Kalletal-Varenholz (rr). Zehn Fahrgäste plus Fahrräder können mit der Gierseilfähre umweltfreundlich von der Anlegestelle Varenholz zur anderen Weserseite nach Veltheim übersetzen. Jedenfalls an den Wochenenden von April bis Oktober, obwohl auch Bedarf an den Wochentagen bestünde.

Nur gibt es nicht genug ehrenamtliche Fährleute, und so war ihre Überfahrt kürzlich eine echte Ausnahme. Allerdings für hochkarätige Fahrgäste, denn diesen wurde ein innovatives Projekt vorgestellt, das die Gemeinde Kalletal unter der Federführung von Bürgermeister Mario Hecker und Fachbereichsleiter Olaf Kapelle angestoßen hatte. Es wurde unter Mitwirkung des Fraunhofer Instituts Lemgo, des Kommunalen Rechenzentrums Lemgo sowie digital.interkommunal nun realisiert. Denn Lemgo und die Gemeinde Kalletal hatten sich beim Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat (BMI) um Fördermittel des Programms „Modellprojekte Smart Cities: Stadtentwicklung und Digitalisierung“ beworben.

Mit der Weserfähre Varenholz beginnt ein Programm für Kalletal, das an Bord in einem kleinen Kasten steckt und mithilfe von GPS sowie verschiedener Sensoren den ersten Schritt in die Digitalisierung bedeutet.

Für Radwanderer vereinfacht die Elektronik die Weserquerung, indem man jetzt über eine spezielle App abrufen kann, ob die Fähre fährt, wann sie fährt oder gar nicht, weil Wind, Wasserstand oder ein erkrankter Fährmann einen Betrieb unmöglich machen.
Man muss also nicht mehr die lange Strecke des Beutebrinks zurücklegen, um vor Ort festzustellen, dass gar kein Übersetzen erfolgt. Die Gemeinde Kalletal hat daher an günstigen Stellen Schilder aufgestellt, auf denen Radfahrer sich mittels eines QR-Codes frühzeitig über die Überquerung informieren können.

Die Fahrt mit der Fähre erspart den Nutzern des alternativen Weserradwegs einen elf Kilometer langen Umweg, um auf den Weser-Radweg auf Veltheimer Seite zu wechseln. „Dabei ist eigentlich Nachfrage über sieben Tage die Woche vorhanden,“ erklärt Olaf Kapelle. Dipl.-Ingenieur Jens-Peter Seick, Projektmanager von Future City Solutions, erläuterte, dass die Fähre ein Pilotprojekt für weitere Smart-City-Projekte sei. Denn im Rahmen des Hochwasserschutzes soll mit genau gleicher Technik ein Warnsystem für Langenholzhausen konzipiert werden, das bei Starkregenereignissen wie im Ahrtal, die auch die durch Langenholzhausen fließende Osterkalle ereilen könnten, frühzeitig Alarm schlägt.