Kalletal (jn/red). Es fühlte sich fast an wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk: Am 19. Dezember wurde – nach dreijähriger Bauzeit und rund 30-jähriger Planung – die Hohenhauser Straße (L861) für den Verkehr freigegeben, die zahlreichen inner- und außerörtlichen Umleitung gehören der Vergangenheit an.


Und es ist nicht so, als sei die Belastung für die Bürger den Verantwortlichen nicht bewusst gewesen: „Drei Jahre Baustelle im Ort sind natürlich eine große Belastung für alle Betroffenen“, sagt Andreas Meyer, Niederlassungsleiter der Straßen.NRW Regionalniederlassung OWL, „aber es war auch eine besondere Baustelle. Nicht nur durch die Vielzahl der Gewerke wie Stützwände, Kanalbau und den Straßenbau. Der Bau der Stützwände war durchaus problembehaftet, die Einigkeit hierbei mit der Baufirma herzustellen hat leider einige Monate gedauert,“ fasst Meyer die Schwierigkeiten zusammen.

Doch dann sei es endlich besser verlaufen: „Wir hatten aber versprochen, diese Zeit beim Straßenbau wieder heraus zu holen. Das haben wir mit den schnellen Straßenbauern geschafft und nicht nur das! Wir sind fast ein halbes Jahr vorher fertig geworden als ursprünglich von der Bauzeit her vorgesehen war, “ ist der Leiter der Bielefelder Straßen.NRW-Niederlassung sichtlich erleichtert.

Kalletals Bürgermeister bedankt sich für das Durchhaltevermögen „seiner“ Bürger: „Sicherlich sind drei Jahre eine lange Bauzeit, die gerade den Anliegern, Betrieben, Busunternehmen Schulen, Kindertagesstätte und zahlreichen Pendlern viel Geduld abverlangt haben. Für das Verständnis bin ich dankbar.“, so Mario Hecker. „Trotz allem sollte nicht vergessen werden, dass es sich bei der Hohenhauser Straße um ein sogenanntes Nadelöhr handelt und die notwendigen Umleitungen alles andere als der „Regelfall“ waren. Am Ende ist für mich entscheidend, dass die Hohenhauser Straße fertig gestellt ist – die Straße war über Jahrzehnte schlecht, jetzt ist sie wieder in Ordnung.“

Denn die Leidensgeschichte dieser Straße und ihrer Planung dauert nun schon gut 30 Jahre an und ist ein Kapitel für sich: Anfang der neunziger Jahre gab es ein Förderprogramm für Ingenieur-Büros für die Planung von Ortsdurchfahrten. Gleich zwei Büros profitierten davon, denn zusätzlich zur Straßenplanung musste auch ein städtebaulicher Fachbeitrag angefertigt werden – so auch für die Hohenhauser Straße.
Bestandteil dessen war unter anderem eine großzügige Treppenanlage als Verbindung von Jacobis Hofe zu dem, auf der Böschung oben gelegenen, Fußweg. Die Planung war abgeschlossen – aber ein Förderprogramm zum Bau der Ortsdurchfahrten gab es leider nicht.

So wanderte die Planung zunächst in die Schublade. Die Gemeinde Kalletal baute schon mal Mitte der Neunziger – im Vorgriff auf den hoffentlich doch bald kommenden Gesamtausbau – den Bereich rund um die Kirche aus. Der Ausbau kam aber noch nicht, weil aufgrund der begrenzt zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel und der Vielzahl der Projekte diese priorisiert werden mussten. In der Priorisierung durch den Regionalrat des Regierungsbezirkes Detmold konkurrierte die Ortsdurchfahrt Hohenhausen unter anderem in Nachbarschaft zu Lemgo-Kircheide und Lage-Heiden.

2004 baute derweil die Gemeinde Kalletal ein nächstes Stück aus: Auf einer Länge von etwa 150 Metern von der B238 bis zur Einfahrt der Katholischen Kirchengemeinde. Dieser Ausbau setzte gestalterisch dann den Standard für den weiteren Ausbau.

Nachdem die Hohenhauser Straße in der Rangliste des Regionalrates soweit hoch kletterte, dass die Planung wieder aufgenommen werden konnte, kam die nächste Verzögerung. Im Bereich der Böschung gegenüber Jacobis Hofe gab es massive Grunderwerbsschwierigkeiten, die Jahre andauerten. Der Grunderwerb dort war zwingend notwendig – auf der anderen Seite stand ein Haus.
Das Projekt schien schon fast gescheitert, als sich die Gelegenheit bot, das Haus zu erwerben. Dadurch konnte die Straße weiter in diese Richtung geschoben werden.

Im Dezember 2017 war es dann soweit: Die Arbeiten begannen mit dem Bau der Stützmauern. Im Juni 2019 ging es dann mit dem eigentlichen Straßenbau los, der jetzt seinen Abschluss findet.

Die Gesamtkosten auf der Ausbaulänge von rund 1 km liegen bei 5,3 Mio. €, wovon die Gemeinde Kalletal 1,7 Mio. Gemeinde Kalletal und das Land NRW 3,6 Mio. Euro übernommen haben.