Kalletal (jn/red). Bei einem dreijährigen Aufforstungs-Projekt auf dem Kalletaler Kirchberg und auf zwei weiteren Flächen in Lippe haben sich Alternativen für die Aufforstung der deutschen Wälder herauskristallisiert. Zum Projektende waren jetzt alle Beteiligten von Bund, NRW-Landesbetrieb und Landesverband Lippe sehr zufrieden.
Der erste Blick auf die umgatterte Versuchsfläche auf dem Kalletaler Kirchberg offenbart noch nichts Ungewöhnliches: Junge Bäume in Reih und Glied. Doch der Blick auf die Baum-Arten zeigt: Hier wachsen Bäume, die man in Lippe eigentlich nicht kennt. Und trotzdem sind die Zöglinge prächtig gewachsen in den vergangenen drei Jahren.
Das Aufforstungs-Projekt, das u.a. auf dem Kirchberg erfolgte, hat somit gezeigt, dass die ausgesuchten, eigentlich fremden, Baumarten im hiesigen, bereits durch den Klimawandel veränderten, Klima prächtig gedeihen. Ein voller Erfolg, der jetzt, zum Abschluss des Projektes zum Ende des Jahres 2020, bei einem Ortstermin mit dem Bundeswaldbeauftragten Cajus Caesar, Vertretern des Landesbetriebes Wald und Holz NRW sowie des Landesverbandes Lippe schnell klar wurde. Hier kündigt sich eine vollkommen neue Waldgeneration an. Eingeladen hatten Dr. Norbert Asche, Projektverantwortlicher beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW, sowie der Landesverband Lippe mit Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast, Susanne Hoffman (stellv. Leiterin der Forstabteilung) und Frank Homuth (Leiter des Forstreviers Kalletal).
Das Forschungsprojekt „Erhalt bzw. Steigerung der nachhaltigen Holzproduktion unter Nutzung ausgewählter Baumarten aus anderen biogeografischen Regionen“ wurde im Jahr 2017 vom Landesbetrieb Wald und Holz und vom Landesverband Lippe gemeinsam gestartet. Finanziert wurde es zu 100 % aus Fördergeldern des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, die über die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR) bewilligt wurden.
Den wesentlichen Impuls hatte seinerzeit Cajus Casear gegeben: „Der Klimawandel zwingt Waldbesitzer und Forstwissenschaftler, beim Waldbau neue Wege zu gehen und Baumarten zu finden, die in unseren Regionen gut gedeihen und zugleich resistenter sind gegen Hitze, Dürre und Schädlingsbefall, wie sie aufgrund des Klimawandels prognostiziert werden. Ich habe deshalb angeregt, Versuchsflächen anzulegen mit Baumarten aus anderen Regionen, aber auch mit Baumarten, die wir aus Parklandschaften oder Alleen in Deutschland schon kennen, von denen wir aber nicht wissen, wie sie in einem Waldbestand gedeihen.“ Das Forschungsprojekt hat aus seiner Sicht Relevanz für die gesamte Bundesrepublik: „Die hier gewonnenen Forschungsdaten und Ergebnisse sind wichtig für Waldbesitzer in ganz Deutschland.“
Caesar war einst selbst Förster beim Landesverband und hatte schon vor 30 Jahren erfolgreich mit Baumarten aus anderen geografischen Regionen experimentiert.
Die Motivation für das aktuelle Projekt war also hoch. Zwischen neun und elf Baumarten wurden auf den drei Versuchs-Flächen gepflanzt: Atlaszeder, Küstentanne, Araukarie, Westliche Hemlocktanne, Küstenmammutbaum, Gebirgsmammutbaum, Sicheltanne, Baumhasel, Esskastanie, Orientbuche und Platane.
Die Ergebnisse nach drei Jahren beeindrucken, insbesondere auf dem Kalletaler Kirchberg: „Die Böden hier sind sehr nährstoffarm, der Wind ist stark, und trotzdem sind die jungen Pflanzen hervorragend gewachsen. Besonders überrascht haben uns Hemlocktanne und Esskastanie“, sagt Dr. Norbert Asche. „Sie sind heute bis zu vier Meter hoch – und das trotz der Trockenheit in den Jahren 2018, 2019 und 2020.“
Als die Partner das Projekt gestartet haben, waren Dürre und Borkenkäfer noch kein Thema. Jetzt machten die Flächen Hoffnung, dass es gelingen könne, für unsere Kinder- und Enkelgenerationen einen neuen Wald zu begründen. „Wir brauchen vor allem Nadelhölzer, weil uns die Fichte wegbricht. Die hier angepflanzten Nadelbaumarten könnten diesen Ausfall kompensieren“, so Asche.
Für den Landesverband ist der Versuch eine wichtige Investition in die Zukunft: „Als größter öffentlicher Waldbesitzer in Lippe haben wir ein großes Interesse daran, unsere Wälder zu erhalten. Wie unglaublich schwierig das ist, haben die letzten drei Jahre gezeigt: Nach dem Sturm „Friederike“ im Januar 2018 und den Dürresommern 2018 und 2019 mit Borkenkäferbefall haben wir den Großteil unserer Fichten verloren. Das Forschungsprojekt hilft uns ganz konkret, Alternativen zu finden, den Waldbau weiterzuentwickeln und so die Grundlage für die lippischen Wälder von Morgen zu legen“, betont Düning-Gast.
Die Ergebnisse seien ermutigend, so die Projektpartner. Denn Lippe solle auch in Zukunft grün bleiben.