Kreis Lippe (red). Die Kriminalität in Lippe ist deutlich gestiegen. Das geht aus der Kriminalstatistik für 2022 hervor, die jetzt vorgestellt worden ist. Erfreulich dagegen: Die Gemeinden Kalletal und Leopoldshöhe sind die einzigen Kommunen im Kreis Lippe, die einen Rückgang der Straftaten verzeichnen können.

Traditionell ist Lippe ein Kreis mit einer sehr niedrigen Kriminalitätsbelastung. Das bestätigt sich auch im Jahr 2022. Im Verhältnis zu den Vorjahren musste die Behörde jedoch 2022 mit einem deutlichen Anstieg der registrierten Straftaten umgehen. 2021 wurden knapp 13 000 Straftaten verzeichnet, ein extrem niedriger Wert, der unter anderem auf die Corona-Pandemie zurückzuführen war. Dieser Effekt hält nicht mehr an, für das Jahr 2022 wurden 15 985 Straftaten in Lippe bekannt, das entspricht einer Zunahme von 23,3 Prozent. Dennoch ist Lippe der sicherste Kreis in OWL und der drittsicherste in NRW. Im Bereich Eigentum wurden 42 Prozent mehr Straftaten in 2022 festgestellt. Besonders auffällig war hier der Bereich des Diebstahls von Mopeds und Krafträdern mit einer Steigerung von 168,85 Prozent. Dieser liegt eine Serie von Rollerdiebstählen zugrunde, die dank akribischer Ermittlungsarbeit schließlich geklärt werden konnte. Eine jugendliche Tätergruppe steckte hinter den Diebstählen.
Es wurden 66 Prozent mehr Wohnungseinbruchdiebstähle verzeichnet. Der starke Anstieg ist auf den sehr niedrigen coronabedingten Basiswert des Vorjahres zurückzuführen.
Immer mehr Menschen in Lippe haben sich hochwertige Pedelecs gegönnt, die eine lohnende Beute für Fahrraddiebe sind. 771 Pedelecs und Fahrräder wurden 2022 gestohlen, 2021 waren es nur 445 Fahrraddiebstähle.
Im Bereich der Rauschgiftdelikte wurden insgesamt 17,1 Prozent weniger Fälle registriert. Die Zahl der Betrugsverfahren und Urkundendelikte stieg um 69 Straftaten auf 2307.
Im Bereich der Rohheits- und Körperverletzungsdelikte wurde in Lippe ein Anstieg von 26,7 Prozent verzeichnet. Auch auf Landesebene sind deutlich steigende Zahlen für diesen Bereich zu sehen. Die Körperverletzungsdelikte spielen sich überwiegend im persönlichen Umfeld ab.
Bei den Sexualdelikten sind die steigenden Zahlen ein landes- und sogar bundesweites Phänomen. In Lippe verzeichnet die Polizei 2022 einen Anstieg um 16,1 Prozent. Steigende Fallzahlen bedeuten jedoch nicht zwangsläufig mehr Missbrauchsfälle, sie bedeuten eine Aufhellung eines großen Dunkelfelds. Hinweise aus der aufmerksamen Bevölkerung, ein verändertes Anzeigeverhalten und verbesserte technische Möglichkeiten bei den Ermittlungen führen dazu, dass die Polizei immer mehr Tätern das Handwerk legen kann. Die Aufklärungsquote bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung liegt bei 88,14 Prozent.
Behördenleiter Dr. Axel Lehmann: „Fast immer kann jede und jeder die Polizeiarbeit aktiv unterstützen. Deshalb appelliere ich an die Lipperinnen und Lipper: Schauen Sie nicht weg. Wenn Sie Straftaten beobachten oder einen schlimmen Verdacht haben, rufen Sie unbedingt die Polizei. Ihre Zeugenaussage kann dazu beitragen, Straftaten aufzuklären oder sogar zu verhindern.“
Die Polizei – egal wie gut sie ist – könne steigende Kriminalitätszahlen nicht allein verhindern. „Viele Straftaten passieren zum Beispiel im Privaten oder resultieren aus gesellschaftlichen Problemen. Gerade die Steigerung von Gewaltdelikten ist ein ernst zunehmendes Problem und es ist unser aller Verantwortung, Lösungen zu finden. Wir müssen uns für eine sichere Gesellschaft engagieren und zusammenarbeiten, um die Ursachen anzugehen und zu verhindern, dass solche Delikte in Zukunft weiter zunehmen. In Lippe arbeiten deshalb verschiedene Institutionen und Behörden eng zusammen“, so Dr. Axel Lehmann weiter.
Die Aufklärungsquote ist trotz gestiegener Fallzahlen nur leicht gesunken und liegt aber weiterhin über dem Landesdurchschnitt. 56,27 Prozent der registrierten Straftaten konnten aufgeklärt, 7 116 Tatverdächtige ermittelt werden. Damit wurden zwölf Prozent mehr Tatverdächtige als im Vorjahr ermittelt. „Das ist der guten Leistung der Polizei sowie der Beschäftigten zu verdanken, die trotz der gestiegenen Arbeitslast unermüdlich für die Lipper im Einsatz sind“, so der Behördenleiter.