Kalletal (rr). Der Aufbau des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Kalletal war von einigem Hin und Her begleitet, bevor das Projekt eingetütet werden konnte. Jetzt steht die Eröffnung ab dem kommenden Montag, 14. April, bevor. Zwischenzeitlich wurde die MVZ Kalletal GmbH durch Bundesministerien als Musterlösung für den ländlichen Raum bezeichnet. Ein Rückblick: Nachdem das Vorhaben zunächst wegen einer Pattsituation im Rat gescheitert war, als die CDU- und UKB-Mitglieder dagegen stimmten und SPD und Grüne wegen eines zurückgegebenen Mandats nur die gleiche Stimmenzahl erreichten, handelten gemeinsam drei engagierte Bürger.
Prof. Dr. Rolf-Dieter Weege, Udo Zippel und Prof. Dr. Hans-Jürgen Danneel brachten ein Bürgerbegehren auf den Weg, das genügend Unterschriften erhielt, um den früheren Ratsbeschluss kippen zu können. Ihre Argumentation war, dass auf Bundesebene der Gesetzentwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes vorgestellt sei, nach dem Kommunen zur Sicherstellung der ambulanten Versorgung kommunale medizinische Versorgungszentren in Form einer GmbH gründen sollen.
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe erklärte ihre rückhaltlose Unterstützung für das Vorhaben. Auch Bürgerinnen und Bürger befürworteten die Gründung eines MVZ und wiesen auf die Notwendigkeit hin, dass dieses von allen Ortsteilen gut zu erreichen und mit Parkplätzen ausgestattet sein müsse.
In der Ratssitzung am 4. Juli 2024 kam das Projekt erneut zur Abstimmung und wurde mit 17 Stimmen von SPD, Grünen und Bürgermeister Mario Hecker, also einer Stimme Mehrheit, durchgewunken. „Mit der Zulassung des Medizinischen Versorgungszentrums Kalletal durch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe für den Betrieb der beantragten Arztsitze ist ein zentrales Ziel zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung im Kalletal erreicht“, stellte Bürgermeister Mario Hecker bei der Vorstellung des Ärzte-Teams im Rathaus fest, „mit dem MVZ werden Arztsitze gesichert, unabhängig davon, was im gemeinsamen Versorgungsgebiet der Hausärzte Lemgo/Kalletal zukünftig passiert, etwa durch Umstrukturierungen am Klinikstandort Lemgo.“ Das MVZ ist Mieter in der ehemaligen Ziegelei Bergmann, das vom Eigentümer maßgerecht umgebaut wurde.
Mit dem Ärzteteam Imola Kalló, Frank Norrenbrock und Mohamed El-Hotabi sowie Geschäftsführerin Gabriele Dostal ging das MVZ an den Start, nachdem es personell durch Tanja Morscheiser, Ricarda Behr, Heike Fromme, Katharina Nelle und Cathy Hempelmann aufgestockt wurde.
Und prompt folgte aktuell eine Riesenüberraschung. Die MVZ Kalletal GmbH wurde durch die Bundesministerien für Wirtschaft und Klimaschutz sowie für Bildung und Forschung als Soziale Innovation und als Gemeinwohlorientiertes Unternehmen ausgewählt und wird jetzt bundesweit als „Geschichte des Aufbruchs und Gelingens“ als Musterlösung für den ländlichen Raum geführt (siehe auch Bericht auf Seite 12 ). Kalletals Medizinisches Versorgungszentrum sei „sozialinnovativ“ da es auf neuen Ideen, Konzepten oder Ansätzen beruht, die darauf abzielen, soziale Probleme zu lösen und das gesellschaftliche Wohl zu fördern.
Das MVZ Kalletal überzeuge durch Soziale Innovation, in dem Unternehmen, staatliche Institutionen und Zivilgesellschaft zusammengearbeitet hätten. Das Projekt sei daher übertragbar auf andere Kommunen und biete dem ländlichen Raum eine Perspektive. Mit diesem „Adelsprädikat“ steuert das Medizinische Versorgungszentrum nunmehr in ruhiges und sicheres Fahrwasser.