Kalletal-Talle (rr). Es war ein bewegender Moment, als Abbruchunternehmer Joachim Borowski am Mittwoch vor einer Woche den dicken Bagger startete und den Greifer symbolisch in das abgedeckte Dach des Feuerwehrgerätehauses Talle krachen ließ. Da kam bei den anwesenden Politikern, Verwaltungsmitarbeitern und vor allem bei der Löschgruppe Talle doch etwas Wehmut auf, hatte das 1963 als Tankstelle gebaute Haus der Feuerwehr „doch überwiegend gute Zeiten“ beschert.


Bürgermeister Mario Hecker wies darauf hin, dass es eine Wertschätzung alter Gebäude sei, die Erinnerungen, die sich für die Kameraden mit dem Gebäude verbinden, noch einmal ins Leben zu rufen und aus ihrem Erfahrungsschatz zu berichten. Ekkart Wihler hat da ganz besondere Erinnerungen. „Ich habe um diese Tankstelle kämpfen müssen, als ich im Jahr 1981 von Lemgo hierherkam und ich einen Trümmerhaufen vorgefunden habe. Es gab einen heftigen Streit mit dem damaligen Gemeindedirektor, wir haben gestritten, eine Flasche Schluck getrunken und dann Fakten geschaffen.“ Auch Herbert Bröker, früher Löschgruppenführer, hat Erinnerungen an diese Zeit. „1980 kaufte die Gemeinde das Grundstück mit der Tankstelle. Es war schon richtig traurig. Die Heizung kaputt, vorne alles aus Glas, das war bei den damaligen Tankstellen so, und wir haben es massiv hochgemauert. Wir mussten alles grundsanieren, und erst fünf Jahre später kam das neue Dach drauf. Doch dann ging es bergauf, es wurden gebrauchte Fahrzeuge gekauft, aber es war ein langer Weg.“
Alle Redner hoben dabei das ehrenamtliche Engagement hervor, das die Feuerwehr geleistet hatte. Der aktuelle Löschgruppenführer Andreas Wagner berichtete von rund 10 000 Stunden, welche die Kameraden da investiert hatten. Mario Hecker betonte, dass die Politik voll hinter dem Projekt stünde und dankte besonders der Familie Eichmeier, auf deren Hof die Feuerwehr nunmehr ein Ausweichquartier gefunden hat. Auch dort musste die alte Scheune von den Kameraden in tätiger Eigenleistung hergerichtet werden. Dass der Neubau des Feuerwehrgerätehauses nun circa 1,3 Millionen Euro kosten wird, darin enthalten Fördermittel aus dem Programm Dorferneuerung des Landes NRW in Höhe von 250 000 Euro, „ist viel Geld – aber was ist die Alternative?“, konstatierte Mario Hecker.
Architektin Wera Binder hatte die Bauzeichnungen an die Außenwand gehängt, wo sich die Anwesenden über das künftige Gebäude informieren konnten. Großzügige Räumlichkeiten, ein moderner Sanitärbereich, getrennte Ein- und Ausfahrten für Pkw einerseits und Einsatzfahrzeuge andererseits sind vorgesehen. Am folgenden Tag sollte nun der Abriss erfolgen, und der Aufbau des neuen Domizils wird etwa ein Jahr dauern, dann kann die Löschgruppe Talle in dem neuen Gebäude heimisch werden.