Extertal-Bösingfeld (rr). Erstmals in der 55-jährigen Geschichte der Gemeinde Extertal gingen am vergangenen Samstag Menschen für eine Kundgebung auf die Straße. Sie wollten damit ein deutliches Zeichen für die Demokratie setzen, und das gelang eindrucksvoll trotz des widrigen Hagelschauer-Wetters.

41 Organisationen, Extertaler Unternehmen, Institutionen und Vereine waren der Initiative der sechs Extertaler Ratsfraktionen Die Grünen, CDU, SPD, FDP, UWE und Zukunft Extertal gefolgt. Und was laut Polizei am Sammelpunkt Freibad mit 150 Menschen begann, endete nach einem kurzen Marsch durch den Ort auf dem Rathausplatz mit letztlich 300 Teilnehmern.
Unter dem Motto „Für Demokratie, Toleranz, Vielfalt, Solidarität und Menschlichkeit“ bezogen Rednerinnen und Redner eindeutig Position gegen Hass, Hetze und Intoleranz, moderiert von Sekundarschuldirektor Peter Wehrmann. „Extertal will zeigen, wir sind nicht braun, wir sind bunt“, sagte er, „und wenn es um Rassismus, Hass und Intoleranz geht, müssen wir Flagge zeigen. Wir haben die Aufgabe, laut zu sein.“ Das Eintreten für Demokratie, Solidarität, Toleranz und Menschlichkeit thematisierten alle Redner. Manche, wie etwa Pastor Johann Schick von der Freien evangelischen Gemeinde, berichteten über ihre Erfahrungen mit den komplexen Problemen bei der Integration.
Schick, in Tadschikistan geboren und seit 1989 in Deutschland, hatte dabei ganz eigene Erfahrungen gemacht, ebenso der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der Firma Lenze, Tamer Kara. Diese beiden steuerten ihre persönlichen Gefühle beim Aufkommen des Begriffs „Remigration“ bei, und Kara formulierte als Fazit, „in einer toleranten Gesellschaft gibt es keinen Platz für Fremdenfeindlichkeit. Wir müssen eintreten für Freiheit, Würde und Respekt ohne Angst vor Diskriminierung.“
CDU-Bundestagsabgeordnete Kerstin Vieregge unterstrich, dass gegen Rechts jede Stimme zähle, „egal, woher wir kommen, egal, woran wir glauben“, und appellierte, jeden Tag die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen und zu erneuern. Christian Sauter, Bundestagsabgeordneter der FDP, verwies auf das Grundgesetz, in dem die Würde des Menschen als unantastbar deklariert wird, und Bürgermeister Frank Meier mahnte in Sachen Integrationspolitik, dass „die Bundesregierung uns Bürger mitnehmen muss.“
Mehrfach von Hagelschauern begleitet und häufig von Beifall unterstützt endete die Kundgebung nach einer knappen Stunde.
Im Nachhinein konnte festgestellt werden, dass die währenddessen durchgeführte Spendensammlung 700 Euro erbracht hatte, wovon nach Abzug der Kosten 600 Euro an die Flüchtlingshilfe Lippe e. V. weitergeleitet werden.