Kalletal-Varenholz. Die Mischung machte es beim zweiten Literatur-Gottesdienst der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Varenholz zum Thema Hermann Hesse. Es gab Lebensweisheiten, Gedichte und Briefauszüge, von drei Sprecherinnen vorgetragen. In einem Frage- und Antwortspiel wurde der Dichter und Nobelpreisträger den 80 Besucherinnen und Besuchern vorgestellt.


Fußball-Star Franz Beckenbauer habe Hermann Hesse-Bücher mit ins Trainingslager genommen. Und Udo Lindenberg habe gesagt: „Hesse schaut in meine Seele, ohne mich zu kennen.“ Unterbrochen wurde dieser Dialog von Berichten von Augenzeugen, die den Dichter von „Steppenwolf“ und „Glasperlenspiel“ noch erlebt haben. Vom Tonband wurde sogar die Stimme des Schriftstellers eingespielt, der zwei Minuten lang über das Glück sprach.

Dies alles wurde passend eingeleitet von Moderatorin Vera Varlemann und kommentiert sowie interpretiert von Pastor Horst-Dieter Mellies, der dazu auch entsprechende Bibelstellen präsentierte. Beispielsweise heißt ja eines der berühmtesten Zitate von Hermann Hesse: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Pastor Mellies griff das auf. „Die Bibel spricht von einem neuen Herz und einem neuen Geist.“

Der Dichter schrieb zum Alleinsein einer bei ihm Ratsuchenden: „Sie sind nicht so allein, wie es Ihnen scheint. Anderen geht es auch so. Einen und auch Eine von ihnen müssen Sie erreichen suchen.“ Dazu Mellies: „Man muss auch Abschied von Menschen nehmen. Das ist schmerzhaft. Eine Haltungsänderung ist hingegen notwendig, und es ist wichtig, Verlorenem nicht nachzutrauern. Buße zum Beispiel bedeutet: den Verstand neu ausrichten.“ Hesse hatte nämlich auch geraten: „Was ihr braucht, ist Liebe, ist Hingabe, ist Gespräch, Offenheit, Mitteilung, Vertrauen. Solange ihr das nicht leistet, bleibt die Welt dunkel und das Leben sinnlos.“

Wie aktuell und zeitlos Hesses Aussagen mitunter sind, verdeutlichte der Geistliche an dem derzeit die Medien stark beschäftigenden Konflikt Russland und Ukraine. Hesse habe die Schrecken der beiden Weltkriege miterlebt und sich frühzeitig dagegen positioniert. „Trotzdem“, so der Pfarrer, „ist das Kriegerische nicht das Letzte.“

Weil Hesse Choräle von Bach und Werke von Mozart so schätzte, spielte Johannes Neugebauer an der Orgel auch beides ein. Die Gemeinde sang kräftig mit. Corona verhinderte, dass das geplante Kaffeetrinken nach dem Gottesdienst stattfinden konnte.

Und die Planungen für Literatur-Gottesdienst Nr. 3, sie laufen schon…
Diese zehn Personen waren am Hesse-Gottesdienst beteiligt: Vera Varlemann (Moderation), Torben Sprenger (Technik), Margit Süllwold (Lebensweisheiten), Kristiane Kielsmeier (Briefauszüge), Michaela Mannetter (Gedichte), Hans-Ulrich Krause (Augenzeugenberichte, auch Idee und Konzept), Pastor Horst- Dieter Mellies, Johannes Neugebauer (Musik), Bärbel Kuhlmann und Olrik Santozki (Frage- und Antwortspiel zu Hesse).