Extertal-Göstrup (rr). Als Gegenveranstaltung zum Osterräderlauf in Lügde hatten sich die Göstruper in diesem Jahr etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Am Nachmittag des Ostersonntags fand das 1. Göstruper Seifenkistenrennen statt. Bei Kaiserwetter gab es für die Besucher jede Menge Spaß – und für die mutigen „Piloten“ der Seifenkisten erst recht.
Großräumige Sperrung der Göstruper Straßen für Durchgangsverkehr und Konzentration der Göstruper auf die Straße Hüttenhau, jedenfalls auf 600 Meter davon, kennzeichneten am Ostersonntag nachmittags das rege Treiben in diesem Gebiet. Am Hof Vieregge unübersehbar ein Trubel wie in einer Formel-1-Boxengasse, weiter unten im Ziel erwartungsfrohe Zaungäste in der Hoffnung auf Spektakuläres, und zwischendrin an der Strecke und in den vier Kurven weitere Neugierige.
So konnte das 1. Göstruper Seifenkistenrennen, veranstaltet von der Dorfgemeinschaft Göstrup e. V., mit anschließendem Osterfeuer starten, und 26 teils skurril gekleidete Fahrerinnen- und Fahrerfiguren nahmen die Gelegenheit wahr, zum Rennen gegen die Uhr anzutreten.
Denn es wurde nicht im Ko-System mit zwei Fahrern gegeneinander gefahren, sondern jeder nahm die Strecke einzeln unter die Räder und musste sie auf sich selbst gestellt bewältigen.
Nun hat die Straße Hüttenhau kein besonders starkes Gefälle, und der Start von einer schrägen Rampe war für alle gleich. Aber trotzdem kamen am Ende Zeitunterschiede von mehr als einer Minute zwischen dem schnellsten und dem langsamsten Teilnehmer zustande.
Dabei waren die Voraussetzungen sogar bei den Gefährten, die eigentlich keine „Seifenkisten“ im klassischen Sinne waren, gleich – stammten sie doch alle aus einem Projekt des Westfälischen Kinderdorfs Lipperland in Barntrup.
Utopisch anmutende Holzkonstruktionen aus dickem mehrfach verleimtem Sperrholz mit einer breiten Vorderachse, einem Brett, das auch gleichzeitig als Fußstütze diente. Davon aufwärts führend zwei gebogene Leisten, auf denen ein Querbrett befestigt war, worauf die Bedienungselemente für Lenk- und Bremseinrichtung ihren Platz hatten. Natürlich saß der Fahrer auch auf einem Brett, hatte eine Rückenstütze, hinter der sich eine recht komplizierte Radaufhängung für ein größeres Rad mit Lenk- und Bremsmöglichkeit befand.
Drei dieser Fahrzeuge standen zur Verfügung, was bedeutete, dass nach drei Abfahrten der Rücktransport der Vehikel an den Start per Jeep und Anhänger erfolgen musste. Albrecht Riedel, der in der Funktion eines Rennleiters zwischen den Stationen herumwuselte, hatte die Lage im Griff.
Über Funk wurde sich untereinander verständigt, und wenn am Start 3-2-1-los heruntergezählt wurde, kam die Zeitnahme perfekt in Gang. Langsames Anrollen von der Startrampe – und dann dem Schicksal freien Lauf lassen. Ideallinie zu fahren – ein Fremdwort, Körperverlagerung gegen die Fliehkraft – wozu? Die Geschwindigkeiten waren moderat, trotzdem hatte man vorsichtshalber Bäume, Leitpfosten und mögliche Unfallpunkte mit Strohballen gut abgesichert. Zwei mit Strohballen ausgelegte Schikanen auf den geraden Bereichen brauchten etwas fahrerisches Fingerspitzengefühl, ansonsten sollte Bremsen tunlichst ein Fremdwort bleiben.
Viel Spaß für die Zuschauer, die jeden Renner mit Beifall, Johlen und Schreien bedachten, viel Spaß für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und ebenso für alle, die sich mit viel Einsatz und Hingabe um das Gelingen des Events verdient gemacht hatten.
Auch die Siegerpreise hatten es in sich. So bestand der 1. Preis aus einem schlapp aufgeblasenen Autoreifenschlauch plus Flasche Sekt und der 2. Preis aus einem wohl aus der Sprühdose versilberten Lenkrad.
Nach der Siegerehrung klang die Veranstaltung mit dem traditionellen Entzünden des Osterfeuers aus und machte ihrem Slogan „Wenn andernorts die Osterräder brennen, sollen in Göstrup die Seifenkisten rennen“ alle Ehre. Ach ja, wie die Veranstalter mitteilten, gab es mit Jurij Heide auch einen Sieger, Zweiter wurde Heino Wetzel.
Alles in allem: Ein riesiger Spaß, der nach einer Wiederholung „schreit“.