterland (2021), im Rheinland (2022) und am Niederrhein (2023).
342 Kilometer Messlinien haben die Vibro-Trucks auf Straßen und Wegen abgefahren. An insgesamt 9 750 Anregungspunkten haben sie angehalten und mit hydraulisch absenkbaren Rüttelplatten Schallwellen bis in 5 000 Meter Tiefe geschickt. Im Untergrund werden die Vibrationen an Gesteinsschichten reflektiert und an der Oberfläche von sogenannten Geophonen empfangen. 12 000 dieser speziellen Messgeräte waren im Einsatz. Zwei parallel arbeitende Messtrupps waren zwischen dem 27. August und dem 16. Oktober auf sieben Messlinien unterwegs.
Nach der Analyse und Interpretation der gesammelten Daten ergeben sich zweidimensionale Abbilder des Untergrundes – ähnlich einem Ultraschallbild. Sie werden wichtige Erkenntnisse über Aufbau und Mächtigkeit der geologischen Schichten in der Region Ostwestfalen-Lippe liefern. Besonders interessant sind dabei Vorkommen von Kalk- und Sandsteinen, die Potenziale für eine geothermische Nutzung haben können.
Großes Interesse bei
Kommunen und Bevölkerung
Die Ergebnisse stehen der Öffentlichkeit frei zur Verfügung, Kommunen und Stadtwerke können darauf aufbauen und eigene Projekte realisieren. „Das Interesse von Gemeinden und Energieversorgern an unseren Messungen ist sehr groß“, sagt Projektleiter Ingo Schäfer vom GD NRW. „Viele von ihnen arbeiten gerade an ihrer kommunalen Wärmeplanung und darin kann die Geothermie einen wichtigen Beitrag für eine klimafreundliche, zuverlässige und preisstabile Wärmeversorgung leisten.“ Mitte 2025 wird der GD NRW die Ergebnisse in den Kommunen präsentieren.
Auch die Bevölkerung war sehr interessiert. Viele Menschen kamen an die Strecke, um die Messfahrzeuge zu sehen und die Vibrationen zu spüren. Drei Infoveranstaltungen in Minden, Bielefeld und Paderborn, bei denen das Team von „Geowärme – Wir erkunden NRW.“ mit einem Vibro-Truck vor Ort informierte, waren gut besucht. Viele verfolgten die täglichen Informationen und Updates über das Projekt auf den Social-Media-Kanälen und auch die lokale Presse berichtete umfangreich.
„Wir freuen uns, dass unsere Arbeit so viel Aufmerksamkeit findet“, betont Schäfer. „Das Land NRW geht mit der Finanzierung dieser Messungen in Vorleistung, um die Wärmewende voranzubringen. Mit Fördermaßnahmen unterstützt das Land Kommunen und Unternehmen auch dabei, konkrete Projekte vor Ort zu initiieren.“
In den kommenden Jahren werden weitere seismische Messkampagnen in verschiedenen Regionen Nordrhein-Westfalens im Rahmen von „Geowärme – Wir erkunden NRW.“ stattfinden. Zudem beinhaltet das Untersuchungsprogramm mehrere Forschungsbohrungen. Aktuell wurde im September in Schwelm eine Bohrung erfolgreich abgeschlossen, in Krefeld folgt Anfang 2025 die nächste Forschungsbohrung. So sollen landesweit grundlegende Erkenntnisse über die geothermischen Potenziale des Untergrundes gewonnen werden. Ziel der Landesregierung ist es, die tiefliegenden Wärmevorkommen umfassend zu nutzen und bis 2045 etwa 20 Prozent des Wärmebedarfs in Nordrhein-Westfalen durch Geothermie zu decken.