Barntrup (jn). Barntrups Bürgermeister Jürgen Schell bezieht Stellung zu den Vorwürfen des Städtischen Gymnasiums Barntrups. Nach dem Aufzeigen von ausstehenden „echten“ Entschuldigungen (wir berichteten in der vergangenen Ausgabe), stellt er nun seine Sicht der Dinge dar. Und sagt klar, es sei jetzt an der Zeit, das Thema gemeinsam abzuschließen – und sich wieder dem Wichtigen zuzuwenden.
Die Unstimmigkeiten begannen, so Schell, vor der Abiturzeugnisübergabe der diesjährigen Abiturientia. Über 3 Wochen lang sei die Zeugnisübergabe am Gymnasium geplant worden, ohne die Stadtverwaltung mit einzubinden. Aufgrund einer hohen Einladungsanzahl von sieben Verwaltungsmitarbeitern zur Feier sei im Verwaltungsvorstand – er besteht aus dem Bürgermeister und den Amtsleitern der Stadt – Skepsis aufgekommen. Daher habe er, so Jürgen Schell, am 23.6. telefonisch bei Frau Schmuck den geplanten Ablauf erfragt, wobei er auch über die zweite Planvariante der Feier – im großen Rahmen mit 400 Personen – informiert worden sei. Er habe zu bedenken gegeben, dass für eine solche Großveranstaltung die Genehmigung vom Kreis Lippe erteilt werden müsse.
Nach Zusendung des Hygienekonzeptes an das Gesundheitsamt des Kreises durch Schulleiterin Gabriele Schmuck sei dieses dann am Donnerstag genehmigt worden – allerdings mit dem Kompromiss, die Teilnehmer auf drei bis vier Kleingruppen mit Eltern aufzuteilen, die Großveranstaltung mit 400 Personen sei abgelehnt worden, so Schell weiter. Am Abend dieses Tages habe ihn, so fährt der Bürgermeister fort, dann eine E-Mail in Weiterleitung erreicht, in der Gabriele Schmuck ihm einen Text eines – ob der negativen Entscheidung zur Zeugnisübergabe im großen Rahmen – enttäuschten Elternteils zur Kenntnis schickte.
Weiter berichtet Bürgermeister Jürgen Schell, wenn Frau Schmuck ihm in dieser E-Mail mitgeteilt hätte, dass der Abiturjahrgang entschieden habe, alleine ohne Eltern die Zeugnisubergabe stattfinden zu lassen, dann hätte dieser dieses zur Kenntnis genommen und keine weitere E-Mail an Frau Schmuck geschrieben – und somit auch nicht an die örtliche Politik.
Doch eben diese Folge-E-Mail führte schließlich zum Zerwürfnis zwischen der Schuleitung des Gymnasiums und dem Barntruper Bürgermeister. Bereits kurz danach habe er, so Jürgen Schell, in einer E-Mail vom 1.07.2020 der Schulleitung ein Klärungsgespräch nach den Sommerferien vorgeschlagen. Darauf habe es von Gabriele Schmuck keine Rückmeldung gegeben.
Beim Gespräch bei der Bezirksregierung Detmold am 30. Juli habe er sich dann in aller Form, nebst einem Blumenstrauß, für den Satz „Der Ruf des städtischen Gymnasiums hat seit Ihrer Zeit sehr gelitten“ entschuldigt, sagt Barntrups Bürgermeister. Diesen Satz in seiner E-Mail würde er gern revidieren, so Jürgen Schell, weil dieser zu pauschalisierend sei. Im Gespräch habe er sich außerdem dafür entschuldigt, seine E-Mail an die Barntruper Politik weitergeleitet zu haben. Doch die Barntruper Schuleiterin, so Bürgermeister Schell, habe die Entschuldigung abgelehnt.
In der Sonderschulausschusssitzung am 25. August habe er sich dann nochmals bei Frau Schmuck entschuldigt. Diese habe erneut abgelehnt, so der Bürgermeister weiter, und sie habe kritisiert, er – Schell – habe lediglich für den Verteiler der E-Mail, nicht aber für den Inhalt um Verzeihung gebeten.
Eine ausweglose Situation: Für ihn, so fasst es Jürgen Schell zusammen, sei es mittlerweile nicht mehr nachvollziehbar, dass eine zweimal ausgesprochene Entschuldigung nicht angenommen werde und sich nicht an einen gemeinsamen Tisch gesetzt werde, um das Thema im Vier-Augen-Gespräch endgültig aus der Welt zu schaffen.
Letztendlich habe er das Allgemeinwohl der gesamten Stadt mit seinen Bürgern und Unternehmen in einer immer noch vorherrschenden Corona-Zeit zu sehen, so der Bürgermeister. Und erklärt noch einmal die Umstände vor der Abiturfeier im Gymnasium: „Zu dieser Zeit wurde ein „Lockdown“ in den Kreisen Gütersloh und Warendorf über 650.000 Menschen verhängt und es galt das Risiko einer Corona-Infektion so gering wie möglich zu halten“, so Jürgen Schell. Eine Abiturzeugnisübergabe mit 400 Menschen, die von weit über Barntrup hinaus angereist gekommen wären, sei zu dem Zeitpunkt nach seiner Ansicht unverhältnismäßig gewesen. Er habe sich seitens der Schulleitung mehr Gespür für gegenseitige Verantwortung gewünscht.
Als Bürgermeister stehe er für einen professionellen Umgang mit der Situation, zwischen Schulleitung und Verwaltung könne es nur mit gegenseitigem Respekt und Wertschätzung funktionieren, sagt der Bürgermeister und ergänzt, dass ihn die vielen Anschuldigungen und nicht richtigen Behauptungen zu seiner Person in der öffentlichen Debatte sehr berührt hätten.
Für ihn sei das Folgende klar: „Wir haben wertvolle, wichtige und gemeinsame Anliegen, die es jetzt gilt in dieser immer noch sehr schwierigen Corona-Zeit zu bewältigen. Und diese sind wichtiger als persönliche Zerwürfnisse. Das städtische Gymnasium war und ist mir mit all seinen Akteuren sehr wichtig und dessen erbrachten Leistungen wertschätze ich ebenso.“