Barntrup / Extertal-Bösingfeld / Nordlippe (jn/red). Lückenschluss nach 18 Jahren Wartezeit: Die Freude stand den Eisenbahnern der Landeseisenbahn Lippe e.V. kürzlich ins Gesicht geschrieben, als die alte E-Lok 22 der Extertalbahn Aktiengesellschaft mit einem ersten Probezug wieder den Bahnsteig in Barntrup erreichte. Vor der fast 20-jährigen Pause hatten diverse Kabeldiebstähle den Betrieb der Strecke unmöglich gemacht – Fördergelder blieben aus, die Erneuerung war unmöglich. Doch: Nun ist es wahrhaftig vollbracht.

Die Eckdaten des Projektes lesen sich gewaltig: 250.000 Euro an Investitionen, 19 neu gesetzte Masten, 40 erneuerte Masten, 30 neu-sanierte Fundamente und 20 aufbereitete Ausleger sowie vier überholte Elektro-Motoren. Dazu noch mehr als 4 km neue Oberleitung, 1.001 Fahrleitungsklemmen und 4.177 ehrenamtliche Arbeitsstunden. Alle Achtung: Jede Menge Arbeit hat das Team des Vereins investiert. Eben alles für diesen einen Moment – den Lückenschluss wahrhaftig vor Augen zu sehen.

Von den Arbeiten erzählt Raphael Kahlert, technischer Projektleiter: „Wir haben mit der Firma Elektroline aus Prag ein Unternehmen gefunden, welches die besondere Herausforderung des Wiederaufbaues der historischen Fahrleitung mit den alten Masten, Auslegerarmen und Kleinteilen für uns umsetzten wollte.“ Zehn Tage lang waren die Spezialisten für Fahrleitungsbau im Einsatz. Nachdem diese aufwändigen Arbeiten erledigt waren, die der Verein niemals alleine hätte stemmen können, ging es an die Details – für die sich fünf Mitglieder der Landeseisenbahn je eine Woche Urlaub nahmen. Es galt die Fahrleitung in der Höhe zu justieren und insbesondere in den engen Bögen die Zick-Zack-Lage des Drahtes abzustimmen.

„Wir hatten die Vision, wieder elektrisch zwischen Bösingfeld und Barntrup fahren zu können. Letztlich hat uns dann der Ehrgeiz gepackt, die Vision auch wirklich umzusetzen und wir haben die Herausforderung frei nach dem Motto „Zwei Mann – ein Wort“ angenommen. , erklären die beiden Projektleiter Raphael Kahlert und Jan-Philipp Tönebön. Mit diesem Ziel konnten die beiden jungen Männer vor allem viele Vereinsmitglieder aus den eigenen Reihen, lokale Unternehmen, die Bezirksregierung Detmold und das Land Nordrhein-Westfalen, die Kommunen Barntrup und Extertal sowie den LWL Münster von diesem einzigartigen Projekt überzeugen. Finanziell wurde das Vorhaben durch das Förderprogramm „Verkehrshistorische Kulturgüter“ des Heimatministeriums NRW mit 70 % der Baukosten unterstützt.

Unterstützer VBE-Geschäftsführer Sven Oehlmann erklärt: “Die Zusammenarbeit ist eine besondere Symbiose zwischen Unternehmen und dem Verein und wir sind stolz, dass auf diese Weise die Extertalbahn als bedeutender Teil unserer Unternehmensgeschichte erhalten bleibt und die gegenseitige Unterstützung und gemeinsame Arbeit solche Früchte trägt.“
Diese guten Rahmenbedingungen führen dazu, dass sich in der Landeseisenbahn Lippe ein gutes Dutzend junger Männer zwischen 14 und 30 Jahren engagiert. Die Vereinsmitglieder sind es, die durch die über 4.000 Stunden ehrenamtlicher Zuarbeit das Projekt haben gelingen lassen – samt eingehaltenem Kostenplan.