Kalletal. Ein 44-seitiges Heft mit Kalletaler Sagen ist jetzt erschienen. Herausgegeben hat es die Gemeinde Kalletal, die auch die Druckkosten übernommen hat. Zusammengestellt hat diese Schrift, die eine Lücke in der Heimatliteratur füllt, der Märchen- und Sagensammler Eberhard Michael Iba aus Saarbrücken.
Unterstützung aus dem Kalletal erhielt er dabei von Anja Mayer aus der Gemeindebibliothek in „Corves Mühle“ sowie vom Heimatchronisten Hans-Ulrich Krause, der viele Tipps zu Kalletaler Sagen gab und auch Fotos beisteuerte.
Das Heft ist ab sofort in „Corves Mühle“ zu bekommen. Ein Exemplar kostet 6.50 Euro. Die Auflage beträgt 120 Exemplare, gedruckt in der Kalletaler Firma Strangfeld.
Bei der Vorstellung des Heftes sagte Bürgermeister Mario Hecker, die Gemeinde Kalletal habe sich gern dabei engagiert. Hans-Ulrich Krause erzählte dann von der Vorgeschichte der Publikation: Autor Eberhard Michael Iba hatte im Austausch mit ihm selbst erst viele Kalletaler Sagen entdeckt – und dann entstand die Idee der Veröffentlichung in Heftform. Diese Bitte wurde dann an Mario Hecker herangetragen, der das sofort befürwortete.
Krause, der Varenholzer Heimatchronist und Buchautor, erklärte bei der Heft-Vorstellung, dass zwei weltberühmte Sagen im Weserbergland spielten: Der Rattenfänger von Hameln und die Abenteuer des Baron von Münchhausen aus Bodenwerder.
Zwei wichtige Merkmale von Sagen finden sich in diesen und auch den Kalletaler Schriften: Sagen sind ortsgebunden, und sie sind personengebunden, mitunter sogar beides.
Bei der Sage vom Schlossbau zu Varenholz, die Karl Paetow niedergeschrieben hat (Begründer des Märchen- und Sagenmuseums in Bad Oeynhausen), sind der Ort (Varenholz im heutigen Kalletal) und die Person (Bauherr Simon VI.) bekannt. Simon IV. hatte den Nordostturm und dessen „Zwillingsbruder“ nach dem Schema gebaut: unten ein Dreieck, darüber ein Viereck und darüber ein Achteck. Damit wollte er den Hexenprofessoren der Universität Rinteln eins auswischen, die ihn der Sternkunde und Zauberei verdächtigt hatten. Der Bauherr konnte beides leicht widerlegen.
Dann gibt es noch die „Weiße Dame“, die seit 400 Jahren durchs Schloss Varenholz geistern soll. Hier ging es um eine reale Person: Katharina Meinders („Die schöne Katherina“), Star am Detmolder und Varenholzer Hof. Sie verschwand eines Tages spurlos. Iba hat auch diese Sage aufgenommen.
Es sind weiterhin Sagen aus Erder, Stemmen, Bentorf, Hohenhausen, Talle und Westorf enthalten.
Und noch eins: Die Wahrhaftigkeit von Sagen seien von Fall zu Fall zu prüfen, so Krause. Er verlas bei der Präsentation dieser Schrift auch ein Grußwort von Eberhard Michael Iba, der leider nicht persönlich vor Ort dabei sein konnte.
Die Veröffentlichung der Sagenschrift passt gut mit dem Umstand zusammen, dass die Gemeinde Kalletal seit 2021 offizielles Miitglied der „Deutschen Märchenstraße“ ist.
Und so fügte Hans-Ulrich Krause denn auch mit Augenzwinkern hinzu: „Jetzt steht die Gemeinde Kalletal auf einer Ebene mit Hameln und Bodenwerder, also mit dem Rattenfänger und dem Baron von Münchhausen.“