Kalletal (rr). Ärztemangel – seit einigen Jahren ist das nicht nur ein großes Problem der Gemeinde Kalletal, sondern auch für viele andere Städte und Gemeinden Deutschlands. Kalletal will nun verstärkt mit dem Projekt „Lokale Gesundheitsvorsorge“ entgegenwirken und Maßnahmen entwickeln.
In vielen Kommunen hat der Ärztemangel teils gravierende Auswirkungen. Obwohl für die Besetzung von verwaisten Hausarztpraxen eigentlich die Kassenärztliche Vereinigung zuständig ist, wird doch in vielen Fällen als erste Beschwerdestelle die Gemeinde aufgesucht.
Seit beispielsweise in Langenholzhausen erst vor vier Jahren eine jahrelang vakante Hausarztstelle wieder besetzt werden konnte und kürzlich ein in Hohenhausen in der Ortsmitte praktizierender Hausarzt verstarb, ist das Problem virulent. In Langenholzhausen hatte die Gemeinde mit Bürgermeister Mario Hecker in den Räumlichkeiten der Alten Grundschule ein passendes Domizil finden können, was den Vorwurf seitens der Bürger, die Gemeinde habe die Entwicklung verschlafen, ad absurdum führt.
Im Gegenteil ist die Gemeinde gerade in Sachen der lokalen Gesundheitsversorgung für Kalletal äußerst aktiv. Denn es geht darum, Ärzte für eine Niederlassung im ländlichen Raum zu akquirieren, attraktive Bedingungen zu bieten und damit die Versorgung der Bevölkerung langfristig auf hohem Niveau sicherzustellen.
Dazu bewarb sich die Gemeinde um die Teilnahme in dem neuen Bürgerbeteiligungsgremium „Kommunaler Entwicklungsbeirat“, in dem Vertretungen aus Gemeinderat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft eine Empfehlung zum Thema Gesundheitssicherung im Kalletal für die Politik ausarbeiten. Deren Empfehlungen decken sich im Großen und Ganzen mit einer Maßnahme, welche die Gemeinde angesichts des hohen Patientenaufkommens bereits ins Auge gefasst hatte.
Bisher müssen niedergelassene Ärzte aus Lemgo, Dörentrup oder Vlotho diese Patientenanzahl schultern.
Und im Kalletal reifte die Idee, die Ziegelei Bergmann, die aufgrund diverser Schwierigkeiten nicht mehr am Standort Kalletal produziert, einzubinden. Dort wird das dreistöckige Bürogebäude nicht mehr genutzt, was auf vier in gleichem Zuschnitt verfügbaren Etagen hervorragende Voraussetzungen für die Etablierung eines Gesundheitszentrums bietet. Damit könnten die gebündelte Versorgung in Form von medizinischer Versorgung mit Haus- oder Facharztpraxis, Pflege, Therapie, Prävention und Beratung unter einem Dach angeboten werden.
Gute Erreichbarkeit, Barrierefreiheit und genügend Parkplätze wären inbegriffen. Zudem würden damit Lösungen für ansonsten von der Schließung bedrohte Praxen und andere Gesundheitsdienstleister kreiert. Ärzten etwa könnte die Möglichkeit zu einer Anstellung oder Arbeit in Teilzeit, eine gemeinsame Verwaltung und das geringere Risiko einer Neugründung geboten werden. Also ein durchaus attraktives Modell für die lokale Gesundheitsversorgung.
Ob zu diesem Zweck eine eigene Trägergesellschaft gegründet werden müsste und ob die Gemeinde einer der möglichen Gesellschaften sein könnte, ist noch zu prüfen. Der Kommunale Entwicklungsbeirat, in dem nicht der Bürgermeister, sondern Ordnungsamtsleiterin Andrea Bastert vertreten ist, entwickelt ein Handlungsprogramm mit verschiedenen Maßnahmen, über die der Rat informiert wird und somit langfristige Lösungen erarbeiten kann. So wird im Kalletaler Rathaus sehr konstruktiv und mit innovativen Konzepten an der Verbesserung und langfristigen Sicherung der lokalen Gesundheitsversorgung gearbeitet.