Kalletal / Kreis Herford (red). Der Kreis Herford und die Gemeinde Kalletal wollen gemeinsam die Energiewende vorantreiben – und setzen dabei auf Wasserstoff. Sie tun das mit einem gemeinsamen Projekt und folgender Idee: Im Kalletaler Gewerbegebiet Echternhagen wird aus erneuerbaren Energien Wasserstoff erzeugt, abgenommen und anschließend in andere Gebiete transportiert. Im Kreis Herford soll der Wasserstoff dann etwa für die Bereiche Mobilität oder Industrie eingesetzt werden. Das Projekt trägt den Titel „Sektorale Dekarbonisierungsoption mit Wirkungspotenzial im URBANLAND Ostwestfalen-Lippe“, kurz „Sektorkopplung“.
Die zur renommierten Energierechts-Kanzlei Becker-Büttner-Held gehörende BBH Consulting AG wurde beauftragt, eine Machbarkeitsstudie zum Projekt „Sektorkopplung“ für die Gemeinde Kalletal und den Kreis Herford durchzuführen.
Diese Studie ist nun abgeschlossen. Folgende Schwerpunkte wurden dabei untersucht: am potenziellen Kalletaler Standort Echternhagen die mögliche Leistung des Elektrolyseurs und die Abnahmepotenziale im Kreis Herford, insbesondere im Verkehrssektor.
Im Projekt wird das Ziel verfolgt, die Abnahmemenge und die Erzeugung in der Region für die Region eng aufeinander abzustimmen. Daher wurde in der Studie zum einen die am Standort Echternhagen erzeugbare Menge an Wasserstoff ermittelt und diese in Bezug zu den erwartbaren Wasserstoffabnahmen im Kreis Herford, insbesondere im Verkehrssektor gesetzt.
Für den Elektrolyseur im Kalletal ergaben die Analysen, dass die Errichtung einer Elektrolyse mit einer Nennleistung von zehn MW möglich ist. Hierbei ist wichtig zu beachten, dass der Wasserstoff aus erneuerbaren Energien gewonnen werden soll und dadurch der Elektrolyseur nicht kontinuierlich auf maximaler Leistung betrieben wird – ähnlich wie eine Windenergieanlage auch im Jahr (8 760 Stunden) 2 250 Volllaststunde kommt. Für den Elektrolyseur werden 4 000 Volllaststunden angenommen und damit die Produktionsmenge von 720 Tonnen Wasserstoff pro Jahr.
Für das Wasserstoffabnahmepotenziale im Kreis Herford werden erwartungsgemäß in den nächsten Jahren zunehmen. Da für die Ermittlung zahlreiche Annahmen notwendig sind, wurden zwei Szenarien unterschieden. Das Szenario „Regulatorik“ berücksichtigt bestehende gesetzliche Regelungen, die einen Einfluss auf Fahrzeuge und Fahrzeugflotten haben. Das zweite Szenario „Klimaschutz“ orientiert sich an den Klimaschutzzielen. In der Studie wurde für 2023 ein Bedarf an Wasserstoff von 204 Tonnen (Szenario Regulator) beziehungsweise 978 Tonnen (Szenario Klimaschutz) berechnet. Dies entspricht der Versorgung von etwa 50 bzw. 225 Lkw.
Die Erhebung der Abnahmepotenziale beschränkt sich in dieser Kurzstudie auf den Verkehrssektor, da in diesem Sektor einerseits konkrete Akteure der Region Interesse bekundet haben und andererseits in diesem Sektor für regionale Wasserstofferzeuger gute Chancen auf einen wirtschaftlichen Betrieb bestehen.
Bis Ende 2024 soll ein nachhaltiges und tragfähiges Konzept stehen. Das soll den Rahmen für den Aufbau der nötigen Infrastruktur bilden, um Strom in Wasserstoff umzuwandeln, zu speichern und ihn anschließend im Kreis Herford zu verwerten.