Extertal-Bösingfeld (rr). Die Evangelische Allianz Extertals hat am vergangenen Wochenende wieder zahlreiche Motorrad-Freunde und viele weitere Besucher mit ihrem kultigen Motorradgottesdienst „Die Schräglage“ begeistert. Die Kombination aus Bikerfrühstück, Gottesdienst und gemeinsamer Nordlippe-Rundfahrt ist ein Dauerbrenner. Die Vorfreude auf’s nächste Jahr ist garantiert.
Wie ein Gewitter dröhnte der Sound von rund 80 Motorrädern am Samstagmorgen, als die Biker den Parkplatz der Freien Evangelischen Gemeinde in der Mühlenstraße verließen, um zu einer 45 Kilometer langen gemeinsamen Ausfahrt durchs Lipperland aufzubrechen. Das gab etwas Kühlung durch den Fahrtwind, doch die davor liegenden fast drei Stunden hatten die Biker in ihrem dicken meist schwarzen Leder in sengender Sonne verbracht.
Denn die „Schräglage“ hatte zum traditionellen Motorradgottesdienst eingeladen, durchgeführt von der evangelischen Allianz Extertal.
Da bekommt jedes Motorrad einen festen Platz zugewiesen, da sind rund um die große Parkplatzfläche Zelte aufgebaut, in denen es für das gemeinsame Frühstück kostenlos belegte Brötchen und Kaffee gibt, da hat sogar die „Biker Bibel“ ihr eigenes Zelt. Für die Kosten der Veranstaltung ist ein Motorradhelm platziert, in den man Spenden einwerfen kann, ebenso nimmt ein Helm die Meldezettel der Bikergemeinde auf.
In der entspannten und gelösten Atmosphäre wird geklönt, gefachsimpelt, gibt es Benzingespräche, und alte Freundschaften und Bekanntschaften werden wieder aufgefrischt. Natürlich diskutiert man über die Maschinen, meist großvolumig, teils modifiziert, teils schon fast historisch, jedoch alles „naked bikes“, also nicht mit Kunststoffverkleidungen verunstaltete sogenannte „Joghurtbecher“. Da sind Motorräder pur, die auch von gestandenen Männern und Frauen bewegt werden. Eine 1000er Virago, mindestens 25 Jahre alt und wie aus dem Ei gepellt, eine wassergekühlte Yamaha Fazer, eine Yamaha Drag Star Classic, doch auch Kawasaki und Suzuki sind ebenfalls, wenn auch in kleinerer Anzahl, vorhanden, ab und an ein seltenes Einzelstück.
Zunächst gibt es ein ausgedehntes Frühstück mit leckerem Kaffee und mit viel Liebe zubereiteten Brötchen, dann richtet die dreiköpfige Band, mit Hinrich an der Gitarre, Vincent am Cajon, der Kistentrommel, sowie Sophie, zuständig mit ihrer Stimme und Tochter von Organisator Dietmar Grascha, mit einem ersten Lied die Aufmerksamkeit auf die Bühne. Diese besteht aus einem Anhänger für die Band und einem kleinen Podium, stilecht motorradmäßig dekoriert.
Dann tritt Grascha ans Mikrofon und stimmt die Biker-Gemeinde auf das Event ein.
Das steht in diesem Jahr unter dem Thema „Kraftstoff“, und indem Dietmar Grascha an den Biker-Pastor Matthias Fiebig erinnert, der noch im letzten Jahr zugegen war und dann im September verstarb, sowie an Jochen, einen ebenfalls verstorbenen guten Freund, fügt er hinzu. „Das sind traurige Anlässe, da benötigen wir Kraftstoff – aber Gottes Wort ist Kraftstoff.“ Darauf bezieht sich auch Klaus Schäfer aus Detmold, der in seiner Lebensgeschichte bewegend berichtet, wie er zum Glauben kam und dieser ihn als Kraftstoff aus Tiefen und Rückschlägen herausführte. Pfarrer Jörn Schendel aus Almena, der die Predigt hält, greift den „Kraftstoff“ ebenfalls auf und erwähnt seine Zeit als Missionar, in der Ukraine und Polen mit mehrfachen Erlebnissen, in denen er vielfach den Glauben an Gott als Kraftstoff in prekären Situationen erfahren durfte.
Die Motorradfahrer sitzen schweigend auf ihren Maschinen, eine angespannte Stille liegt über dem Platz. Dann, nach einer Schweigeminute für die verstorbenen oder verunfallten Biker und einem gemeinsamen Gebet, gibt Dietmar Grascha das Signal zum Aufbruch.
Die Ausfahrt beginnt, die in diesem Jahr auf malerischen Umwegen über Goldbeck, Haverbeck, Aerzen und wieder zurück. Der Motorradgottesdienst ist in allen Facetten ein intensives Erlebnis – auf das man sich schon im kommenden Jahr freuen darf.