Kalletal (rr). Die Teilnahme Kalletals am Projekt Kommunale Klimakommune mündete für die Gemeinde in einer gemeinsamen „Kommunalen Klimapartnerschaft“ mit Ketu South aus der Volta-Region in Ghana und letztlich in dem Besuch einer kleinen lippischen Fachleute-Delegation dort vor Ort. Mit dabei Bürgermeister Mario Hecker mit Ehefrau Melanie. Hecker hatte sich für diesen Zweck extra Urlaub genommen und die fast einwöchige Reise aus eigener Tasche finanziert hatte.
Und die Erlebnisse waren vielfach beeindruckend sowie teilweise bedrückend. Nachdem bereits im vergangenen August eine ghanaische Delegation Kalletal besucht hatte, wurde nun beim Gegenbesuch in Ketu South ein weiterer konkreter Schritt getan, mit der Absicht, zwei Projekte weiter voranzubringen. Dabei handelt es sich einerseits um ein Photovoltaik-Projekt, andererseits um das „Projekt zum nachhaltigen Management von Kunststoffabfällen: Sammlung, Sortierung und Transport in der Gemeinde Ketu South“. Dass dieses Problem unter den Nägeln brennt, davon konnte Hecker sich augenscheinlich überzeugen. „Überall liegt Müll ohne Ende, Plastik, manchmal kleine Deponien, die Straßen sind voller Löcher, die Infrastruktur ist am Boden.“ An den Straßen, an den Stränden, zwischen den Häusern, überall Plastikabfälle, vor allem PET-Trinkflaschen und schwarze Plastikbeutel, in die alles Mögliche verpackt wird. Da es kein Entsorgungs- und kein Pfandsystem gibt, wird alles sogleich einfach weggeworfen. „Wir werden nicht Projekte schultern können, damit in zehn, 15 Jahren Mülltrennung funktioniert, aber wir können klein anfangen“, ist sich Mario Hecker sicher. Und so wird bei Kindern begonnen. Ein erster Schritt war die Installation eines Prototyps für die Sammlung von Kunststoffabfällen, ein großer Müllbehälter, der Plastikflaschen aufnimmt, die anschließend entsorgt werden, und an der Three Town Senior Highschool von Maxwell Koffie Lugudor, Municipal Chief Executive (Bürgermeister/Landrat), und Mario Hecker eingeweiht wurde. Zu diesem feierlichen Anlass waren Hunderte von Kindern und Erwachsenen erschienen, die die Delegation mit Liedern und Tänzen empfingen. „Moderiert von der wunderbaren Patience Betty Ahiafor war es einer der schönsten Momente, die ich als Bürgermeister bisher erleben durfte“, zeigt sich Mario Hecker immer noch berührt. Die Klimapartnerschaft ist für Kalletal kostenlos, denn sie wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert und begleitet von Ulrich Schlotthauer, Geschäftsführer der Abfallbeseitigungs-GmbH Lippe, sowie von Matthias Ansbach, Energieberater der Verbraucherzentrale NRW im Kreis Lippe. Beide nahmen auch an der Reise nach Ghana teil. Ende 2024 endet die Klimapartnerschaft. Bis dahin soll ein gemeinsames Handlungskonzept unter der Federführung von Kalletals Klimamanagerin Henrike Sieker entwickelt werden, aufgrund dessen weitere Fördermittel akquiriert werden können. Die können bis zu 50 000 Euro betragen, und Mario Hecker geht davon aus, dass der zehnprozentige Eigenanteil von der Gemeinde Ketu South gestemmt werden soll.
Auch das zweite Projekt, die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage neben dem Rathaus, befindet sich in der Planung. „Wir leben in einer globalen Welt und werden das auch noch in zehn oder 100 Jahren tun“, merkte Dr. Eike Stiller, Leiter der Jacobischule, an, „daher streben wir eine Schulpartnerschaft mit der Three Town Senior Highschool an,“ denn, so waren sich Stiller, Hecker und Umweltausschuss-Vorsitzender Jürgen Georgi einig, „Wir müssen Chancen einräumen, Leute hier ausbilden, studieren lassen, das ist Förderung auch durch Wissenstransfer. Das müssen wir hier ändern, damit es dort besser wird.“