Kalletal-Varenholz (red). Sehr viel Lob erhielt die Kirchengemeinde Varenholz dafür, dass sie einen Festgottesdienst zum 700. Jahrestag der Übergabe der „Burg Vornholte“ an Lippe veranstaltet hat. In über eineinhalb Stunden wurde jenes denkwürdigen 15. Juni 1323 gedacht, als dieser Kauf stattfand.
Erster Redner war Heimatchronist Hans-Ulrich Krause, der ein Schwert, stellvertretend für die „Ritter von Vornholte“, mitgebracht hatte und damit zeigte, wie einst ein Ritterschlag aussah. Er verlas einen Text von Wilhelm Süvern über den Vertragsabschluss zwischen den Rittern von Vornholte und Simon I., Edelherr zur Lippe. Die Ritter von Vornholte wurden 1188 erstmals und 1443 letztmals erwähnt. Dann sind sie ausgestorben. „Im heutigen Wappen der Gemeinde Kalletal steht oben das Andreaskreuz der Ritter von Vornholte. Die Erinnerung an sie bleibt damit wach“, schloss der Redner.
Kirchenvorstandsvorsitzende Vera Varlemann moderierte und kündigte nach musikalischen Zwischenspielen Stephan Prinz zur Lippe, Landrat Dr. Axel Lehmann, Bürgermeister Mario Hecker, Superintendent Dirk Hauptmeier und Kirchenrat Thomas Warnke als Redner an.
Stephan Prinz zur Lippe berichtete, Simon I. habe 67 Jahre lang regiert. Simon VI. war dann Bauherr des Schlosses Varenholz. Es habe Schlösser in Detmold, Brake und Varenholz der seinerzeit wohlhabenden Familie gegeben. Der letzte regierende Fürst sei sein Großvater gewesen.
Der Landrat erinnerte daran, dass Simon I. mit dem Kauf der „Burg Vornholte“ sein Ziel erreicht hatte, seinen Machtbereich bis zur Weser auszubauen. Dr. Axel Lehmann führte weiter aus, dass BdM und die Ufa-Filmgesellschaft im Schloss waren und gestand: „Das löst Kopfkino aus.“ Das historische Erbe müsse gepflegt werden. Der Bürgermeister führte aus, dass bereits 1323 ein Virus wie Corona viele Menschenleben gekostet habe. „Heute beherrschen Inflation, Krieg und Klimawandel die Schlagzeilen. Das treibt Schwarzmaler an. Bleiben Sie mit der Kirche hier standhaft“, sagte er. Dirk Hauptmeier merkte an, dass die Weser im benachbarten Erder einst Startort für die Amerika-Auswanderer gewesen ist. „Varenholz ist etwas besonderes“, sagte er. Die Menschen zeichne Bodenständigkeit aus.
Thomas Warnke fragte: „Was ist in diesen 700 Jahren alles auf den Weg gebracht worden: aus der Burg wurde das Schloss, aus einem Pferdestall diese Kirche.“ Für die anliegenden Aufgaben der Varenholzer Gemeinde sagt er Unterstützung der Landeskirche zu.
Zwischen den Wortbeiträgen gab es viel Musik, dargeboten vom gemeinsamen Singkreis Varenholz-Lüdenhausen unter Leitung von Johannes Neugebauer, dem Posaunenchor Lüdenhausen unter Leitung von Uwe Rottkamp und dem Keyboarder/Sänger Peter Stolle. Der war auch bei der Predigt von Horst-Dieter Mellies dabei und sorgte dabei für instrumentale Zwischenspiele.
Mellies schaffte auch in dieser Predigt den Spagat, von Gemeindethemen auf Allgemeines und Religiöses zu kommen. Nächstenliebe werde in der Gemeinde praktiziert, wenn Senioren und andere besucht werden. Besonnenheit sei wichtig, die Kirche dürfe nie hochnäsig werden. Man dürfe aber nicht nur in der Historie verweilen, wie wichtig die auch sei, sondern auch daran denken, wie es weitergehen soll. Stillstand wäre falsch, eine richtige Mannschaft müsse in der Kirchengemeinde entstehen. „Gott hat uns gegeben den Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit, nicht der Furcht“, so Mellies.
Vera Varlemann lud nach dem offiziellen Teil, bei dem Diakon Torben Sprenger für die Regularien und Technik zuständig war, zu einem Empfang mit Imbiss ein. Auch der Varenholzer Eiswagen erfreute sich regen Andranges. Noch in der Kirche hatte Reinhard Henke für den Kapellenverein Erder ein Präsent überreicht, und Dirk Hauptmeier hatte einen Beutel mitgebracht („Darin sind 700 Goldstücke“), um ihn Torben Sprenger zu geben.
Ein weiterer Höhepunkt: Es wurde erstmals der Film gezeigt, den Maik Pigorsch und Beate Ramisch gedreht haben und in dem Varenholz eine große Rolle spielt. Abermals enormer Beifall zeigte, wie ausgezeichnet dieser Streifen geworden ist. Eine Werbung für das Kalletal.
Es war ein gelungener Festgottesdienst zu einem bedeutenden Ereignis. Dass der Gottesdienst sehr gut besucht war, war auch ein schöner Erfolg für die Helferinnen und Helfer vor und hinter den Kulissen.