Extertal (jn/red). Großer Bahnhof auf dem eigentlich stillgelegten Gleis: Im Beisein von Oliver Krischer, NRW-Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr und rund 100 geladenen Gästen wurde Anfang Oktober das Monocab-OWL-System erstmals in Aktion präsentiert. Parallel zum Bösingfelder Bahnhofsfest am bundesweiten WDR-Maus-Türöffner-Tag gab es diesen Blick in die Mobilität der Zukunft zu bestaunen – und viele Nordlipper ließen sich das nicht entgehen.


Auf der stillgelegten Teststrecke der Extertalbahn war richtig was los: „Thusnelda“, so der Name des Vorführ-Monocabs, bewältigte die Strecke im autonomen Fahrmodus. Vor der eigentlichen „Jungfernfahrt“ war u.a. von Lippes Landrat Dr. Axel Lehmann zunächst feierlich die Kabine mitsamt des hypermodernen Innenraums enthüllt worden.

Wie zukunftsweisend dieses Projekt sein könnte, das betonten die offiziellen Gäste besonders – so auch NRW-Umweltminister Krischer: „Monocab OWL mit seinem innovativen Verkehrskonzept und dem nachhaltigen Kabinendesign steht beispielhaft für eine Mobilitätspolitik, die Umwelt und Verkehr nicht mehr als Gegensätze begreift, sondern als Impulsgeber für mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität.“
Prof. Dr. Jürgen Krahl, Präsident der TH OWL, merkte an, dass das Monocab öffentlichen und individuellen Personentransport kombiniere. Man könne entweder auf das nächste freie Monocab warten, oder es aber auch per App zu einer bestimmten Uhrzeit bestellen. Und er versprach: „Wir sind von dieser Technologie so überzeugt, dass wir planen, ein MONOCAB dauerhaft am Innovation Campus in Lemgo fahren zu lassen.“ Das System werde künftig auf dem gemeinsamen RailCampus OWL in Minden weitergeführt, um es bis zur Serienreife zu entwickeln.

Und auch Lippes Landrat Dr. Axel Lehmann zeigte sich stolz: „Lippe ist Reallabor für multimodale Mobilität: Die Idee für das Monocab ist in Lippe entstanden, darauf sind wir alle stolz und wollen die nächsten Schritte auch in Lippe umsetzen. Die innovativen Ein-Schienen-Fahrzeuge helfen gerade im ländlichen Raum, klimafreundliche Mobilität bedarfsgerecht zu sichern“.
Auf die Vorteile für die Nutzer ging Jürgen Tuscher, Geschäftsführer des RailCampus OWL in Minden, näher ein. „Fahrgäste können nach Bedarf das Angebot nutzen, – und es erwartet sie ein angenehmes freundliches Fahrerlebnis mit weniger Mitfahrenden als im öffentlichen Personennahverkehr“, so Tuscher. Damit sei insbesondere im ländlichen Raum eine gute Ergänzung zu etablierten Angeboten möglich.
Besonders stolz machten die ersten gelungenen Testfahrten den eigentlichen „Vater“ der Idee, Thorsten Försterling von der Landeseisenbahn Lippe: „Die Zukunft der Mobilität im ländlichen Raum ist individuell. Eine Lösung muss gut und einfach sein. Sie muss intuitiv sein und sich selbstverständlich anfühlen. Genau das erreichen wir mit dem MONOCAB“, so Försterling.

Was genau ist
das Monocab OWL?

Das Monocab OWL ist ein kreiselstabilisiertes autonomes Einschienen-System mit elektrischem Antrieb – und eines der Projekte des NRW-Strukturprogramms REGIONALE 2022 „UrbanLand“ im Bereich vernetzte Mobilität.
Die Fahrzeuge fahren also auf nur einer Schiene – und sie sind so konstruiert, dass sie sich auf einer normalen Eisenbahn-Gleisstrecke auch begegnen können.
Ab etwa dem Jahr 2027 wäre zum jetzigen Stand ein Test-Regelbetrieb möglich.
Die Projektförderung erfolgt im Rahmen der Umsetzung des operationellen Programms des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Nordrhein-Westfalen für den Zeitraum 2014-2020 mit einer Ko-Finanzierung durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.
Allein der europäische regionale Entwicklungsfonds fördert das Projekt mit rund 1,9 Mio. Euro. Hinzu kommen noch rund 1,6 Mio. Euro an Mitteln des Landes NRW.