Kalletal/Gelsenkirchen (red). Der diesjährige StarkRegenCongress, kurz SRC, des renommierten Institutes für unterirdische Infrastruktur (IKT) mit Sitz in Gelsenkirchen stand im Zeichen von „Hitze und Überflutungen“ und der Fragestellung, welche Rolle die Abwasserbetriebe in der Klimafolgenanpassung einnehmen.


Im Rahmen der Veranstaltung erläuterte der Kalletaler Bürgermeister Mario Hecker das strategische Vorgehen von Rat und Verwaltung zum Zwecke der Starkregenvorsorge anhand mehrerer „Modelprojekte“, die in Kalletal umgesetzt werden.
Es waren mehr als 150 Teilnehmer aus ganz Deutschland, die gespannt den Ausführungen der Referenten des SRC beiwohnten. Die berichteten schwerpunktmäßig über Wasserbilanzen im Stadtgebiet und Klimaanpassungsmaßnahmen in der Bauleitplanung, um den Weg zur wassersensiblen Stadt oder Gemeinde aufzuzeigen.
Dass Hitze und Überflutungen beide betreffen, wurde dabei sehr deutlich. Es war allerdings festzustellen, dass dieses aus zweierlei Betrachtungsperspektiven erfolgt. Während die dicht besiedelten Ballungszentren die Folgen des Starkregens eher durch hydraulisch überlastete Kanalisationen und häufig, aufgrund fehlender Rückstausicherung, durch geflutete Keller zu spüren bekommen, sieht es auf dem Land ganz anders aus. Hier sind eher die Abflüsse der umliegenden Landschaft von maßgeblicher Bedeutung, die nicht nur das Niederschlagswasser mit sich bringen, sondern auch den wertvollen Boden der ackerbaulich genutzten Flächen.
Dem zur Folge stellte Kalletals Bürgermeister Mario Hecker in einer mit dem Vorstandsvorsitzenden der Emschergenossenschaft/Lippeverband und gleichzeitig Präsidenten der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, Prof. Dr. Uli Paetzel, geführten und vom Geschäftsführer des IKT, Roland W. Waniek, moderierten Podiumsdiskussion auf diesen Sachverhalt ab. Hecker berichtete über die Strategie der Gemeinde Kalletal, im ersten Schritt zunächst Starkregengefahrenkarten mit dem Kreis Lippe erstellt zu haben, um Informationen über mögliche Fließwege des Starkregens bekommen.
Im zweiten Schritt habe man durch die Verschneidung mit dem ebenfalls erstellten Wirtschaftswegekonzept auch Erkenntnisse über geeignete und vor allem verfügbare Flächen für Rückhaltungen und Heckenanpflanzungen erhalten. Mit den Projekten „Schwammdorf“ und „Nachhaltige Entwicklung in der Kulturlandschaft OWL“ seien daraufhin die erforderlichen Maßnahmen konkretisiert worden und nun wolle man durch das vom Land NRW eröffnete Förderpotenzial der „Klimaanpassungsrichtlinie“ im nächsten Jahr in die Umsetzung gehen. Die Akzeptanz der Bevölkerung sei dafür gegeben, so Hecker, denn „wer mehrfach den Keller voll Schlamm gehabt habe“ wisse genau, welches Schadenspotenzial von Starkregen ausginge.
Paetzel stimmte dem zu, dennoch sei aus seiner Sicht „noch eine Menge Überzeugungsarbeit bei allen Beteiligten zu leisten, auch selbstständig tätig zu werden“. Die Klimafolgenanpassung sei einer Gemeinschaftsaufgabe und würde die Städte und Gemeinden noch lange begleiten, waren sich Paetzel und Hecker einig.
Erwähnenswert ist auch der Vortrag von Michaela Lödige vom Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo im Rahmen des SRC. Sie informierte über Hochwasserfrühwarnsysteme.
Das Fraunhofer Institutsteil für industrielle Automation erarbeitet aktuell für Gemeinde Kalletal in Kooperation mit der Alten Hansestadt Lemgo im Rahmen des Smart-City-Projektes die digitale Hochwasservorsorge für den von Hochwasser stark gefährdeten Ortsteil Langenholzhausen.